Editorial zur Ausgabe 1/2016
Liebe LeserInnen,
die Ausgabe 1/2016 von sozialraum.de widmet sich als „offene“ Ausgabe dem Feld des sozialräumlichen Denkens und Handelns in seiner Vielfalt und Breite und versammelt dazu elf neue Beiträge.
In der Rubrik „Grundlagen" rekonstruiert Michael May in seinem Beitrag verschiedene im Theoriediskurs gebräuchliche Raumbegriffe in Bezug auf ihre gesellschaftstheoretischen Bezüge und beleuchtet deren Einfluss auf die Möglichkeit der menschlichen Subjektkonstruktion. Fraya Frehse identifiziert in ihrem Beitrag die bislang nur sehr wenig betrachteten Raumbezüge in den Arbeiten von Ervin Goffman und verdeutlicht dabei dessen Nähe und Bezug zum raumsoziologischen Denken. Christian Reutlinger und Andreas Walther beschäftigen sich in ihrem Beitrag mit Definitionen und Konzepten zu den Begriffen von Partizipation und Raum und deren Wechselwirkung und erläutern darauf aufbauend das Forschungsdesign des internationalen Forschungsprojektes „PARTICISPACE“. Ulrich Deinet betrachtet in seinem in der Tradition der Sozialreportage stehenden Beitrag Spielstädte und deren Bedeutung als Aneignungsräume und temporäre Partizipationsorte für Kinder.
Im Methodenkoffer stellen Judith Hüttinger, Hannah Jüngst, Sonja Petersen, Nadine Schumacher und Melanie Siebeneich dar, wie Sozialraumanalysen in Verbindung mit medialen sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram konzipiert und durchgeführt werden können.
Als Gast der Ausgabe konnten wir diesmal den Steirischen Dachverband der Offenen Jugendarbeit gewinnen, der über seine unterschiedlichen Aktivitäten zur inhaltlichen und strukturellen Förderung und der Qualitätsentwicklung in der Jugendarbeit berichtet und dabei auch die sozialräumlichen Perspektiven seiner Angebote deutlich macht.
Die Rubrik Projekte beginnt mit einen Beitrag von Ulrich Deinet und Sophie Thomas zum Forschungsprojekt „Chillen in der Shopping Mall“ das neue und innovative Aneignungsformen junger Menschen in den halböffentlichen und kommerziell definierten Räumen der Shopping Malls identifiziert und darauf aufbauend neue Fragen und Zugänge für die pädagogische Arbeit mit jungen Menschen ableitet. Nina Berding betrachtet in ihrem Beitrag den sozialen Umgang mit Vielfalt im öffentlichen Raum, ihre Analysen basieren auf einer längeren ethnografischen Sozialraumanalyse zum belebten Lessingplatz in Düsseldorf. Und Martin Becker erläutert sein Projekt zur Entwicklung von Standards zur Personalbemessung für die Soziale Arbeit in der Stadtteil- und Quartierentwicklung anhand seiner konzeptionellen Grundzüge und einem dazu geplanten Erhebungsvorhaben.
In der Rubrik Praxis beschreiben Julia Pollak und Christoph Stoik wie im Projekt „Fair-Play-Team“ in Wien sozialräumliche Soziale Arbeit gestaltet wird, die sich explizit gegen die ordnungspolitische Transformation der Sozialen Arbeit richtet und reflektieren die dabei auftretenden Spannungsfelder. Und Jaqueline Kauka verdeutlicht, wie der Landesjugendring Berlin unter dem Motto „jung, geflüchtet und selbstbestimmt“ Projekte für junge Menschen mit Fluchterfahrung in der sozialräumlichen Jugend(verbands)arbeit und in der Jugendpolitik fördert und begleitet und welche Angebote dabei entstanden sind.
Wir wünschen nun viel Freude beim Lesen und eine anregende Beschäftigung mit den Beiträgen dieser Ausgabe.
Bremen, Düsseldorf, St.Gallen, Wien im Oktober 2016,
Christian Spatscheck, Ulrich Deinet, Christian Reutlinger, Richard Krisch