Sozialraum: Der passende Begriff für alle möglichen Problemstellungen

Michael May

Zum Streit zwischen den Begriffen von Container- und relationalem Raum

„Ist der Raum Behälter aller körperlichen Objekte oder ist er die Lagerungsqualität der körperlichen Objekte?“ – mit dieser Frage Albert Einsteins (1960) beginnen Frank Früchtel, Gudrun Cyprian und Wolfgang Budde (vgl. 2013: 209) das Kapitel zu „Sozialer Raum“, mit welchem sie ihr „Textbook“ zu den „theoretischen Grundlagen“ sozialraumorientierter Arbeit abrunden. Ebenfalls gestützt auf Einstein weisen sie jedoch sogleich darauf hin, dass „beide Raumauffassungen […] freie Schöpfungen der menschlichen Phantasie [sind], ersonnen zum leichteren Verstehen unserer sinnlichen Erlebnisse“ (ebd.).

Seit geraumer Zeit wird in den aktuellen Sozialraumdebatten „das Modell eines absoluten Raumes, das heißt das Modell eines kontinuierlichen, für sich existierenden Raumes im Sinne eines fixen Behälters“ (Kessl/Reutlinger 2007: 23), als eines „der Komplexität und Heterogenität sozialer Zusammenhänge nicht gerecht“ (ebd.) werdendes kritisiert. Der ‚Container-Raum‘ wird als eine traditionelle Vorstellung von Raum kritisiert, die durch einen modernen ‚relationalen Raumbegriff‘ zu überwinden sei (vgl. auch Reutlinger/Kessl/Maurer 2005: 22).

Dass diese Gegenüberstellung der „beiden begrifflichen Raum-Auffassungen [...] als

a) Lagerungs-Qualität der Körperwelt
b) Raum als "Behälter" aller körperlichen Objekte“ (Einstein 1960: XIII)

nicht nur zu kurz greift, sondern dass der ‚Behälter-Raum‘ eigentlich der „komplexere“ Begriff ist, verdeutlicht Einstein in eben jenem von Früchtel et. al. zitierten Vorwort zu Max Jammers Klassiker „Das Problem des Raumes. Die Entwicklung der Raumtheorien“. Einstein legt darin dar, dass dem Raum-Begriff der des Ortes „vorangegangen ist als der psychologisch einfachere. Ort ist zunächst meist ein mit einem Namen bezeichneter (kleiner) Teil der Erdoberfläche. Das Ding, dessen Ort ausgesagt wird, ist ein "körperliches Objekt". Der Ort erweist sich bei simpler Analyse ebenfalls als eine Gruppe körperlicher Objekte. Hat das Wort Ortsunabhängig davon einen Sinn (bzw. kann man ihm einen Sinn geben)? Wenn man hierauf keine Antwort geben kann, wird man so zu der Auffassung geführt, daß Raum (bzw. "Ort") eine Art Ordnung körperlicher Objekte sei und nichts als eine Art Ordnung körperlicher Objekte. Wenn der Begriff Raum in solcher Weise gebildet und beschränkt wird, hat es keinen Sinn von leerem Raum zu reden. Und weil die Begriffsbildung stets von dem instinktiven Streben nach "Sparsamkeit" beherrscht war, so kommt man ganz natürlich dazu, den Begriff "leerer Raum" abzulehnen“ (Einstein 1960: XII f.).

Schon mit dieser Charakterisierung des Orts-Begriffes als im Vergleich zu dem des Raumes psychologisch einfacheren, hebt Einstein – obwohl er mit ihr zunächst nur auf die Raumauffassung a) der Lagerungsqualität zielt – eigentlich schon die Trennung zwischen beiden auf, ist doch ein Ort immer auch zugleich räumlich klar umgrenzt. Diese Dialektik wird auch deutlich wenn er vom Raum einer Schachtel als einer „Eigenschaft des körperlichen Objektes "Schachtel", die im gleichen Sinne "real" gedacht werden muß wie die Schachtel selbst“ (ebd.: XIII), spricht, wodurch „dieser Begriff Raum [...] eine vom besonderen körperlichen Objekt losgelöste Bedeutung [gewinnt]. Man kann auf diese Weise durch natürliche Erweiterung des "Schachtel-Raumes" zu dem Begriff eines selbständigen unbeschränkt ausgedehnten Raumes gelangen, in dem alle körperlichen Objekte enthalten sind. Dann erscheint ein körperliches Objekt, das nicht im Raum gelagert wäre, schlechthin undenkbar. Dagegen erscheint es im Rahmen dieser Begriffsbildung wohl denkbar, daß es einen leeren Raum gibt“ (ebd.). Einstein weist in diesem Zusammenhang auch daraufhin, dass „diese schematischen Betrachtungen betreffen die Natur des Raumes [...] in gewissem Sinne miteinander versöhnt [werden] durch Descartes' Einführung des Koordinatensystems, obwohl dieses den logisch "gewagteren" Raumbegriff b) schon voraussetzt“ (ebd.: XIV).

Neben dieser dialektischen „Versöhnung“ der beiden Raumauffassungen, wird auch die Frage, welches der historisch frühere Begriff ist, von Einstein implizit ad absurdum geführt. So problematisiert er in diesem, seinem Vorwort zu Jammers Buch, dass jener darin „der Auffassung zu[neigt], daß der moderne Raumbegriff b), d. h. der Raum als Behälter ("container") aller körperlichen Objekte, sich erst seit der Renaissance entwickelt habe“ (ebd.: XV). Demgegenüber argumentiert Einstein, dass „die Atomtheorie der Alten mit den separat existierenden Atomen den Raumbegriff b) zur notwendigen Voraussetzung hatte“ (ebd.). Zugestanden wird von ihm jedoch, dass „die einflußreichere Schule des Aristoteles suchte, ohne den Begriff des selbständigen Raumes auszukommen“ (ebd.). Und so verweisen auch Früchtel et al. darauf, dass für „Aristoteles in seiner praktischen Physik [...] der abstrakte, leere Raum [...] keine eigene Realität [hat]. Nur die Ordnungsbeziehungen zwischen den Körpern schaffen den Raum“ (2013: 209). Wenn sie dann weitergehend dessen Raumauffassung dahingehend erläutern, dass diese „als "Grenze des umschließenden Körpers", also der Hohlraum, in den das Ding eben hineinpasst, [...] ein System der ineinander geschachtelten Ordnung“ (ebd.) beschreibt, wird deutlich, dass sich schon bei Aristoteles eine geradezu dialektische Aufhebung beider Raumbegriffe vorgezeichnet findet.

Neben dieser Problematisierung von Fragen, welche Raumauffassung früher oder komplexer sei, die in skizzierter Weise zumindest implizit in eine dialektische Aufhebung der beiden unterschiedlichen Begriffe zu münden scheint, deutet sich in Einsteins Vorwort jedoch noch eine andere Lesart des Begriffsstreites an. Wenn er bezüglich der entsprechenden Diskussion im Rahmen der Physik darlegt, dass es Newton „im Gegensatz zu Leibniz und Huygens [...] klar [war], daß der logisch einfachere Raumbegriff a) nicht genüge, um das Trägheitsprinzip und dem Bewegungsgesetz als Grundlage [zu] dienen“ (1960: XIII), verdeutlich er, dass dieser nur deshalb „Raum [...] nicht nur als selbständiges Ding neben den körperlichen Objekten eingeführt, sondern [...] ihm im ganzen kausalen Gefüge der Theorie eine absolute Rolle zugeschrieben“ (ebd.) hat, weil nur damit „dem klassischen Trägheitsprinzip (und damit dem klassischen Bewegungsgesetz) einen exakten Sinn“ (ebd.) zu geben war, indem der „Raum vom Typus b) [...] in der präziseren Gestalt des auch die Zeit umspannenden "Inertialsystems"“ (ebd.) „auf alle körperlichen Objekte wirkt, ohne daß diese auf ihn eine Rückwirkung ausüben“ (ebd.). 

In dieser Weise verdeutlicht er, dass die Präferierung eines bestimmten Raumbegriffes nur im Zusammenhang mit der Lösung eines ganz bestimmten physikalischen Problems zu sehen ist. Dem zu Folge hat dann – wie er weiter ausführt – „die spätere Entwicklung der Probleme [...] über einen Umweg, den zu jener Zeit kein Mensch ahnen konnte, dem intuitiv begründeten, aber mit unzureichenden Argumenten gestützten Widerstande von Leibniz und Huygens Recht gegeben“ (ebd.). So wurde eine „Überwindung des absoluten Raumes bzw. des Inertialsystems [...] erst dadurch möglich, daß der Begriff des körperlichen Objektes als Fundamentalbegriff der Physik allmählich durch den des Feldes ersetzt wurde“ (ebd.).

