SpielLandschaftStadt e.V. Bremen

Jens Oppermann

Logo SpielLandschaftStadt e.V. Bremen

SpielLandschaftStadt e.V. ist ein im Jahr 1999 in Bremen gegründeter Verein. Er hat sein Büro im Bremer Stadtteil Horn-Lehe. Der Verein ist anerkannter Träger der Jugendhilfe in Bremen, Er verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke und arbeitet parteipolitisch und konfessionell unabhängig.

Der Verein setzt sich für die Schaffung und den Erhalt einer kinder- und familienfreundlichen Umwelt, die Stärkung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und die Verwirklichung der Rechte der Kinder, wie sie in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen festgelegt sind, ein. Er sieht die jungen Menschen als die Expert:innen ihres Alltags und stellt daher ihre Beteiligung und die der Eltern in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten.

1. Selbstverständnis und Hintergrund

Der Verein SpielLandschaftStadt e.V. setzt sich insbesondere dafür ein, das Recht auf Spiel in allen Lebensbereichen zu verwirklichen, die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zu fördern und zu unterstützen sowie die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen durch eine Vielfalt von Möglichkeiten für Spiel und Bewegung zu stärken.

Mobiles Spielangebot im Einsatz

Abbildung 1: Mobiles Spielangebot im Einsatz (Quelle: Autor)

Dieser Zielsetzung entsprechend, ist SpielLandschaftStadt e.V. in folgenden Aufgabenfeldern tätig:

Seit seiner Gründung hat der Verein unterschiedliche Angebotsbereiche und -formate entwickelt, die im Folgenden weiter dargestellt werden.

2. Angebote und Aktivitäten des Vereins

Aktuell haben insbesondere die folgenden sechs Bereiche eine größere Bedeutung in der Arbeit des Vereins.

2.1 Spielleitplanung

Kinder und Jugendliche brauchen Spielräume, gerade auch in städtischen Räumen. Dabei geht es nicht nur um Spielplätze, sondern um alle Freiflächen im Wohnumfeld und in den Stadtteilen. Um die räumliche Situation von Kindern und Jugendlichen in der Stadt zu verbessern, wurde die Spielleitplanung entwickelt. Diese gibt den Bedürfnissen von Mädchen und Jungen bei der Entwicklung der Stadt angemessen Raum und Beachtung.

Mit der Spielleitplanung ist ein kinder- und familienfreundliches Planungsinstrument entstanden, das die Belange von Kindern und Jugendlichen erstmalig auf der Ebene eines Stadtteils oder auf der Quartiersebene darstellt. Die Spielleitplanung richtet den Blick auf die Stadt als Spiel-, Erlebnis- und Erfahrungsraum. Spielplätze sind nur ein Teilaspekt neben Brachen, Siedlungsrändern, Baulücken, Straßen, Hauseingängen und Plätzen.

Kinder und Jugendliche sind Expert:innen ihrer eigenen Umgebung. Sie werden während der Spielleitplanung aktiv über Befragungen, Streifzüge und Zukunftswerkstätten einbezogen. Die Spielleitplanung bringt auf der Verwaltungs- und Fachebene verschiedene Ressorts zusammen, um die Querschnittsaufgabe einer kinder- und familienfreundlichen Stadtentwicklung zu lösen. Die Stadt als Spiel-, Erlebnis- und Aufenthaltsraum für Kinder zu entwickeln, bringt allen Bürger:innen mehr Lebensqualität.

Ziel der Spielleitplanung, die bisher für sieben Bremer Stadtteile erstellt wurde, ist es, den Fachleuten der Stadt- und Sozialplanung aufzuzeigen, wo Kinder, Jugendliche und Eltern Probleme in ihrem Stadtteil sehen, wo ihre Spiel-, Bewegungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten eingeschränkt werden und wie sie sich ihren Stadtteil zukünftig vorstellen. Die Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens (Streifzüge mit Kindern, Workshops mit Jugendlichen, Befragung von Eltern) werden in einen Aktionsplan geschrieben, der den Planungsbehörden und Beiräten in die Hand gegeben wird. Einige Projekte, wie beispielsweise die viel beachteten temporären Spielstraßen, wo regelmäßig Straßen an einem festen Nachmittag in der Woche für den Verkehr gesperrt werden, damit Kinder darauf spielen können, sind das Ergebnis einer solchen Beteiligung.

