Hiltruper Jugendliche analysieren ihre Sozialräume

Ein Studienprojekt zur Sozialraumorientierung in der Kinder- und Jugendhilfe

durchgeführt von:
Isabel Lohmann
Ann-Kathrin Middendorf
Meike Müller
Marina Gorke

unter der Leitung von:
Eva Christina Stuckstätte

in Kooperation mit:
Verbund Sozialtherapeutischer Einrichtungen (VSE) Münster Hiltrup: Streetwork

Juni 2009

Einleitung

Die hier dargestellten Ergebnisse der Sozialraum- und Lebensweltanalysen Hiltruper Jugendlicher sind das Resultat eines Studienprojektes der Katholischen Hochschule NRW, Abteilung Münster. In der Zeit vom 01.04.2009 – 22.06.2009 führte eine Projektgruppe von vier Studentinnen im Rahmen des Konzepte-Seminars „Sozialraumorientierung in der Kinder- und Jugendhilfe“ unter der Leitung von Prof. Dr. Eva Christina Stuckstätte die Analysen mit gut 30 Jugendlichen aus Hiltrup und angrenzenden Stadtteilen durch. Unterstützt wurde die Projektgruppe von allen Studierenden des Seminars, die die Analysen vor- und nachbereitet haben sowie Raum zur Reflexion boten.

Das Projekt wurde in Kooperation mit dem Streetwork des Verbunds Sozialtherapeutischer Einrichtungen (VSE) realisiert. Die Ergebnisse sollen der Weiterentwicklung der Hiltruper Jugendhilfeangebote im Bereich des Streetworks und der offenen Kinder- und Jugendarbeit dienen. Zudem sollen die Erkenntnisse in ein aktuelles Mediationsprojekt einfließen, das derzeit unter der Leitung von Prof. Dr. Georg Albers in Hiltrup durchgeführt wird.

Sozialraum- und Lebensweltanalysen dienen dazu, öffentliche Räume aus der differenzierten Perspektive von Kindern und Jugendlichen zu sehen und zu verstehen. Die hier angewandten Methoden dienen dazu, Wahrnehmungen und Deutungen der Jugendlichen von ihrem Stadtteil qualitativ (nicht quantitativ!) zu erfassen und transparent zu machen. Die Analysen sind Bestandteil sozialräumlicher Konzeptentwicklung in der Kinder- und Jugendhilfe, wie sie von Deinet (2005) beschrieben wird.

Im Rahmen der Hiltruper Analysen wurden vier Methoden angewandt:

Detaillierte Informationen zu den einzelnen Methoden sind Deinet et al. (2009) zu entnehmen.

Im Folgenden werden die Ergebnisse stichpunktartig dargestellt.

1. Strukturierte Stadtteilbegehung

1.1 Rahmenbedingungen

1.2 Fragestellung

1.3 Ergebnisse

Hiltrup Ost (Roggenkamp und Umgebung)

Bewertung:

Hiltrup Mitte (Schulzentrum und Umgebung)

Rewe-Markt in Hiltrup

Schulzentrum in Hiltrup

Sportzentrum in Hiltrup

Vorplatz an der Kirche in Hiltrup

Spielplatzschild

Bewertung:

Hiltrup West (Mesenstiege und Umgebung)

Bewertung:

1.4 Fazit

2. Nadelmethode

2.1 Rahmenbedingungen

2.2 Fragestellung

2.3 Ergebnisse der Befragung (Frauen)

Stadtplan - Befragung der Frauen

Bewertungen der Mädchen - eine Auswahl:

Burgwall:

Schulzentrum:

Rewe-Markt:

Schwimmbad Hiltrup:

Blackbull:

Sportplatz Amelsbüren:

37 Grad:

Gesamtbewertung:

2.4 Ergebnisse der Befragung (Männer)

Stadtplan - Befragung der Männer

Bewertungen der Jungen - eine Auswahl:
Burgwall:

Schulzentrum:

Rewe-Markt:

Schwimmbad Hiltrup:

Blackbull:

37 Grad:

Kanal, Prinzenbrücke

Fußballplatz:

Hauptschule:

Bewertung insgesamt:

3. Stadtteilbegehung mit Jugendlichen

3.1 Rahmenbedingungen

3.2 Fragestellung

3.3 Ergebnisse

4. Autofotografie

4.1 Rahmenbedingungen

4.2 Fragestellung

4.3 Ergebnisse

Die Mädchen haben vorrangig Orte fotografiert, an denen sie sich gerne aufhalten.
Aus ihren Erläuterungen wird erkennbar, wie sie die Qualitäten der Räume hinsichtlich möglicher Aneignungen einschätzen:

Sitzbank/Tisch in Hiltrup-Nord an der Reitwiese

1.) Sitzbank/Tisch in Hiltrup-Nord an der Reitwiese

Bankkonstruktion bei Betten Limberg

2.) Bankkonstruktion bei Betten Limberg

BFV Fußballplatz

3.) BFV Fußballplatz

Draht-Lauen-Spielplatz (Nähe Hohe Geest)

4.) Draht-Lauen-Spielplatz (Nähe Hohe Geest)

Burger King/Westfalentankstelle

5.) Burger King/Westfalentankstelle

Spielplatz am Nimrodweg (Hiltrup-West)