Im Aufgreifen dieser Perspektive Einsteins, soll nun im Folgenden herausgearbeitet werden, wie auch in den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften mit ganz bestimmten Begriffen von (Sozial-)Raum jeweils spezifische Problemstellung zu bearbeiten versucht werden. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass in diesen Diskursen nicht allein rein theoretische Problemstellungen bearbeitet werden. Dem entsprechend werden darin auch nicht bloße Fragen der „Raumauffassung“ verhandelt. Vielmehr korrespondieren mit diesen auch ganz bestimmte gesellschaftliche, soziale Praxen.

Raumbegriffe und gesellschaftstheoretische Probleme

Jammers (1960) Buch zur „Entwicklung der Raumtheorien“, zu der Einstein jenes Vorwort beigesteuert hat, bezieht sich ja nicht allein auf physikalische Raumtheorien, auf die sich Einstein sehr stark konzentriert. Von daher verwundert nicht, dass sich auch in den archäologisch / genealogischen Arbeiten Michel Foucaults (vgl. 1993) sich die beiden dort unterschiedenen Raumbegriffe finden. Er spricht allerdings statt von einem ‚Behälter-‘ oder ‚Container-Raum‘ von einem Ortungsraum. Zudem geht er davon aus, dass dieser sich mit Anbruch der Moderne in den Zeiten der Reiche und Imperien in einen „Raum der Ausdehnung (spatium)“ gewandelt habe, sodass er damit eine dritte Vorstellung von „Raum“ benennt, die zwischen den von Einstein thematisierten Raumvorstellungen von Behälter- bzw. Ortungsraum auf der einen Seite und Raum als Lagerungsqualität körperlicher Objekte auf der anderen Seite anzusiedeln wäre – und dies nicht nur in systematischer Hinsicht: Denn Foucault sieht diese drei in Philosophie und Sozialwissenschaften diskutierten Raumbegriffe als Reflex auf eine sich in Veränderung begriffene historisch-sozialgeschichtliche Wirklichkeit. Demzufolge muss aus seiner Sicht der Raumbegriff der Lagerung bzw. Relationen auch als Ausdruck des gegenwärtigen Zeitalters der Globalisierung betrachtet werden, das von einem gigantischen Prozess der „Schattenglobalisierung“ (vgl. May 2004: 150 ff.) begleitet wird, der sich u. a. auch in einer „Welt der Völkerwanderung“ (vgl. Negt 2002: 63 ff.) ausdrückt, was für Foucault ein weiterer Grund ist, von einem Raum der Lagerung zu sprechen.

Allerdings muss mit Lefebvre (1991: 4) kritisch angemerkt werden, dass in Foucaults Arbeiten unklar bleibt, wie er die Kluft zwischen dem theoretisch-epistemologischen und dem praktischen Raum überbrückt. Diese Kritik trifft ebenso die Rezeption Diskurs- und Machtanalytischer Perspektiven (vgl. Belina/Dzudzek 2009) im sozialwissenschaftlichen Diskurs um Raum und Gesellschaft, welche zudem auch der von Lefebvre weiterhin formulierten Gefahr einer Entsubjektivierung der Raumkonstitution in Foucaults Theorie unterliegt. Fatal wäre es darüber hinaus, Foucaults Raumbegriffe nur einer bestimmten historischen Epoche zuzuordnen. So hat der Ortungsraum nach Ende des Mittelalters keineswegs seine Bedeutung verloren, erlangen doch gerade gegenwärtig im Zuge der sogenannten „Flüchtlingskrise“ wieder nationalstaatliche Grenzen und Meldepflichten eine besondere Bedeutung, unabhängig davon, dass durch elektronische Fußfessel und die Lokalisierung über Handys der Begriff von Ortungsraum im Rahmen der Veränderungen des „Sicherheitsstaates“ (Hirsch 1986) oder – wie Foucault (1982) es nennt – „Sicherheitsdispositivs“ eine neue Bedeutung gewonnen hat. Ebenso ist der Raum der Ausdehnung nicht allein auf die koloniale Zeit zu beziehen, sondern zeigt sich im Zuge eines Formwandels des Imperialismus als „neue Landnahme“ (Dörre 2009) lediglich in einer anderen Ausdrucksform.

Auf der anderen Seite fordern die von Foucault mit dem Raumbegriff der Lagerung zu fassen versuchten Prozesse der Globalisierung, jene Ansätze „sozialwissenschaftliche[r] Theoriebildung im 20. Jahrhundert“ (Pries 2010: 150) heraus, die sich nach wie vor auf einen Begriff von Gesellschaften stützen, der diese „mehrheitlich als nationalstaatlich in jeweils zusammenhängende Territorien eingefasste und relativ dichte und dauerhafte Sozialverbände konzipiert“ (ebd.: 151). Entsprechend kritisiert auch Ulrich Beck (2008) diesen im Hinblick auf seine Konsequenzen für die räumlichen Dimensionen von Vergesellschaftung nicht einmal systematisch reflektierten „methodologischen Nationalismus“ dahingehend, dass im krassen Gegensatz zu der historischen Tendenz, dass „territoriale, staatliche, ökonomische, gesellschaftliche Grenzen“ (ebd.: 19) zwar fortexistierten, aber nicht mehr koexistierten, sich dieser nach wie vor auf die „Kongruenz von territorialen, politischen, ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Grenzen“ (ebd.) stütze.

Demgegenüber erinnert er daran, dass die Klassiker der Soziologie, wie Marx und Weber, sehr wohl „eine Vorstellung vom diskontinuierlichen Wandel kapitalistischer Modernisierung“ (ebd.: 41) hatten, der erst „in der zweiten Generation der Klassiker nach dem Zweiten Weltkrieg (von Daniel Bell über Talcott Parsons bis Niklas Luhmann) verloren“ (ebd.) gegangen sei. Den Grund dafür sieht er „in der historische[n] Gegenerfahrung der Stabilität gesellschaftlicher Modernisierung im katastrophenreichen 20. Jahrhundert: [...] Das Rätsel der Gesellschaftstheorie bestand nun darin, die stabilisierte, inkrementalistische, nahezu krisenfreie Hochphase der ersten, industriegesellschaftlichen Moderne zu begreifen“ (ebd.).

Wenn John Urry (2007) – vor allem unter Bezug auf Georg Simmels 1908 erschienenem Essay „Der Raum und die räumlichen Ordnungen der Gesellschaft“ (Simmel 2009) – dafür plädiert, die verschiedenen, teilweise miteinander verschränkten Mobilitäten von Menschen, Objekten, Images, und Informationen zu untersuchen und in ihren Konsequenzen für das Soziale zu analysieren, um auf diese Weise zu einer „sociology beyond societies“ (Urry 2006) zu kommen, überlässt er jedoch den Gesellschaftsbegriff denjenigen, die einem „methodologischen Nationalismus“ folgen. Demgegenüber plädiert Beck – ebenfalls im Anschluss an Überlegungen von Klassikern wie Marx und Weber – für einen „kosmopolitischen Imperativ“, dem zu Folge „grenzenübergreifende Lebens- und Überlebenslagen […] sich nur in [...] neu zu findenden, neu zu definierenden, grenzenübergreifenden Fokussen, die die national ausgeschlossenen Anderen einbeziehen – deutend verstehen und ursächlich erklären“ (2008: 49) lassen. Auch der Gesellschaftsbegriff ist dabei nicht auf nationalstaatliche „Container-Räume“ zu begrenzen, sondern für die durch unterschiedliche Mobilitäten veränderten Vergesellschaftungsformen zu öffnen, wobei sich dann sofort die Frage nach einem Begriff stellt, der deren räumliche Dimensionen adäquat zu fassen vermag.