Bauteile der Bewegungsbaustelle

Abbildung 2: Beteiligung von Kindern an der Spielleitplanung (Quelle: Autor)

Ein aktuelles Beispiel: Spielleitplanung Ohlenhof-Oslebshausen 2023/2024

Mit der Spielleitplanung Ohlendorf-Oslebshausen sollte im Auftrag der Bremer Sozialbehörde überprüft werden, wie kinder-, jugend- und familienfreundlich die beiden Ortsteile sind. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf Aufenthaltsorten, Treff- und Spielmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche im öffentlichen Raum sowie Verkehrswegen, Mobilität, Erreichbarkeit und Sicherheit an den für Kinder und Jugendliche wichtigen und interessanten Örtlichkeiten. Dazu wurden gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und auch Eltern verschiedene Beteiligungsaktionen im Stadtteil durchgeführt. Die Mitarbeitenden des Vereins haben mit vielen Kindern, Jugendlichen und Eltern gesprochen, waren in Kitas und Schulen, bei der Erlebnisfarm Ohlenhof, beim Spielhaus Wohlers Eichen, beim Bürgerhaus und im Jugendfreizeitheim Oslebshausen und sind mit Gruppen von Kindern oder Jugendlichen im Stadtteil auf Streifzügen unterwegs gewesen. Die aufbereiteten Ergebnisse dieser Bestandsaufnahme und die vielen Ideen und Vorschläge, an welchen Orten Ohlenhof und Oslebshausen noch kinder- und jugendfreundlicher werden können, wurden öffentlich vorgestellt. Die unterschiedlichsten Akteur:innen waren eingeladen, einen Blick auf die verschiedenen Ideen und Vorschläge zu werfen und hierzu nochmal Anmerkungen, Ergänzungen oder Korrekturen abzugeben.

Für eine gelingende Spielleitplanung ist eine gute Vernetzung mit Trägern und Institutionen vor Ort unerlässlich, z.B. den Kindertagesbetreuungseinrichtungen, den Schulen, den Jugendfreizeitheimen, den Sportvereinen, den Jugendbeiräten oder Jugendforen, dem Quartiersmanagement, Anwohner:innen-Initiativen und weiteren Akteur:innen.

Vor der aktuellen Spielleitplanung in Ohlendorf-Oslebshausen wurde die Spielleitplanung in Bremen in bereits in den folgenden Bremer Stadtteilen durchgeführt:

Darüber hinaus wurden für die Spielleitplanung folgende Materialien entwickelt, die an anderen Orten gerne mit genutzt werden können:

2.2 Unterstützung von Initiativen: Förderfonds Spielräume schaffen

Über die Gemeinschaftsaktion „Spielräume schaffen“, finanziert vom Deutschen Kinderhilfswerk und der Sozialsenatorin, bietet SpielLandschaftStadt Beratung und finanzielle Unterstützung für Spielrauminitiativen an. Auf diese Weise wurden seit 1997 etwa 300 Projekte mit einer Fördersumme von deutlich mehr als einer halben Million Euro realisiert.

In der Stadt sind Spielmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche rar. Öffentliche Spielplätze liegen zudem oft nicht in der Nähe der eigenen Wohnung. Daher sollte es allen engagierten Bürger:innen möglich sein, auf freien Flächen in ihrer Umgebung, wie z.B. Grünstreifen, Baulücken, Wendeplätzen o.Ä., einen Spielraum einrichten. Die Mitarbeitenden des Vereins beraten und unterstützen Initiativen bei der Ideenentwicklung und Vorbereitung, bei der Antragstellung und Durchführung bis zur Abrechnung der Projekte.

