Das Verfahren „Sozialraum- und Zielgruppenerhebung“ als Grundlage für die wirkungsorientierte und sozialräumliche Weiterentwicklung der Jugendarbeit in Wien
Christian Holzhacker, Richard Krisch
Die kontinuierlich aber auch anlassbezogene Durchführung von Projekten und Initiativen der Sozialraumerkundung (Sozialraumanalysen) sind Teil der selbstverständlichen Praxis der sozialräumlich-orientierten Offenen Jugendarbeit im Verein Wiener Jugendzentren e.V. (VJZ). „Sozialräumliche Beteiligungsmethoden“ (Herschkowitz 2016) wie Stadteilbegehungen mit Jugendlichen, Mobile Nadelprojekte, Cliquenraster, Gruppendiskussionen, Befragungen u.a. beteiligen dabei Jugendliche an der Beschreibung des „sozialräumlichen Klimas“ im Stadtteil. Einige Sozialraumanalysen im VJZ wurden von einzelnen Einrichtungen anlassbezogen durchgeführt. Beispielsweise mit dem Motiv der Schaffung von Öffentlichkeiten für Jugendliche, aber auch als Qualitätsbeschreibung der offenen Jugendarbeit selbst und in politischen Gremien, aber auch in Publikationsorganen wie sozialraum.de veröffentlicht [1].
Entsprechend dem in den letzten Jahren erarbeiteten „Wirkungskonzept der Offenen Jugendarbeit im VJZ“ bekommt die Sozialraum- und Zielgruppenbeschreibung eine erweiterte Bedeutung: Erst das mit Methoden der Sozialraumanalyse erhobene Wissen über differenzierte Aneignungsformen und sozialräumliche Kontexte der Jugendeinrichtungen erlaubt es, die Wirkungen der Ansätze der Jugendarbeit entsprechend einzuordnen und sich, darauf aufbauend, immer wieder an den sich verändernden Bedingungen und Wirkungszusammenhängen in sozialräumlichen Kontexten anzupassen.
Das 2017 in mehreren Einrichtungen des VJZ durchgeführte Verfahren einer „Sozialraum- und Zielgruppenbeschreibung“ forderte – versinnbildlicht durch den allen zu Verfügung gestellten „Werkzeugkoffer“ mit Materialien zur Sozialraumerhebung – zu einer strukturierten Vorgangsweise auf, die auch Vergleiche zwischen den unterschiedlichen sozialräumlichen Zusammenhängen der Jugendarbeit ermöglicht.
1. Ausgangspunkt: Die sozialräumliche Orientierung der Jugendarbeit
Die sozialräumliche Perspektive der Offenen Jugendarbeit stellt einen sozialpädagogischen Zugang dar, der sich dadurch charakterisiert, Jugendliche (und auch Jugendarbeit) als Teil eines sozialräumlichen Zusammenhanges zu sehen (Deinet/Krisch 2006; Krisch 2009). In diesem finden Jugendliche im Prozess der selbsttätigen Aneignung ihres sozialräumlichen Umfeldes Möglichkeiten, Chancen, aber auch Barrieren bei der Ausgestaltung ihrer Handlungsräume vor. Sozialräumliche Jugendarbeit versucht daher systematisch Wahrnehmungen darüber zu entwickeln, welche Aneignungsmöglichkeiten Jugendliche in all ihren Unterschiedlichkeiten in den sozialräumlichen Bezügen vorfinden. Davon ausgehend, stellt sich die Herausforderung, wie sich die Jugendarbeit selbst – „als Medium von Raumaneignungsprozessen“ (Böhnisch/Münchmeier 1990) verstanden – sozialräumliche Qualitäten für Jugendliche in einer ganz spezifischen, diversitätsorientierten Form erschließen kann.
Darüber hinaus verfolgt Jugendarbeit aber auch ihre zentrale Aufgabenstellung in der Wahrnehmung eines jugendpolitischen Mandates: Die Jugendarbeit schafft „Jugendöffentlichkeiten“, in denen ihre Erfahrungen und Interessen sichtbar gemacht und thematisiert werden. Im Rahmen ihres sozialpolitischen Mandates fordert Jugendarbeit zu Kooperation und Vernetzung im kommunalen Bereich auf, um die Handlungsräume Jugendlicher nachhaltig zu erweitern (vgl. Krisch 2016).