Becks grenzt seine Programmatik einer solchen „kosmopolitischen Soziologie“ deutlich von einer universalistischen Soziologie dahingehend ab, dass sie im Unterschied zu jener „nicht beginnt mit einem meist aus dem eigenen – europäischen – Erfahrungszusammenhang gewonnenen Abstraktum (z. B. "Weltgesellschaft" oder "Weltsystem" [...] usw.)“ (ebd.: 52). Mit dem Begriff Weltsystem spielt Beck auf Immanuel Wallersteins (1985; 1987) Theorie der kapitalistischen Ökonomie als eines solchen, vom Systembegriff der Systemtheorie deutlich unterschiedenen Weltsystems an. Mit dieser Theorie versucht Wallerstein das von Foucault raumtheoretisch als „spatium“ bezeichnete Phänomen der Ausdehnung ökonomisch zu erklären. Vor dem Hintergrund von Marx‘ (1990) berühmter „Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie“ handelt es sich bei Wallersteins Begriff von Weltsystem insofern um ein „Abstraktum“, als die Zentrierung seiner Theorie auf ungleichen Tausch von Produktionsverhältnissen weitgehend absieht und auch politische Regulationen kaum im Blick hat (vgl. May 2015). Eurozentrismus lässt sich ihm jedoch nur schwerlich unterstellen. Auch liefert er Ansatzpunkte für eine Unterscheidung unterschiedlicher räumlicher Maßstabsebenen, wenn er unterscheidet zwischen:

Bezüglich des Weiteren von Beck als Beispiel für eine universalistische Soziologie angeführten „Abstraktum“ des Begriffs der Weltgesellschaft, weisen Jens Greve und Bettina Heintz nach, dass es sich bei diesem um eine voneinander unabhängige „Mehrfacherfindung“ (2005: 100) der drei Autoren John Meyer, Peter Heintz und Niklas Luhmannhandelt. Gemeinsam sei dieser die Vorstellung, dass im Laufe der historischen Entwicklung, die Foucault mit dem Begriff des „Raumes der Ausdehnung (spatium)“ zu fassen versucht hat, ein globaler Zusammenhang entstehe, „der als umfassendstes System die Randbedingungen für alle anderen sozialen Einheiten und Prozesse“ (ebd.: 109) vorgebe. Allerdings zeigen Greve/Heintz, dass „sich bei Heintz und erst recht bei Meyer keine explizite gesellschaftstheoretische Begründung für die Verwendung des Gesellschaftsbegriffs“ (ebd.: 110) finde, sodass ihrer Ansicht nach eigentlich auch „nur die Systemtheorie über eine Weltgesellschaftstheorie im strengen Sinne“ (ebd.) verfüge.

Darin jedoch droht dann „alles Materielle und Räumliche“ – wie Ludger Pries (2006: 25) etwas polemisch vermerkt – geradezu „per definitionem aus dem soziologischen Fokus“ (ebd.) herauszufallen. Luhmann könne „den Gesellschaftsbegriff in seinen flächenextensionalen Aspekten nur so weit (auf den gesamten Globus) ausdehnen, weil er ihn gleichzeitig inhaltlich extrem stark einschränkt, nämlich auf "alle Kommunikationen"“ (Pries 2010: 151). Offensichtlich benötigen Luhmanns Fragen nach sozialer Evolution und der Ausdifferenzierung gesellschaftlicher Funktionszusammenhänge keine sozialräumliche Antwort.

Zwar reicht Helmut Willke (2001) in seiner Weiterentwicklung der Theorie diese globale kommunikative Erreichbarkeit nicht aus. Sehr viel stärker fokussiert er die forcierte Marktdynamik im Zuge des Bedeutungsverlustes der sie historisch begrenzenden Bedingungen der Ökonomie, wie auch politischer Regelungenvon deren Rahmenbedingungen, sowie der durch nationalstaatliche Solidargemeinschaften gezogenen kulturellen Barrieren. Deutlich wird so, dass Wilke vor allem an politischen Regulierungsproblemen interessiert ist. Doch auch er betont mit dem von ihm als Titel seines Buches gewählten Begriff der Atopie das mit der freigesetzten Marktutopie eines beliebig steigerbaren Prozesses verbundene Moment der Ortlosigkeit.

Demgegenüber akzentuiert Stichweh in seiner Weiterentwicklung der Weltgesellschaftstheorie sehr viel stärker die „Kompatibilität von Globalität und Lokalität, von globaler Verbundenheit und lokaler Situiertheit“ (2006: 245) und die unproblematische Möglichkeit, „in einem [...] durch Selbstähnlichkeit charakterisierten sozialen System“ (ebd.: 253) nicht nur „von lokalen zu globalen Relevanzen überzugehen“ (ebd.), sondern zugleich auch „danach den Rückweg zu einem lokalen Relevanzset anzutreten“ (ebd.; zur Kritik vgl. May 2015). Explizit kennzeichnet er seine Theorie als Suchbewegung „nach Strukturmustern“ (ebd.: 241), welche die Funktionalität einer nationalstaatlich übergreifenden Gesellschaft gewährleisten.

Während in solchen Gesellschaftsdiagnosen und -theorien – mit Ausnahme Stichwehs – sich die Raumdimension des Sozialen im Globalen gleichsam zu verflüchtigen scheint, deuten sich in Begriffen wie Transnationalismus (vgl. Pries 2010), Glocalisation (vgl. Robertson 1998) oder Politics of Scale (vgl. Wissen/Röttger/Heeg 2008) andere paradigmatische Weiterentwicklungen der Antwort auf die Frage des Verhältnisses von Räumlichem und Sozialem an. Diesen zufolge verliert das Räumliche durch Globalisierung nicht seine Bedeutung.

Dabei ist jedoch zu erinnern, dass selbst der Begriff des Transnationalismus zunächst auf den beschränkten sozialen und geografischen Raum eines besonderen Staates bezogen wurde. So geht dieser Begriff doch ursprünglich auf einen Aufsatz von Randolph Bourne von 1916 zurück, in dem dieser Amerika als „a ‚transnational nation’ composed of, and constantly changed through, immigration from diverse origins“ (zit. nach Ruspini 2011: 115) beschrieb. Damit versuchte dieser Begriff zunächst eine Antwort auf das nationalstaatliche Problem der Integration von Zugewanderten. Erst sehr viel später wurde er dann – im Gegensatz zu den internationalen Beziehungen von Staaten – zur Bezeichnung nationenübergreifender Aktivitäten nicht staatlicher Akteure verwendet (vgl. ebd.: 116). Schließlich wurde er als emphatischer Begriff in der europäischen Diskussion aus den drei normativen Idealen des Kosmopolitismus der Antike, des Weltbürgertums der Aufklärung und der transnationalen Identität der Weltgesellschaft des globalisierten 20. und 21. Jahrhunderts zu entwickeln versucht (vgl. Sikora 2004; May 2012: 91f.), um dem Problem von Nationalismus und Rassismus zu begegnen.

Wenn Beck auf den Transnationalismus als einen „exemplarischen Schlüsselansatz“ (2008: 50) verweist, dass „Teile der Sozialwissenschaft (auch in Deutschland) beginnen sich konzeptionell und empirisch zu öffnen“ (ebd.: 50), hat er jedoch eher jene Ansätze im Blick, die sich im Anschluss an Arjun Appadurais (1996) Kritik an der von ihm zugleich als hegemonial und provinziell empfundenen Modernisierungstheorie entwickelt haben, die nicht mehr in der Lage sei, die heutigen Prozesse der sozialen und kulturellen Globalisierung zu erfassen. Allerdings wird auch noch von Appadurai in seinem Postulat von Nationalstaaten als ökonomisch, sozial und kulturell einigermaßen abgeschlossenen Räume, in denen wirtschaftliche, finanzielle, technologische, sowie soziokulturelle gesellschaftliche Prozesse noch aufeinander bezogen gewesen seien, ein absolutes Raumkonzept von nationalstaatlichen „Container-Raum“ für eine wie auch immer zu begrenzende Vergangenheit nicht in Frage gestellt. Erst die mit seinem Begriff von „Modernity at Large“ zu fassen versuchten Konstitutionsprozesse sogenannter ethno-, media-, techno-, finance-und ideoscapes als nationalstaatliche Grenzen übergreifende Landschaften der Gegenwart, durch die sich Bilder-, Technologie-, Geld- und Ideenflüsse zögen, gründen – wie dies Pries (vgl. 2003: 27) als konstitutiv für diesen Begriff von Transnationalismus herausstreicht – auf einer „relativen Raumvorstellung“ (ebd.) von einem „pluri-lokalen transnationalen Sozialraum“ (ebd.).

Diesen charakterisiert er „als relativ dichtes und dauerhaftes relationales Anordnungsgefüge von alltagsweltlichen sozialen Praktiken sowie von ihn konstituierenden spezifischen Symbolsystemen und Artefaktestrukturen“ (ebd.), das sich über „mehrere (geographisch-physische) Flächenräume in unterschiedlichen ‚Container-Gesellschaften’“ (ebd.) verteile. Dem entsprechend plädiert Pries dafür, „die gesellschaftliche Inkorporation von Migranten als ergebnisoffener sozialer Prozess der ökonomischen, kulturellen, politischen und sozialen Verflechtung von Migranten auf der lokalen, regionalen, nationalen und transnationalen Ebene, also sowohl in der (bzw. den) Herkunftsregion(en) und der (bzw. den) Ankunftsregion(en)“ (ebd.: 32; Pries 2006: 23) zu fassen. 