Dazu beraten die Mitarbeitenden des Vereins vor allem hinsichtlich von Gestaltungsfragen zur Modellierung und Bepflanzung des Geländes (Materialwahl, verschiedene Spielbereiche, naturnahes Spielen etc.), Sicherheitsnormen und Versicherungsfragen, Anregungen und Hilfestellungen für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, Unterstützung bei der Suche nach Fördermöglichkeiten und Geldquellen, Hilfe bei der Kontaktaufnahme und Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und der Moderation bei Schwierigkeiten.

Mehr zu Förderbedingungen und weitere Informationen zur Schaffung von Spielräumen finden auf unserer Website unter: https://spiellandschaft-bremen.de/projekte/spielraeume-schaffen

2.3 Weiterbildungsveranstaltungen

Der Verein bietet jedes Jahr eine Reihe von Seminaren und Weiterbildungsveranstaltungen zu den Themen Spielen, Bewegung, Gesundheits­förderung und Kindererziehung an. Zielgruppen sind vor allem pädagogische Fachkräfte, Fachleute aus Politik und Verwaltung und insbesondere Eltern.

2.4 Spielflächen-Informationssystem

Im Auftrag der Bremer Sozialbehörde pflegt der Verein SpielLandschaftStadt e.V. das Spielflächeninformationssystem, in dem Orte für Spiel und Bewegung in der Stadt erfasst sind. Für die Öffentlichkeit stellt der Verein den Bremer Familienstadtplan ins Internet. Hier können schnell und übersichtlich Informationen über Spielmöglichkeiten, aber auch Einrichtungen wie Schulen, Kultureinrichtungen, Sportvereine aufgerufen werden.

2.5 Bewegungsernährungsmobil Bemil

Seit 2007 fährt der Verein SpielLandschaftStadt e.V. mit dem Bewegungsernährungsmobil Bemil in die Stadtteile, um Kindern im Alter zwischen drei und zwölf Jahren Bewegung und gesunde Ernährung spielerisch näherzubringen. Kinder bauen sich in den Straßen und auf anderen Freiflächen mit den – überwiegend hölzernen – Modulen eine flexible Spiellandschaft auf und lernen durch kleine Aktionen Beispiele für eine gesunde Ernährung kennen. Bemil wird – von Fachkräften betreut oder unbetreut als Ausleihe – auf Straßen- und Nachbarschaftsfesten, Schulveranstaltungen, auf temporären Spielstraßen und in Kindergärten eingesetzt. In jüngster Zeit verlagert der Verein den Einsatzschwerpunkt verstärkt in sozial benachteiligte Quartiere und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Sozialarbeit. Seit dem Bestehen des Angebots haben Tausende von Kindern und Eltern Bemil genutzt. In diesem Projekt wird der Verein durch sehr engagierte Freiwillige unterstützt.

Beteiligung von Kindern an der Spielleitplanung

Abbildung 3: Bauteile der Bewegungsbaustelle (Quelle: Autor)

Zentrales Element ist die Bewegungsbaustelle – bunte Kästen aus Holz, kombiniert mit Brettern, Kant- und Rundhölzern, Baumscheiben und Leitern. Die Kinder können selbständig vielfältige Balancier- und Bewegungslandschaften zusammenbauen. Sie setzen damit kreativ ihre eigenen Bewegungsideen um, haben viel Spaß an der Bewegung und kommen mit anderen Kindern in Kontakt. Dabei sind das freie Spiel gewollt und das Verändern und Umbauen der Bewegungsbaustelle absolut gewünscht. Durch das selbständige Ausprobieren und Erkunden der Bewegungsbaustelle erleben die Kinder ihre Umwelt, ihren Körper und gewinnen an Bewegungssicherheit.

Ein weiteres Element ist die modulartig aufgebaute Ernährungsaktionskiste. Sie bietet viele Anregungen zur gesunden Ernährung, zum Kochen, Schmecken oder Riechen und für Bewegungsergänzungsspiele. Ernährungshinweise werden durch praktisches Ausprobieren und Schmecken vermittelt, dabei werden vor allem die Geschmacksnerven erprobt und gemeinsam erstellte Gerichte ausprobiert.