2. Perspektiven einer sozialräumlichen Orientierung der Jugendarbeit
Sozialräumliche Jugendarbeit verfolgt folgende Grundprinzipien (vgl. Krisch 2009):
- Die Durchführung systematischer Sozialraumerkundungen bewirkt die Wahrnehmung der Bedarfe, Interessen und Probleme der unterschiedlichen Jugendkulturen durch die Jugendarbeiter_innen. „Der sozialräumliche Blick“ (Deinet/Krisch 2006) sucht dabei die unterschiedlichen „Raumbestimmtheiten“ (Simmel) von Jugendlichen und vorherrschende gesellschaftliche Raumdefinitionen – mitunter in ihrer Widersprüchlichkeit – zu erfassen und in weiterer Folge die möglichen Konfliktlinien zu thematisieren.
- Aus diesem sozialräumlichen Blickheraus entwickelt Jugendarbeit in Abstimmung mit den Jugendlichen entsprechende Angebote in der Einrichtung bzw. in Form „herausreichender Arbeit“ in den Sozialräumen von Kindern und Jugendlichen.
- Durch die Etablierung von Kooperations- und Vernetzungsinitiativen im politischen und sozialen Bereich baut Jugendarbeit Netzwerke für und mit Jugendlichen auf und erweitert damit deren Handlungsräume.
- Aus dem sozialräumlichen Verständnis heraus versucht Jugendarbeit Ressourcen der Lebensbewältigung zu bündeln und Beratungs- und Unterstützungsangebote für Jugendliche offensiv aufeinander zu beziehen und damit sozialräumlich zu öffnen.
- Aus ihrem partizipativen Verständnis heraus trachtet Jugendarbeit unterschiedliche Jugenden (besonders auch Mädchen) bei der Erweiterung und Mitgestaltung von „Räumen“ zu unterstützen.
- Aus dem Anspruch der politischen Bildung ist Jugendarbeit gefordert, jugendpolitische Anliegen zu thematisieren und damit auch politische Bildungsprozesse zu bewirken.
3. Angestrebte Wirkungen auf einer sozialräumlichen Wirkungsebene
Bei der Anwendung unterschiedlicher Methoden der Sozialraum- und Zielgruppenanalyse lassen sich folgende intendierte Wirkungen bezogen auf Jugendliche aber auch die Jugendarbeit selbst benennen.
- Offene Jugendarbeit leistet einen Beitrag, Freiräume, Jugendräume und öffentliche Räume altersadäquat, barrierefrei und unabhängig von der sozioökonomischen Lage zugänglich zu machen.
- Offene Jugendarbeit bewirkt Interaktion, Begegnung, Kommunikation und konstruktive Auseinandersetzung zwischen und mit verschiedenen Gruppen.
- Offene Jugendarbeit bewirkt die Sensibilisierung des Gemeinwesens für die Interessens- und Bedürfnislagen von Jugendlichen.
- Offene Jugendarbeit bewirkt, dass Jugendliche in Planungs- und Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden, insbesondere auch unter dem Aspekt geschlechtsbezogener Bedürfnisse.
- Offene Jugendarbeit bewirkt konfliktärmere Aneignungsprozesse und einen achtsameren Umgang mit Spiel-, Sport- und Freizeitinfrastrukturen.
- Offene Jugendarbeit bewirkt Zugangsmöglichkeiten zu Freizeit- und Kommunikationsangeboten unabhängig von der sozioökonomischen Lage.
- Offene Jugendarbeit fördert, dass Jugendliche als gesellschaftlich relevante Gruppe anerkannt werden und deren Partizipation, politische Mitbestimmung und öffentliche Einflussnahme gestärkt werden.
Einige Ergebnisse der Anwendung sozialräumlicher Methoden auf der Ebene der Jugendarbeit sind:
- Die Jugendarbeiter_innen erwerben sozialräumliche Kompetenzen, (vgl. Böhnisch/Münchmeier 1990) wissen über Entwicklungen im Sozialraum Bescheid und pflegen kontinuierlichen Kontakt zu den verschiedenen Mädchen, Burschen, Cliquen und Gruppen
- Durch die kontinuierliche Präsenz der Jugendarbeiter_innen im Stadtteil wird die „Ressource Jugendarbeit“ den Heranwachsenden in ihrer Differenziertheit zur Verfügung gestellt.
- Die Jugendarbeiter_innenstellen vertrauensvolle und professionelle Beziehungen zur Zielgruppe her. Diese bilden den Ausgangspunkt für Handlungen und Aktivitäten im Interesse der Jugendlichen.