Zweifellos leuchtet ein, wenn Helma Lutz und Susanne Schwalgin (vgl. 2006: 100f.) im Unterschied zu Gesellschaftsdiagnosen, die sehr stark auf „Prozesse der Enträumlichung und Virtualisierung“ (ebd.) abheben, betonen, dass auch unter transnationalistischer Perspektive nicht aus dem Blick geraten darf, dass sich Subjekte „immer noch in einer konkreten Umwelt verorten“ (ebd.) müssen und sich „weiterhin in einem Feld heteronomer Möglichkeitsräume“ (ebd.) bewegen. Nachdrücklich verweisen Lutz/Schwalgin in diesem Zusammenhang auf multiple Begrenzungen der „Handlungsfähigkeit der einzelnen Subjekte durch an einem jeweils spezifischen Ort wirksame Regelungen, etwa von Einreise- oder Zulassungsbegrenzungen, (institutionellen) Rassismen etc., sowie von individuellen und kollektiven Differenzfaktoren (Gender, Ethnizität, Klasse, Nationalität etc.)“ (ebd.).

Unverständlich ist jedoch, wenn Ludger Pries dafür plädiert, „den Gesellschaftsbegriff weiterhin und auch explizit auf nationalstaatlich verfasste Verflechtungszusammenhänge zu beziehen und […] für die allgemeine Thematisierung des Verhältnisses von Räumlichem und Sozialem“ (Pries 2010: 152) bei transnationalen sozialen Praxen, Artefakten und Symbolsystemen auf den von ihm ausgearbeiteten Begriff von Sozialraum zurückzugreifen. Gerade vor dem Hintergrund der im Rahmen des transnationalistischen Paradigmas gewonnenen empirischen Erkenntnisse scheint es weit sinnvoller zu sein – wie dies Vincent Kaufmann (2002) vorgeschlagen hat – verschiedene Modelle der Vergesellschaftung zu unterscheiden: vom „aerolaren“ der örtlichen Verwurzelung bis hin zu dem schon zu Beginn erwähnten, auf Deleuze/Guattari (1992) zurückgehenden, „rhizomatischen fluiden“ Modell der Vergesellschaftung in mobilen sozialen Welten (vgl. May 2015).

Steht im Transnationalismus die Frage der Organisation von Migration durch die Betroffenen im Vordergrund, auf die der vor allem von Pries ausgearbeitete Sozialraumbegriff eine Antwort versucht, stellt die Glocalisation-Perspektive „die Beziehungen zwischen an bestimmte locales als Orte oder Plätze gebundenen Ereignissen, Ursachen oder Folgewirkungen einerseits und globalen, omnipräsenten Ereignissen, Ursachen oder Folgewirkungen andererseits in den Mittelpunkt der Betrachtung“ (Pries 2003: 24). Daran anschließend wird unter der Perspektive „politics of scale“ das dialektische Zusammenspiel zwischen jenem dem Kapitalismus eigenen Streben nach „Raum-Zeit-Kompression“ (Harvey 1994) und der andauernden (Re-)Produktion von relativ dauerhaften, unbeweglichen räumlichen Konfigurationen und Regulationen weit differenzierter analysiert, als in Wallersteins Weltsystem-Theorie. Globalisierung wird dabei „als Reterritorialisierung sowohl sozio-ökonomischer“ (Brenner 1997: 8) als auch – was von Wallerstein völlig vernachlässigt wird – „politisch-institutioneller Räume verstanden, die sich gleichzeitig auf mehreren, sich gegenseitig überlappenden geographischen Ebenen (scales) entfaltet“ (Brenner 1997: 8). Deren Verhältnis muss „gleichermaßen als Voraussetzung, Medium und Ergebnis dieses in hohem Maße widersprüchlichen globalen Neuordnungsprozesses“ (Brenner 1997: 8) analysiert werden, in dem sich die Beziehungen und Gewichtungen zwischen den verschiedenen Ebenen politischer und wirtschaftlicher Organisation (lokal, regional, national, makro-regional, global) verändern.

Röttger/Wissen zufolge dominiert dabei „die Logik des Standortes […] zunehmend die Logik der sozialen Dimension des lokalen Staates und gewinnt in der dramatischen Zunahme sozialräumlicher Polarisierungen Gestalt, die zugleich herrschaftlich für die Durchsetzung neuer Regulationsprozesse verwendet werden“ (2005: 220). Entsprechend entpuppten sich auch die praktizierten Formen von Governance mehr und mehr „als eine neue Qualität der Entstaatlichung/Ökonomisierung“ (ebd.: 212) in „Abkehr von partizipationsorientierten und demokratisch legitimierten Prozessen der Lokalisierung/Regionalisierung“ (ebd.). Auf diese Weise sehen sie sich zwei Dynamiken überlagern: „zum einen Veränderungen in den Beziehungen von Staat, Ökonomie und Gesellschaft, die neue Formen lokaler/regionaler Governance, neue Formen politischer Repräsentation sowie neuartige Identifikationsangebote generieren; zum anderen Veränderungen in den Beziehungen und Gewichtungen zwischen den verschiedenen Ebenen politischer und wirtschaftlicher Organisation und der auf ihn handelnden Akteure […], durch die soziale Konflikte und Kompromisse strategisch selektiert werden“ (ebd.).

Unter der regulationstheoretisch inspirierten Perspektive „politics of scale“ kann so neben der „räumliche[n] Restrukturierung von Politik und politischer Auseinandersetzung innerhalb des Territorialstaates selbst“ (Brenner 1997: 22), auch „die konflikthafte Konstruktion räumlicher Hierarchien und deren strukturierende Wirkung auf soziales Handeln“ (Röttger/Wissen 2005: 219) in den Blick genommen werden. Ja, es lassen sich bezüglich solcher „Konstruktionen“ dann unter politischer Perspektive auch Überlegungen anstellen, „inwieweit gesellschaftliche Widersprüche erfolgreich bearbeitet werden könnten bzw. inwieweit es subalternen Akteuren gelingt, diese Widersprüche zu politisieren und bestehende Machtverhältnisse herauszufordern“ (ebd.). Konkret analysiert wurden bisher jedoch vor allem „das sich dynamisch verändernde Artikulationsverhältnis von Ökonomie, Politik und Zivilgesellschaft, ihre jeweiligen Akteurskonstellationen und Bündnisse“ (ebd.: 220) im Hinblick darauf, „wer auf welcher Maßstabsebene was reguliert“ (ebd.: 218). In regulationstheoretischer Tradition konzentrierten sich die Untersuchungen dabei sehr stark auf Prozesse und Strategien der Konstitution eines hegemonialen Machtblockes.

Raumbegriffe und Probleme des alltäglichen Lebensumfeldes

Im Unterschied zu der in den „politics of scale“ fokussierten „andauernden (Re-)Produktion von relativ dauerhaften, unbeweglichen räumlichen Konfigurationen und Regulationen, sowohl sozio-ökonomischer, als auch politisch-institutioneller Räume, die sich gleichzeitig auf mehreren, sich gegenseitig überlappenden geographischen Ebenen (scales) entfaltet“ (Brenner 1997: 8), „zielte die traditionelle Geographie bis in die 1960er Jahre auf die Identifizierung und Beschreibung“ (Glasze/Mattissek 2009: 39) eben solcher ganz unterschiedlich umgrenzter Räume, die jedoch „als gegebene, wesenhafte Ganzheiten gedacht wurden. Aufgebrochen wurde dieses Paradigma im Kontext der quantitativen Revolution mit der Hinwendung zu raumwissenschaftlichen Ansätzen“ (ebd.).

Trotz ihres Anspruches, „Gesetzmäßigkeiten der räumlichen Organisation gesellschaftlicher Prozesse und Strukturen heraus[zu]arbeiten“ (ebd.: 40) tendieren jedoch auch diese raumwissenschaftlich orientierten Arbeiten – selbst wenn sie sich dabei auf Begriffe wie Sozialraum stützen – „vielfach dazu, die Räume zu verdinglichen, die sie selbst auf der Basis der quantitativen Sozialforschung konstruiert haben“ (ebd.). Und gerade solche disziplinären Ansätze stellen bis heute ganz zentral die analytische Basis für Konzepte der Sozialraumorientierung in den Professionen von Sozialplanung, Sozialadministration und Sozialer Arbeit da, die ja jeweils höchst unterschiedliche Problemstellungen zu bearbeiten suchen (vgl. dazu Widersprüche 135/2015).