2.6 Sicherheit auf Spielflächen

Der Verein SpielLandschaftStadt e.V. berät Initiativen, die eine Spielfläche einrichten wollen, zur Frage, welche Sicherheitsnormen und Haftungsfragen beachtet werden müssen. Zudem unterstützt der Verein die Zuständigen bereits laufender Spielflächen in Fragen der Sicherheit und Haftung. Dazu bietet der Verein regelmäßig Sicherheitsseminare an.

Im Spannungsfeld von Sicherheit und dem Wunsch der Kinder, sich aktiv ausprobieren zu können, geht es darum, Kindern Herausforderungen anzubieten, ohne dass versteckte, für die Kinder nicht erkennbare Verletzungsrisiken beim Spielen bestehen und die Verantwortlichen dabei so zu beraten, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden, aber für Kinder attraktive Spielflächen anbieten können. Die Kinder sollen daher gerade nicht in Watte gepackt werden, sondern durch das Erleben von Risiken ihre Bewegungssicherheit und Selbstsicherungsfähigkeit entwickeln. Gleichzeitig müssen schlecht einschätzbare Risiken, wie durchgerostete Halterungen, morsches Holz, Kopf-Fangstellen etc. vermieden werden. Für die Gewährleistung der Sicherheit beziehen wir deutsche und europäische Normen (wie die DIN EN 1176) für Spielflächen und Spielgeräte in die Beratungen und Schulungen mit ein.

3. Ausblick

Kinder benötigen zugängliche Spielräume in der Stadt, die sie aktiv gestalten und sich aneignen können. Auch in Zukunft wird die Realisierung von kinderfreundlichen Spielräumen in Städten von zentraler Bedeutung sein. Gleichzeitig drohen diese Freiräume in urbanen Räumen zu schwinden und für junge Menschen immer weniger verfügbar zu werden. Umso wichtiger bleibt deshalb die Erschließung und die Zugänglichkeit solcher gestaltbarer Räume für junge Menschen. Hierbei wird die Vermittlung zwischen den Interessen und Fähigkeiten junger Menschen und den Erwartungen, Möglichkeiten und Regularien von Institutionen und Planungsinstanzen in Zukunft eher noch an Bedeutung gewinnen. Nur durch die Vermittlung und Übersetzung zwischen diesen Bereichen können die unterschiedlichen Anliegen an die Gestaltung öffentlicher Räume in einen produktiven und gestaltenden Austausch kommen.

Durch wachsende soziale Ungleichheit wird es in Zukunft noch wichtiger sein, Spielräume für junge Menschen aus allen Milieus und Lebenslagen barrierefrei und zugängig anbieten zu können. Die Belange von Sicherheit und ein maßvoller Umgang mit Risiken von Spiel und Bewegung werden dabei weiterhin wichtige Bezugspunkte und Qualitätsmerkmale bleiben. Städte und Regionen stehen vor der Aufgabe, in ihren öffentlichen Räumen Spielflächen und Spielangebote für Kinder zu schaffen, zu erhalten, öffentliche Räume für Kinder weiter lebenswert und bespielbar halten und dabei die verschiedenen Akteur:innen in produktiven Allianzen zusammenzuführen. Die Belange der jungen Menschen sollen bei der Ausgestaltung dieser Aufgabe weiterhin in zentraler Weise im Blick gehalten werden.

Kontakt zu SpielLandschaftStadt e.V.

Postadresse: Haferwende 37, 28357 Bremen
Telefon: (0421) 242 895 50, Fax: (0421) 242 895 52
E-Mail: vorstand@spiellandschaft-bremen.de
Webseite: https://spiellandschaft-bremen.de/


Zitiervorschlag

Oppermann, Jens (2024): SpielLandschaftStadt e.V. Bremen. In: sozialraum.de (15) Ausgabe 1/2024. URL: https://www.sozialraum.de/spiellandschaftstadt-ev-bremen.php, Datum des Zugriffs: 21.11.2024