4. Das Verfahren der Sozialraum und Zielgruppenerhebung mit seinen drei Elementen
Seit 2016 werden regelmäßig in mehrjährigen Abständen in allen Einrichtungen des VJZ Sozialraum- und Zielgruppenerhebungen durchgeführt, die dazu dienen, die inhaltlichen Ausrichtungen der Einrichtungen im sozialräumlichen Verbund zu reflektieren und gegebenenfalls zu adaptieren. 2015 wurden die hinlänglich bekannten Methoden der Sozialraumanalyse (vgl. Deinet/Krisch 2006; Krisch 2009 oder die Rubrik „Methodenkoffer“ in sozialraum.de) in einer Arbeitsgruppe ein Stück weit adaptiert und die für entsprechenden Fragestellungen besonders gut anwendbaren Methoden, in einem „Werkzeugkoffer“ zusammengefasst, in drei Einrichtungen getestet und auf Basis der Erfahrungen weiter adaptiert. 2016 wurden die Vorgaben zur Sozialraum- und Zielgruppenbeschreibung fertiggestellt und erstmalig der Gesamtablauf von vier Einrichtungen durchgeführt.
Durch Standardisierung von Abläufen, wie z.B. Bestellungen entsprechender Pläne, Reduktion auf ausgewählte Methoden und zentralem zur Verfügung stellen der notwendigen Materialien, sollen einerseits Zeitabläufe gestrafft werden, andererseits das über die Jahre erarbeitete Anwendungswissen gebündelt werden, um die Durchführung zu erleichtern.
Da in diesen Erhebungen das lokale Erkenntnisinteresse der Einrichtung im Vordergrund steht, besteht die Möglichkeit, die Durchführung der einzelnen Methoden in Bezug auf Fragestellungen, Beobachtungsschwerpunkte, etc. an dieses anzupassen. Zusätzlich gibt es keine Vorgaben auf ein bestimmtes Endprodukt – z.B. einen genormten Text – hinzuarbeiten, da die weitere Verwendung der Ergebnisse wiederum von den lokalen Bedarfen abhängt.
Für das Verfahren der Sozialraum- und Zielgruppenerhebung wurden folgende drei Methoden als Kernelemente ausgewählt: Eine Stadtteilbegehung (bestehend aus strukturierter Stadtteilbegehung durch die Mitarbeiter_innen und Begehungen mit Zielgruppen), ein Nadelprojekt (in der Einrichtung und als mobiles Nadelprojekt) und ein Cliquenraster. Diese Auswahl wurde getroffen, weil diese Methoden erfahrungsgemäß besondere Qualitäten entfalten und in der Jugendarbeit oft Anwendung finden (vgl. Krisch 2009). Sie erlauben u.E. auch Verallgemeinerungen auf sozialräumliche Bezüge einer Jugendeinrichtung. Das konkretere Vorgehen und seine drei Elemente werden im Folgenden beschrieben.
4.1 Die Stadtteilbegehungen (Strukturierte Stadtteilbegehung und Stadtteilbegehung mit Zielgruppe)
In der strukturierten Stadtteilbegehung durch die Mitarbeiter_innen werden die Blickwinkel der Jugendarbeiter_innen auf den Sozialraum festgehalten und dienen als Basis für Begehungen mit unterschiedlichen Zielgruppen. In er Stadtteilbegehung mit Zielgruppen werden Jugendliche durch ihren Stadtteil begleitet, wobei sie sowohl die Orte als auch die sozialökologischen Qualitäten der Orte festlegen und beschreiben. Mehrere Stadtteilbegehungen – mit unterschiedlichen Gruppen – verdichten das Bild der sozialökologischen Qualitäten des Stadtteils oder der Region.
4.2 Das Nadelprojekt
Hier werden Jugendliche gebeten, ihren Wohnort, ihre Lieblingsorte, Orte an denen sie sich sonst gerne aufhalten, aber auch gemiedene Orte auf einer Pinnwand oder Styroporkarte mit verschiedenfarbigen Nadeln zu bezeichnen (in der Einrichtung sowie mobil im Stadtteil). Die Verteilung der Nadeln vermittelt einen Blick auf zentrale und jugendrelevante Orte im Stadtteil. Mittels „kleiner Interviews“, also Gesprächen, die sich auf die eben genadelten Orte beziehen, werden qualitative Beschreibungen der mit Nadeln bezeichneten Orte eingeholt.
4.3 Das Cliquenraster
Die Zielgruppen der Jugendarbeit werden über ihre jugendrelevanten Zusammenhänge als Clique in einem sozialräumlichen Kontext beschrieben. Hier stehen typische Äußerungen ihres Verhaltens genauso im Fokus wie alltagsweltliche und lebensweltliche Probleme.