Richtungsweisend für solch forscherischere Ansätze der Klassifizierung von Gebietseinheiten wurde für die Bildungs- und Sozialplanung der Bundesrepublik das „Soziotopen“-Konzept der Gruppe um Tino Bargel. Auf der Basis solcher Merkmale der amtlichen Statistik – wie z. B. Berufsstruktur, Bildungsstand der erwachsenen Bevölkerung, Verteilung der Heranwachsenden auf Schularten, Ausländeranteil (vgl. Kuthe et al. 1979: 41-55) – hat diese acht Typen städtischer, sowie sechs Typen ländlicher „Soziotope“ als „abgrenzbare sozial-ökologische Einheiten“ (ebd.: 29) herausdestilliert, „in denen jeweils spezifische Bündel von Faktoren jeweils andersartige Grundmuster sozialer Situationen und Probleme erzeugen“ (ebd.) würden. Mit ihrem „Soziotopen“-Konzept versuch(t)en sie also, eine statistisch faktorenanalytische Antwort auf die Frage nach idealtypisch in ihren sozialisatorischen Qualitäten zu unterscheidenden sozial-ökologischen Räumen zu geben.

Indem sie aber den von ihnen interferenzstatistisch ermittelten „Soziotopen“ unterschiedliche sozialisatorische Qualität zusprechen, unterstellten sie in einem ökologischen Fehlschluss Kompositionseffekte solch bestimmter Faktorenbündel von Variablen als Wirkungen dieses Gebietes im Sinne eines Kontexteffektes (vgl. Häußermann 2007). Empirisch lassen sich Kontexteffekte jedoch nur durch den Umkehrschluss eines „durch sozioökonomische Faktoren nicht erklärbaren Rest von Varianz“ (ebd.: 236 f.) bestimmen. Und selbst dann ist noch nicht klar, wie ein gebietsspezifischer, sozialökologischer „"Kontext" tatsächlich wirkt und welche Mechanismen dabei am Werk sind […]. Dazu bedarf es plausibler Theorien und auch genauerer Analysen mit qualitativen Methoden“ (ebd.: 235).

Solche Theorien und Analysen wurden schon durch die Sozialökologie der Chicagoer Schule zu entwickeln versucht (vgl. zusammenfassend May 2001: 5 ff.). Ihr Begriff von Sozialraum als Habitat bzw. „homogenes Gebiet“ war von ihr als Antwort auf die schon von Randolph Bourne (s. o.) mit seinem Begriff von „transnational nation“ angerissene Frage nach der wohlgeordneten und wechselseitig vorteilhaften Balance unterschiedlicher soziokultureller Bevölkerungsgruppen konzipiert, in Übertragung des Symbiose-Konzeptes der Ökologie nun jedoch nicht allein auf den nationalstaatlichen „Container-Raum“, sondern vor allem auf den „Organismus“ Stadt bezogen. Demnach konstatierte die Sozialökologie zwar auf der Ebene der community einen „Kampf um’s Dasein“, postulierte jedoch eine weitere, dem „Kampf“ die existenzgefährdende Wirkung nehmende, übergreifende, kulturelle Ebene: society.

Auch in der Sozialökologie trägt sich also insofern noch das „Behälter-Modell“ von Raum durch, als dort Sozialraum als deutlich abgegrenztes Wohnviertel theoretisiert wird, welches als Habitat über bestimmte kulturelle Eigenheiten verfügt. Diese Raumvorstellung wird jedoch nicht nur durch jenes Postulat einer übergreifenden kulturellen Ebene von society überschritten, sondern auch dadurch, dass die Gesamtstadt als eine Ansammlung solcher Gebiete modelliert wird, die sich als Ergebnis der Industrialisierung und des urbanen Wachstums in Form konzentrischer Kreise um den Stadtkern gruppieren.

Konsequent im Hinblick auf das der Sozialökologie zugrunde liegende evolutionäre Grundmodell ist es, wenn im Rahmen von dessen Rezeption im Bereich Sozialer Arbeit die Auslösebedingungen ihrer sozialen Interventionen als „unzureichende Anpassungsleitungen von Familien an großstädtische Lebensbedingungen“ (Bourgett et al. 1983: 91) zu fassen versucht wurden. Dabei gerät jedoch nicht nur außer Blick, dass der sozialökologisch als Habitat bzw. homogenes Gebiet thematisierte „Behälter-Raum“ immer schon „Objekt und Resultat von Strategien und Praktiken“ (vgl. Keim 1978: 611) – aber auch gesellschaftlicher Konflikte – war und ist. Auch wird übersehen, dass in solchen, entsprechend pathologisierten Lebensformen gesellschaftliche Gruppen ihren sozialen und materiellen Lebenserfahrungen Ausdruck verleihen. Sie artikulieren darin das gesellschaftliche Zusammenleben betreffende und somit im Grunde genommen politische Probleme, deren Folgen sie zugleich zu bewältigen suchen (vgl. May 2001: 9 f.).

Keims Kritik, der Sozialökologie gehe „es nicht um strukturelle Analysen, sondern um Aggregierung“ (1978: 611), welche unmittelbar übertragbar ist auch auf die allermeisten der heute gängigen Instrumente quantitativer „Sozialraumanalyse“ (vgl. Riege/Schubert 2005), greift damit etwas zu kurz. Sie muss ergänzt werden um den Hinweis, dass das, was kleinräumig an Strukturdaten erfasst wird, in erster Linie Probleme der „Regierung“ bestimmter Bevölkerungsgruppen betrifft (wie bspw. Kriminalitätsraten, Ausländeranteil), die häufig eher nur vermittelt auf Probleme der Betroffenen selbst verweisen (vgl. May 2001: 10). Vor dem Hintergrund, dass auch auf diese Weise „die spezifischen Formen städtischer Milieus […] als gesellschaftliche Produkte verstanden werden“ (Castells 1977: 107) müssen, hat Manuel Castells schon in den 1970er Jahren gefordert, „die Verbindung Raum-Gesellschaft“ (ebd.) zu einer Forschungsfrage zu erheben, anstatt aus ihr „einen Angelpunkt für die Interpretation der Unterschiede im sozialen Leben zu machen“ (ebd.), oder gar den beschriebenen „ökologischen Fehlschlüssen“ zu verfallen.

Zwar benutzt auch Pierre Bourdieu (vgl. 1991: 32) den Begriff des Habitates. Allerdings geht er im Hinblick auf die von Manuel Castells geforderte Analyse der „Verbindung Raum-Gesellschaft“ (1977: 107) davon aus, dass letztlich ein spezifischer, sich auch in einer „körperlichen Seinsweise“ (Bourdieu 1979: 143) niederschlagender Habitus als „System dauerhafter Dispositionen“ (ebd.) von entsprechenden Wahrnehmungs-, Beurteilungs- und Handlungsmustern solche Habitate als ebenso spezifisch geprägte kulturell und sozial geschlossene Wohnquartiere hervorbringe. Nur auf der Grundlage dessen, dass unterschiedliche Existenzbedingungen auch unterschiedliche Formen des Habitus hervorbrächten, könnten sich jedoch die von einem bestimmten Habitus erzeugten Praxisformen als Ausdruck jener Unterschiede erweisen, die – „von den Akteuren mit den erforderlichen Wahrnehmungs- und Beurteilungsschemata zum Erkennen, Interpretieren und Bewerten der relevanten Merkmale wahrgenommen“ (1982: 279) – dann als Lebensstile fungierten und sich auch in entsprechenden Habitaten Ausdruck verliehen.

Als Antwort auf die Frage nach der Hierarchisierung soziokultureller Unterschiede in einer Gesellschaft und deren Gründen, hat er dabei einen ganz neuen Begriff des sozialen Raumes geprägt, den er rein epistemologisch auf einem gedachten Tableau quasi topologisch als relationale Anordnung von Menschen und Gruppen entsprechend des Volumens und der jeweiligen Kombination verschiedener, von ihm heuristisch unterschiedener Kapitalarten konstruiert. Aufgrund entsprechender Verteilungs- und Kombinationsmuster solcher Kapitalsorten sieht Bourdieu dann auch jene, von ihm als Habitate bezeichnete, territoriale Konzentrationen von Menschen ähnlicher Lebensstile entstehen. Solche physischen Orte versucht er vor diesem Hintergrund als Ergebnis des Verteilungskampfes unterschiedlicher Akteure, mit entsprechend unterschiedlichen Chancen der Aneignung aufgrund einer entsprechenden Ausstattung mit solchen Kapitalien, gewissermaßen als Verobjektivierung seiner Konzeptionalisierung von sozialem Raum zu analysieren.