6.) Spielplatz am Nimrodweg (Hiltrup-West)

Star-Tankstelle

7.) Star-Tankstelle

Rewe/Schulzentrum

8.) Rewe/Schulzentrum

Stadthalle

9.) Stadthalle

Kant-Sporthalle/Tiefgarage

10.) Kant-Sporthalle/Tiefgarage

Kant-Gymnasium Eingangsbereich

11.) Kant-Gymnasium Eingangsbereich

Studentenwohnheim (Stuwo)

12.) Studentenwohnheim (Stuwo)

Brunnen Marktallee

13.) Brunnen Marktallee

Spielplatz hinter der Sparkasse

14.) Spielplatz hinter der Sparkasse

Marktstübchen

15.) Marktstübchen

Skaterpark am Bahnhof

16.) Skaterpark am Bahnhof

Spielplatz bei Lidl, Glasuritstraße

17.) Spielplatz bei Lidl, Glasuritstraße

VSE

18.) VSE

Grünes Klassenzimmer der Realschule

19.) Grünes Klassenzimmer der Realschule

am Kant-Gymnasium, Schulhof

20.) am Kant-Gymnasium, Schulhof

5. Fazit

Aus den differenzierten Berichten der Jugendlichen ergeben sich einige Orte, die von mehreren Befragten als negativ besetzt bzw. als stress- und angstbesetzt und somit als dringend veränderungsbedürftig erachtet werden. Hierzu zählen insbesondere:

  1. das Schulzentrum („Der Hiltruper Bremer Platz“)
  2. die Region um den Rewe-Markt („Da chillen die Säufer“)
  3. der Bahnhof („Man sieht da Spritzen rumliegen“).

Deutlich wird im Weiteren, dass eine Vielzahl attraktiver kleinerer Plätze und Orte in Hiltrup existieren, die von Jugendlichen gerne in Anspruch genommen werden. Problematisch ist jedoch durchgängig, dass diese Plätze vielfach nah an Wohnhäusern liegen und sehr verregelt sind. Die Nutzung dieser Orte ist in den Abendstunden häufig konfliktbesetzt (Auseinandersetzungen mit Anwohnern und Polizei). Als dominierendes Thema der Auseinandersetzungen mit der Polizei wird von den Jugendlichen das „Verscheuchen“ von öffentlichen Plätzen benannt (Die Polizei sagt immer: „Was macht ihr hier, was macht ihr da?“). In der Konsequenz fordern viele Jugendliche einen Raum für sich, der wenig reglementiert ist, wo sie unter sich sein können, der Rückzug bietet, der am Wochenende nutzbar ist, an dem geraucht und Alkohol konsumiert werden darf, der eine Atmosphäre zum „Chillen“ bietet und nur von ihnen besetzt wird.

Die Jugendlichen bringen zudem weitere Änderungswünsche für eine attraktivere Stadtteilgestaltung ein:

  1. Skaterplatz überdachen
  2. öffentliche Orte für Jugendliche mit Dächern und Sitzgelegenheiten ausstatten
  3. Container zum Aufhalten mit Strom für Musik
  4. in Wohngebieten Fussball- und Basketballfelder
  5. mehr Sauberkeit und Dekoration am Schulzentrum
  6. ein Jugendzentrum, das auch abends geöffnet hat
  7. einen Flyer, der öffentliche Orte für Jugendliche ausweist

Einige Jugendliche waren nur begrenzt bereit, Ideen zur Verbesserung öffentlicher Räume zu entwickeln. Folgende Äußerung zeigt, dass die eigene Stimme nicht als bedeutungsvoll eingeschätzt wird:

„Hab mir einmal was gewünscht. Warum soll ich das jetzt sagen? Das bringt doch eh nichts.“

Eine andere Jugendliche berichtet stolz, dass sie sich gerne für den Stadtteil engagiert. Positiv erlebt sie in diesem Zusammenhang die Arbeit im Jugendforum:

„Ich bin auch im Jugendforum. Es gibt 13 Teilnehmer und man kann bis man 18 Jahre alt ist dabei sein. Ich wurde von über 600 Leuten gewählt.“

Die Ergebnisse der Analysen zeigen, dass Jugendliche öffentliche Räume sehr differenziert wahrnehmen, unterschiedlich nutzen und somit auch unterschiedlich bewerten. Die vielfältigen und beteiligungsorientierten Methoden sozialräumlicher Analysen haben die Jugendlichen durchgängig sehr motiviert, Ideen und Veränderungsvorschläge für ihren Stadtteil zu entwickeln. Die hier dargestellten Ergebnisse sind eine gute Grundlage, um mit den Jugendlichen der aufsuchenden Jugendarbeit aber auch mit dem Klientel der Jugendzentren im Sinne sozialräumlicher Konzeptentwicklung (vgl. Deinet 2005) an der Weiterentwicklung des Stadtteils in Form gemeinsam entwickelter Projekte zu arbeiten.

Literatur


Zitiervorschlag

Hiltruper Jugendliche analysieren ihre Sozialräume. In: sozialraum.de (1) Ausgabe 2/2009. URL: https://www.sozialraum.de/hiltruper-jugendliche-analysieren-ihre-sozialraeume.php, Datum des Zugriffs: 29.03.2024