Editorial zur Ausgabe 1/2013
Liebe LeserInnen,
Mit der Ausgabe 1/2013 verfolgen wir mit allen Beiträgen den Themenschwerpunkt „Altern, demographischer Wandel und sozialer Raum“.Dabei gehen der Frage nach, wie ältere Menschen bei der Bewältigung ihrer spezifischen Lebenslagen in sozialräumlichen Kontexten adäquat begleitet werden können und welche räumlichen Hilfesettings dazu dienlich sind. Angesichts des demografischen Wandels ergeben sich wachsende Bedarfe der gesellschaftlichen Sorgetätigkeit, die vermutlich weder durch individualisierende Hilfeangebote, noch durch einen weiter auf Professionelle im klassischen Sinn bauenden „Wachstumsmarkt Pflege“ zu bewältigen sein werden. Alternativen könnten in der zivilgesellschaftlichen Ausrichtung, einer verstärkten BürgerInnenpartizipation und einem stärkeren Einbezug nahräumlicher Potenziale liegen. Diese Ausgabe thematisiert die hierbei zu erwartenden Möglichkeiten genauso wie die Grenzen und Herausforderungen einer sozialräumlichen Öffnung der Altenhilfe.
Die Rubrik „Grundlagen" enthält hierzu sechs Beiträge. Lothar Böhnisch und Wolfgang Schröer thematisieren die Entwicklungen einer gesellschaftlichen Rückkehr des Alterns. Reinhold Knopp betrachtet die Herausforderungen und Chancen der demografischen Entwicklungen für eine sozialraumorientierte Sozialen Arbeit. Darauf folgen drei Beiträge über sozialräumlich ausgerichtete Forschungsprojekte, die alle im Kontext der BMBF-Förderlinie „SILQUA-FH – Soziale Lebensqualität im Alter“ entstanden sind. Monika Alisch und Michael May analysieren im Projekt AMIQUS die Organisations- und Partizipationsmöglichkeiten älterer ZuwandererInnen. Herbert Schubert und Katja Veil untersuchen im Projekt ÖFFNA die Potenziale von Beziehungsbrücken zwischen Lebenswelten älterer Menschen und ihren umliegenden Systemwelten. Harald Rüßler und Janina Stiel betrachten im Projekt LiW die Zusammenhänge von Partizipation, Lebensqualität und Sozialraumbezug. Abgeschlossen wird die Rubrik Grundlagen durch einen Beitrag von Jörn Dummann über Erfahrungen und Potenziale der Mehrgenerationenhäuser.
Im Methodenkoffer präsentiert Monika Alisch die Methodik der Sozialraum- und Netzwerktagebücher. Diese werden in verschiedenen Kontexten als entdeckendes und rekonstruktives Verfahren eingesetzt (vgl. auch Beiträge Alisch/May bzw. van Rießen/Bleck in dieser Ausgabe).
Als Gast der Ausgabe konnten wir mit der Bremer Heimstiftung und dem „Netzwerk: Soziales neu gestalten (SONG)“ einen innovativen Träger der Altenhilfe gewinnen, der eine Sozialraumorientierung in vielen Projekten alltäglich umsetzt und aus dieser Erfahrung heraus auch sozialpolitisch mit gestaltet.
In der Rubrik Projekteberichten Anne van Rießen und Christian Bleck, wie sie im Forschungsprojekt SORAQ (ebenfalls BMBF Förderlinie SILQUA-FH) durch ein Methodenset mit fünf Verfahren Zugänge zu älteren Menschen im Quartier und deren Möglichkeitsräumen für Partizipation gefunden haben. Zudem stellt Monika Allenspach die Erfahrungen und Ergebnisse einer Sozialraumanalyse zweier Quartiere der Stadt St.Gallen dar. In der Rubrik Praxis zeigen wir abschließend Erfahrungen und Ergebnisse von Simone Gretler Heusser aus einer Luzerner Quartierforschungswerkstatt, bei der die BewohnerInnen als QuartierforscherInnen erfolgreich aktiv waren.
Wir wünschen Ihnen nun viel Freude beim Lesen und eine anregende Beschäftigung mit den Beiträgen dieser Ausgabe.
Bremen, Düsseldorf, Wien, St.Gallen im Oktober 2013,
Christian Spatscheck, Ulrich Deinet, Richard Krisch, Christian Reutlinger