In der Empirie der „feinen Unterschiede“ (Bourdieu 1982) beschränkt sich dieses, sein topologisches Koordinatenkreuz zur relationalen Anordnung von Menschen und Gruppen entsprechend des Volumens und der jeweiligen Kombination verschiedener Kapitalarten, dann allerdings zweidimensional auf ökonomisches und kulturelles Kapital. Trotz Verwendung des Begriffes von sozialem Raum wird so die Raumdimension bei Bourdieu nicht systematisch in seine Gesellschaftstheorie einbezogen. Vielmehr fungiert sein Begriff von Habitat als über den Habitus vermittelte, physische Verobjektivierung seines Konzeptes von sozialem Raum. Für Bourdieu bildet sein Begriff von Habitat somit die Antwort auf die ihn zentral beschäftigende Frage, wie die für einen spezifischen soziokulturellen und sozialräumlichen Kontext konstitutiven Strukturen einen bestimmten Habitus erzeugen, so dass die vom Habitus hervorgebrachten Praxisformen und Praktiken durch die vergangenen Bedingungen, auf die sich diese richteten, dann in der Weise determiniert werden, dass sie die Tendenz aufweisen, die objektiven Bedingungen, deren Produkt sie in letzter Konsequenz sind, auch sozialräumlich zu reproduzieren. Zwar unterscheidet sich diese Frage in ihrer dialektischen Ausrichtung deutlich von jener der Chicago School nach der wohlgeordneten und wechselseitig vorteilhaften Balance unterschiedlicher soziokultureller Bevölkerungsgruppen. Ähnlich wie dem Habitat-Begriff der Chicago-School eignet jedoch auch Bourdieus hypostasierter Entsprechung zwischen Habitus und Habitat ein gewisser Funktionalismus.

Manuel Castells hat jedoch nicht nur jene Ansätze kritisiert, die aus der „Verbindung Raum-Gesellschaft [...] einen Angelpunkt für die Interpretation der Unterschiede im sozialen Leben zu machen“ (1977: 107) trachten, was in skizzierter Weise auch Bourdieus Theorie des Verhältnisses zwischen dem von ihm aus dem Volumen und der Zusammensetzung von ökonomischen und kulturellem Kapital modellierten sozialem Raum, dem Habitus und dem Habitat betrifft. Castells hat darüber hinaus sogar grundsätzlich in Frage stellt, „ob es Wohnsiedlungen gibt, die unter ökologischen Gesichtspunkten derart fest umrissen sind, daß sie eine Aufteilung der Siedlung in Untereinheiten mit wirklich spezifischer Eigenart zulassen“ (ebd.: 96).

Dies betrifft nun nicht nur die schon angesprochenen, verschiedenen Konzepte von Habitat der Chicago School und Bourdieus, sowie den Versuch, eine Typologie von Soziotopen interferenzstatistisch zu ermitteln, sondern im Hinblick auf die Praxis von Sozialraumorientierung auch Wolfgang Hintes nimmer müde Forderung nach einer „klugen Zuschneidung“ (2005: 549) administrativer Steuerungs- und Planungsräume, „so dass ein von der Bürokratie definierter Sozialraum“ (ebd.) mehrere „Verdichtungen“ und „Überschneidungen von individuellen Sozialräumen“ (ebd.) enthalten sollte, „auf die sich die Fachkräfte dann jeweils nach Bedarf […] in ihren Schwerpunktsetzungen beziehen können“ (ebd.). Aus Hintes Perspektive ist ein so geschnittener „Sozialraum“, welcher dann als „Steuerungsdimension“ die klassischen von „Fall, Immobilie oder Abteilung ergänzen oder auch dominieren“ (ebd.) soll, die Antwort auf eine optimierte Vermittlung sozialstaatlicher und zivilgesellschaftlicher Ressourcen, um die Bedürfnisse der dort lebenden Bevölkerung zu befriedigen. Diese glaubt er über entsprechende „aktivitätserkundende[]“ (2005a: 156) Befragungen einfach so ermitteln zu können, ohne zu hinterfragen, wie sie zustande kommen. Schon Bourdieus Habitus-Theorie gäbe genügend Anlass, deren Restringiertheit zu hinterfragen, ganz zu schweigen von dem, wie ein solcher „Wille“ durch politisch interessierte Kräfte beeinflusst werden kann. Die Ergebnisse der von der politischen Ausschlachtung der sogenannten „Flüchtlingskrise“ überlagerten Kommunal- und Landtagswahlen des letzten Jahres geben diesbezüglich erschreckend Auskunft.

Hintes Forderung bei der „klugen Zuschneidung“ (2005: 549) eines „von der Bürokratie definierte[n] Sozialraum[es]“ (ebd.) „individuelle Sozialräume“ (ebd.) in ihren „Verdichtungen“ und Überschneidungen“ zu berücksichtigen, weist gewisse Parallelen zum Apell von Christian Reutlinger an die Kinder- und Jugendhilfe sowie Soziale Arbeit auf, „den Sozialen Raum von den Konstitutionsleistungen bzw. Handlungen des dynamischen Subjekts her aufzuschließen“ (2007: 104). Wenn Christian Reutlinger moniert, dass „in jüngster Zeit die aktuelle soziologische und raumsoziologische Diskussion – aber auch die Stadtsoziologie –“ (ebd.: 103) zwar an der Erkenntnis ansetze, dass alle Räume soziale – weil von Menschen konstituierte – Räume seien, „ohne jedoch der Frage der Qualität bzw. der Frage der Entwicklung nachzugehen“ (ebd.), wird jedoch deutlich, dass seine Frage etwas anders als die Hintes gelagert ist.

Allerdings steht auch Reutlingers mit Hilfe von „Bewältigungskarten“ erhobener Sozialraum, ebenso wie Martina Löws (2001) raumtheoretischer Begriff von „Syntheseleistung“ in Gefahr einer wahrnehmungsgeographischen Verkürzung. Schon Husserl (vgl. 1973) hat herausgearbeitet, dass Raum dergestalt als Hintergrund und Boden jeglicher Erkenntnis- und Erfahrungsprozesse fungiert, dass über den kinästhetisch erfahrenden Leib, ohne Zutun des Ichs – Husserl spricht deshalb von „passiver Synthesis“ –, einzelne Objekte zu einem subjektiven Raum verschmelzen, der dann die Grundlage aller weiteren, auch „aktiven Synthesen“ darstelle, aus der sich „Welt“ konstituiere. Die Frage nach widersprüchlichen und konflikthaften gesellschaftlichen Produktionsprozessen sozialer Räume und ihres Verhältnis zu anderen gesellschaftlichen Produktionsprozessen – auch politischer Art (!) –, die neben Castells vor allem von Henri Lefebvre schon seit den 1970er Jahren verfolgt wurde, geraten in jenen wahrnehmungsgeographisch geprägten (Sozial-)Raum-Begriffen jedoch nur allzu leicht außer Blick.

Raumbegriffe und (pädagogische) Problemstellungen bezüglich der Verwirklichung menschlicher Subjektivität

In der analytischen Terminologie seiner Theorie der Raumproduktion unterscheidet Henri Lefebvre einerseits die Ebene der „Repräsentation des Raumes“ (1991) als herrschender Raum in einer Gesellschaft bzw. einer Produktionsweise, die in besonderer Weise in seinen Iso-Topien (vgl. Lefebvre 2003: 44) als „homologe[] oder analoge[] Ort[e]“ (ebd.: 45) „an Hand von Bildern und Stadtplänen mehr oder weniger gut lesbar“ (ebd.: 44) sind. Innerhalb dessen entfalten sich ganz bestimmte „Räume der Repräsentation“ der eigenen Lebenserfahrung und Interessen. Während diese in Iso-topien weitgehend eingeschränkt sind, können sich in „contrasting places“ (1991: 63) von Hetero-Topien (2003: 44) durchaus unterschiedliche „Räume der Repräsentation“ entfalten, ja, sich sogar konflikthaft zuspitzen, „sofern man sich auf die Menschen bezieht, die den Ort besetzt haben“ (ebd.: 45).

Zwar operiert auch Foucault (2006: 325f.) mit einem Begriff von Hetero-Tope. Dieser ist aber bei ihm als durch bestimmte Prozesse der Öffnung und Abschließunggekennzeichnete En- bzw. Exklave gefasst, in der eine Gesellschaft ihr Anderes ein- bzw. ausschließt. Foucault, der sich für die Normalisierung der Gesellschaft interessiert, im Rahmen dessen, was er Sicherheitsdispositiv nennt (vgl. zusammenfassend May 2010: 154ff.; Diebäcker 2014: 67ff.) analysiert Hetero-Tope in dieser Weise als „institutionelle[] Praktiken und Ordnungen sowohl in ihrer gesellschaftlichen als auch physisch-territorialen Dimension, […] als Schnittstellen und Transmissionsorte in ihrer doppelten räumlichen Relationalität“ (Diebäcker 2014: 112) als „Räume einschließender Ausschließung“ (ebd.) – gerade auch in ihrer Anbindung „an politisches Wissen, Macht und Strategie“ (ebd.: 113).

Reformuliert in der systemtheoretischen Sprache von Inklusion und Exklusion charakterisiert Stichweh diese, als „Institutionen – meist sind es Organisationen – der inkludierenden Exklusion“ (2009: 38), wie z. B. „Gefängnisse, Psychiatrien, Beschäftigungsgesellschaften“ (ebd.). Unter Bezug auf die von ihm als „paradigmatische Figur“ der „Sozialdisziplinierung“ (2009: 29) rekonstruierten Arbeiten Foucaults spricht Stichweh diesbezüglich davon, dass „für jede neuerfundene und neuentstandene Form der Exklusion […] eine Institution der Inklusion erfunden und eingerichtet werden muss […], die die vorgängige Exklusion auffängt und sie gewissermaßen unsichtbar macht, weil sie sie in das Gewand einer resozialisierenden (reinkludierenden) Absicht kleidet“ (ebd.: 37).

Vor dem Hintergrund, dass für ihn als Systemtheoretiker im Hinblick auf die Ausdifferenzierung gesellschaftlicher Funktionssysteme die „Unterscheidung von Leistungs- und Publikumsrollen als Modi der Inklusion“ (2009: 33) von zentraler Bedeutung ist, arbeitet er heraus, wie „der Publikumsstatus [...] in diesen Systemen“ (ebd.) damit einhergeht, „dass Inklusion die Form der Betreuung („people processing“) der Publikumsrollen durch die Leistungsrollen des Systems annimmt“ (ebd.). Mit Goffman (1972) ließe sich die entsprechende Publikumsrolle etwas markanter als die von Insassen kennzeichnen. Immerhin verweist jedoch auch Stichweh auf Analysen, die „zeigen, wie die Institutionen der inkludierenden Exklusion trotz der guten Absichten, die sie verfolgen, unübersteigbare Schwellen zwischen Inklusions- und Exklusionsbereich errichten und wie sie insofern die von ihnen betreuten kommunikativen Adressen auch als re-inkludierte Adressen dauerhaft mit einem Stigma markieren“ (2009: 41).

Mark Diebäcker sieht mit Foucaults Begriff von Hetero-Tope „eine neue, erweiterte Perspektive auf Einrichtungen und Institutionen Sozialer Arbeit und ihre Praktiken verbunden“ (2014: 113). So eröffne „Foucault über seine Kategorien – den Beziehungen, Funktionen, den Normensystemen, Grenzziehungen sowie Raumrelationen – eine spezifisch raumanalytische Perspektive“ (ebd.). Diese erweitere „die Fokussierung der sozialraumorientierten Zugänge Sozialer Arbeit auf öffentliche Räume maßgeblich auf institutionalisierte Betreuungsangebote“ (ebd.). Während jedoch Goffman (1972) mit seinem Begriff von Asylen zu analysieren vermag, wie es Insassen selbst in totalen Institutionen gelingen kann, sich Räume zu kreieren, um deren Mechanismen der Entindividualisierung zu entgehen, liegt dies außerhalb der Perspektive von Foucaults Begriff von Hetero-Tope.

Demgegenüber lässt sich im Anschluss an Lefebvres Begriff von Hetero-Topien (2003:44) die bei Goffman nur angerissene sozialräumliche Dimension des Versuchs der Konstitution eigener „Räume der Repräsentation“ innerhalb dessen, wie in solche Institutionen und Organisationen „der inkludierenden Exklusion“ (Stichweh 2009: 38) Raum aus der Perspektive nicht nur der Architekten, sondern auch der dort tätigen Professionen repräsentiert wird, sehr viel deutlicher in den Blick nehmen. Stichwehs systemtheoretische Perspektive, „dass Inklusion die Form der Betreuung („people processing“) der Publikumsrollen durch die Leistungsrollen des Systems annimmt“ (ebd.: 33), muss dies zwangsläufig übersehen – und dies nicht nur, weil ihm ein entsprechendes raumanalytisches Instrumentarium fehlt, sondern weil er diejenigen, die sich auch in solchen Räumen „einschließender Ausschließung“ (Diebäcker 2014: 112) „Räume der Repräsentation“ ihrer eigenen Lebenserfahrungen und Interessen zu schaffen versuchen, lediglich als betreutes Publikum in den Blick nimmt. Denn als Systemtheoretiker interessiert ihn nur die Funktionalität der „Unterscheidung von Leistungs- und Publikumsrollen als Modi der Inklusion“ (2009: 33) in ein ganz bestimmtes gesellschaftliches Funktionssystem.

Lefebvres Raumanalytik folgt demgegenüber einer ganz anderen Fragestellung. So untersucht Lefebvre in der Tradition der Kritik der politischen Ökonomie die mit der Durchsetzung kapitalistischer Herrschaft einher gehende Veränderung eines

Mit kritischem Bezug auf diese Ebene der Alltäglichkeit, deren Reduktion auf die Dimension des Anordnens der zerteilten Elemente nichts anderes als die Vorherrschaft der Zwänge über die Sinne reflektiert, versucht Lefebvre jene zur Wirklichkeit drängenden Tendenzen herauszuar­beiten, die die Fragmentierung des Ganzen der modernen Welt zu einer anderen und neuen Gesamtheit zu rekonstruieren erlauben, die menschliche Verwirklichung befördert (vgl. 1972: 59 & 1975: 339). Seine alltagskritischen und metaphilosophischen Arbeiten – wobei Metaphilosophie bei Lefebvre eine Praxisphilosophie im Anschluss und nach Marx meint –, in die dann auch jene Raumanalytik eingebettet ist, richten sich aus an einem praktischen Ent­wurf, der die fundamentalen Themen der Philosophie in den Mit­telpunkt einer durch Bemühungen um das Alltägliche, durch seine Kritik und seine Transformation erneuerte Kultur richtet, die keine Insti­tution sondern Lebensstil sein soll. Zentral geht es ihm dabei um das Ziel, auf diese Weise „der Alltäglichkeit zu helfen, eine in ihr anwesende-abwesende Fülle zu erzeugen“ (Lefebvre 1972: 31).

Deshalb hat Lefebvre (1991: 163ff.; 2003: 44ff.) angemahnt, neben Iso- und Hetero-Topien auch U-Topien als „objektive“ raumbezogene Möglichkeiten zu fokussieren, um in einer – die ursprünglich griechische Wortbedeutung als „Hebammenkunst“ sozial transformierenden – „mäeutischen“ Hervorbringungsarbeit in der Alltäglichkeit „anwesende“ Eigenschaften und Vermögen, die durch (intersektionale) Blockierungen vielfältigster Art in deren Wirklichkeit zugleich in dem Sinne „abwesend“ sind, dass sie sich darin bisher nicht angemessen verwirklichen können (vgl. May 2014), vermittels entsprechender Raumproduktionen zur Geltung zu bringen. Damit hat ein solch „U-Topische[s] […] nichts mit dem imaginären Abstrakten gemein […]. Es ist wirklich. Es ist im Herzen dieses Wirklichen, es ist die urbane Wirklichkeit, die selber nicht ohne dieses Ferment besteht“ (ebd.: 45).

Michael Winklers „Theorie der Sozialpädagogik“ ist daran mit seiner These unmittelbar anschlussfähig, dass „sozialpädagogisches Denken in pragmatischer Absicht“ (1988: 278) generell mit der Frage beginne, „wie ein Ort beschaffen sein muß, damit ein Subjekt an ihm leben und sich entwickeln kann, damit er auch als Lebensbedingung vom Subjekt kontrolliert wird“ (ebd.: 278f.). Die durch ein derart motiviertes „sozialpädagogisches Ortshandeln“ angeregten Aneignungshandlungen – auch im Sinne Lefebvres Konstitution von „Räumen der Repräsentation“ – stellen damit die U-Topische – weil sie bisher keinen Ort der Verwirklichunghatten – praktische Antwort auf jene von Winkler für Sozialpädagogik als konstitutiv postulierten Frage dar. Im Auge zu behalten ist dabei jedoch, dass in der Terminologie Lefebvres das Ergebnis „sozialpädagogischen Ortshandelns“ zunächst einmal nur eine ganz bestimmte Form der „Repräsentation des Raumes“ darstellt. Ob dieser Raum so angeeignet werden kann, dass dabei bisher U-Topische „Räume der Repräsentation“ tatsächlich zur Verwirklichung kommen, ist stets abhängig vom Passungsverhältnis zu den Aneignenden – also letztlich von deren Aneignungshandeln selbst und nur sekundär von der Mäeutik „sozialpädagogischen Ortshandelns“ der Professionellen.

Zwar ist der historischen Rekonstruktion Winklers zufolge die Geschichte der Sozialpädagogik als Disziplin und Profession in dieser Weise von Beginn an – welcher von ihm bei Johann Heinrich Pestalozzi angesetzt wird – zumindest implizit in ihrem „Denken selbst raumbezogen“ (Bachmann-Medick 2006: 303) und durch „ein methodisches Verfahren der Spatialisierung“ (ebd.:) geprägt, wie es dann ein viertel Jahrtausend später zu einem Kriterium eines „spatial turn“ herangezogen wurde. Die Wirklichkeit sozialpädagogisch motivierter „Repräsentation des Raumes“ hat sich jedoch in dieser Geschichte – wie der Gegenwart – häufig als wenig geeignet erwiesen, bisher U-Topische „Räume der Repräsentation“ der Lebenserfahrung und Interessen ihrer Zielgruppen in mäeutischer Weise ihrer Verwirklichung entgegen zu bringen. Vielmehr müssen die über ein „sozialpädagogisches Ortshandeln“ kreierten Räume häufig wohl eher im Sinne Foucaults Hetero-Tope, aber auch im Lefebvres Widersprüche fokussierendem Verständnis von Hetero-Topien analysiert werden. Wenn es jedoch gelingt, den „aufgeklärten“, von Winkler in der zitierten Frage, theoretisch „im aristotelischen Sinne“ (1988: 50) auf den Begriff zu bringen versuchten Gehalt von Sozialpädagogik in all seinen „Bestimmungen und Momenten“ (ebd.: 51) zur Geltung zu bringen, vermochten und vermögen solche über „sozialpädagogisches Ortshandeln“ kreierten „Repräsentationen des Raumes“ sogar mäeutische Qualitäten im Hinblick auf die Verwirklichung bisher U-Topischer Dimensionen von „Räumen der Repräsentation“ auf Seiten der Aneignenden zu entfalten.

Mit Monika Alisch zusammen (vgl. May/Alisch 2013; 2015) habe ich Letzteres mit dem Begriff Sozialraumentwicklung zu fassen versucht. Möglich erscheint uns diese nur durch Aufgreifen konkreter raumbezogener Interessenorientierungen, wie sie in Praxiszusammenhängen spezifischer Gruppen, Netzwerke und Organisationen deutlich werden, um unter Bezug auf das dialektische Verhältnis von Teilnahme und Teilhabe in einem inhaltlich, wie raum-zeitlich klar umgrenzten Bereich, in partizipativen Planungsprozessen unter Teilnahme der Betroffenen ein Stück mehr gesellschaftlicher Teilhabe zu verwirklichen. Darüber hinausgehend verweisen wir mit dem Begriff von Sozialraumorganisation einerseits darauf, dass solche Prozesse der Sozialraumentwicklung ja in einem weiteren Schritt – bezüglich dessen, was Lefebvre mit seinem Begriff von Hetero-Topien zum Ausdruck bringt – auch untereinander in demokratischen Aushandlungsprozessen miteinander zu vermitteln sind. In Konfliktfällen lässt dies eine allparteiliche, professionelle Moderation erforderliche werden. Zugleich sind solche Prozesse – als zwar selbsttätige, aber dennoch planvolle gemeinsame Produktion Sozialer Räume – auch als Kampf darum anzulegen, institutionelle Arrangements der Sozialadministration mit einzubinden, um die von ihnen sozialbürokratischen verwalteten Ressourcen für solche Prozesse fruchtbar zu machen und auch darauf hinzuwirken, dass raumplanerische „Repräsentationen des Raumes“ so angelegt werden, dass sie von möglichst vielen gesellschaftlichen Gruppen als „Räume der Repräsentation“ ihrer spezifischen Lebenserfahrungen und Interessen angeeignet werden können. Eine solche Form übergreifender Sozialraumorganisation ist dann auch nicht unbedingt an entsprechende geographische Grenzen gebunden, sondern vermag ihre Zielsetzungen nur auf mehreren, sich gegenseitig überlappenden Ebenen – sowohl sozio-ökonomischer, als auch politisch-institutioneller Räume – verwirklichen, wie sie in skizzierter Weise im Rahmen der „politics of scales“ analysiert werden.

Zwar rekurriert die „sozialräumliche Jugendarbeit“ nicht auf diese analytische Begrifflichkeit, hat jedoch durchaus jene von Lefebvre mit seinem Begriff von Hetero-Topien sowie seiner Unterscheidung einer „Repräsentation des Raumes“ und „Räumen der Repräsentation“ bezeichneten Spannungsverhältnisse in ihren Konzepten ebenfalls mit im Blick. So fordert etwa Ulrich Deinet „Einrichtungen so auszurichten, dass unterschiedliche Settings für Aneignungsprozesse zur Verfügung stehen und auch zwischen unterschiedlichen oder sogar rivalisierenden Cliquen und Gruppen Lernprozesse entstehen, bei denen die Jugendlichen Akzeptanz und Fairness lernen können“ (2011: 169). Und auch Fachkräfte werden in dieser ihrer „strukturierende[n] Kompetenz“ (ebd.) als integraler Teil der „Aneignungsqualität“ (Krisch 2009: 171) solcher von ihnen vorbereiteter und mitgestalteter Orte betrachtet.

Nach Erkenntnissen des DFG Projektes „Räumlichkeit und soziales Kapital in der Sozialen Arbeit – Zur Governance des sozialen Raums“ (vgl. z. B. Landhäuser 2009: Kap. 4.1.1) rekurrieren Professionelle vor allem in der Jugendarbeit in der Strukturierung ihrer Raumbezügen gerade auf letztere Konzepte und betrachten vor diesem Hintergrund den „pädagogische[n] Raum, sei es jener zwischen AdressatInnen und Professionellen oder der Institution“ (ebd.: 105), als Antwort auf die praktisch-methodische Frage der professionellen Bearbeitung sozialer Probleme. Um diese zu beschreiben, nutzen sie auf der anderen Seite „Raumbezüge auf der territorialen Eben“ (ebd.). Unter mehr oder weniger expliziten Bezug auch auf wissenschaftliche Konzepte, wie sie im vorangegangenen Kapitel zu „Raumbegriffen und Probleme des alltäglichen Lebensumfeldes“ diskutiert wurden, ziehen sie in dieser Weise sozialisatorisch negative Wirkungen des Sozialraumes als Antwort auf die Frage nach dem Entstehungszusammenhang sozialer Probleme heran, die sie dann durch sozialräumliche Ansätze Sozialer Arbeit zu beheben oder zumindest abzumildern trachten.

Vermutlich werden diese Professionellen nicht einfach dadurch zu einer Veränderung ihrer Praxis in Richtung eines „sozialpädagogischen Ortshandelns“ in Winklers „aufgeklärten“ Sinne zu bewegen sein, oder auch im Sinne von Sozialraumentwicklung und einer darauf aufsattelnden Sozialraumorganisation, wie sie Monika Alisch und ich konzeptioniert haben, wenn ihre bisherigen raumbezogene Praxen bloß im Anschluss an Foucault als eingebunden in hegemoniale Gouvernementalitätsstrategien entlarvt werden. Realistischer dürfte sein, sie einzuladen, die verschiedenen, nebeneinander stehenden Fragen und Interessenlagen in den Blick zu nehmen, die sich hinter der vermeintlich gemeinsamen Antwort „Sozialraum“ verbergen. Die jeweils mit der indexikalischen Sprachhülse „Sozialraum“ zu beantworten versuchten Fragen implizieren ja – wie skizziert – durchaus unterschiedliche Möglichkeiten, diese Antwort praktisch-politisch auszulegen.

Welche davon jeweils präferierten werden, hängt einerseits mit entsprechenden Interessenslagen zusammen, verweist aber auch auf die Verfügbarkeit (sozialräumlicher) Ressourcen. Diesen Zusammenhang einer gemeinsamen Reflexion zugänglich zu machen und dabei möglicherweise benachteiligende Folgen der jeweils verfolgen Interessenlagen für andere gesellschaftliche Interessensgruppen mit einzubeziehen, könnte so auch im Hinblick darauf, was Monika Alisch und ich Sozialraumorganisation nennen, neue Koalitionen einer solidarischen Arbeit am Sozialen und dessen räumlichen Grundlagen eröffnen, die zugleich auch eine räumlich gerechtere Verteilung von Ressourcen anstrebt.

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Zitiervorschlag

May, Michael (2016): Sozialraum: Der passende Begriff für alle möglichen Problemstellungen. In: sozialraum.de (8) Ausgabe 1/2016. URL: https://www.sozialraum.de/sozialraum-der-passende-begriff-fuer-alle-moeglichen-problemstellungen.php, Datum des Zugriffs: 29.03.2024