Aus unserer Sicht haben sich die hier angeführten Verfahren als qualitative Unterstützung der Arbeit mit Jugendlichen im öffentlichen Raum bereits vielfach bewährt. Sie werden auch künftig in der Beschreibung der Wechselwirkungen zwischen jugendlichem Handeln und ihrem sozialräumlichen Umfeld in der Sozialraum- und Zielgruppenerhebungen Bedeutung erlangen.
Weitere Hinweise zum gewählten Verfahren der Sozialraum- und Zielgruppenerhebung sind in dem hier folgend abrufbaren Grundlagendokument sichtbar.
Grundlagendokument: Sozialraum- und Zielgruppenerhebung im VJZ
(PDF, 4,2 MB)
Zusätzlich zu der Durchführung der Analysemethoden werden jeweils ergänzend auch aktuelle demographische Daten sowie demographische Prognosen zu dieser Analyse mit herangezogen. Zu all diesen Methoden wurden umfassende Ablaufbeschreibungen erstellt, die notwendige Vorbereitungsarbeiten und Tipps zu Durchführung beinhalten.
Neben diesen standardisierten Methoden steht noch der eingangs erwähnte Werkzeugkoffer zur Verfügung. In diesem sind notwendige Materialien (Styroporbretter in unterschiedlichen Größen, Nadeln in ca. 10 verschiedenen Farben, Klemmbretter, Nadelpolster, etc.) in größerer Stückzahl zusammengestellt, um den Einrichtungen den Aufwand der Materialorganisation abzunehmen.
Als zusätzliche Unterstützung gibt es einen standardisierten Ablauf bei der Kartenbestellung, die über die zuständige Magistratsabteilung der Stadt Wien per E-Mail erfolgt. Dies sichert rasch zur Verfügung stehendes hochqualitatives Kartenmaterial des jeweiligen Sozialraumes
5. Erfahrungen aus der Anwendung der Sozialraum- und Zielgruppenerhebung
Im ersten Testjahr 2015 haben vier Einrichtungen die Anwendung des Verfahrens der Sozialraum- und Zielgruppenerhebung erprobt. Die daraus gewonnen Erkenntnisse wurden in das weitere Verfahren wiederrum eingearbeitet.
Im Jahr 2016 haben die Jugendeinrichtungen come2gether, eleven, JUST Wienerberg und 19 KMH eine Sozialraum- und Zielgruppenerhebung durchgeführt und dabei ähnliche Herangehensweisen gewählt. Unterschiedlich waren das Erkenntnisinteresse, die sozialräumlichen und zielgruppenspezifischen Ausgangslagen und daraus resultierend natürlich auch die Ergebnisse und deren weitere Verwendung.
Während das 19 KMH primär eine Bestätigung der Einschätzungen aus der Alltagsarbeit erhielt und darauf basierend die bis dahin verfolgten Arbeitsansätze fortschrieb, dienten die Erhebungsergebnisse im come2gether dazu, die Konzeption der Jugendarbeit im öffentlichen Raum zu adaptieren. Das im eleven gesammelte Wissen gab Aufschluss darüber, wo sich Zielgruppen, die das eleven nicht besuchen, vermehrt aufhalten und lieferte Informationen über die Beweggründe hierfür. Beides diente in weitere Folge als Basis für die weitere Planung.
Das JUST Wienerberg nutzte die Erkenntnisse um auf die Besonderheiten in der Nutzung, bzw. eher der „Nichtnutzung“ oder Meidung des Erholungsgebietes Wienerberg durch lokale Bevölkerungsgruppen aufmerksam zu machen und daraus mögliche Vorgehensweisen zur aktiven Unterstützung eines veränderten Nutzungsverhalten mit Kooperationspartner_innen abzuleiten.
Sozialraumbeschreibung JUST Wienerberg
(PDF, 824 KB)
Die Einschätzung der Einrichtungsleitungen und der Teams, die im 2016 diese Erhebung durchführten, ist im Wesentlichen, dass der damit verbundene Arbeitsaufwand, bedingt durch Standardisierung und Straffung, deutlich geringer als bei umfassenden Analysen ist. Die Verminderung des Erkenntnisgewinnes durch die Beschränkung auf ausgewählte Methoden ist zwar vorhanden, wird jedoch, in Relation zum geringeren Aufwand, als vertretbar angesehen. Zusätzlich lassen sich einige der ausgewählten Methoden gut in die Alltagsarbeit integrieren, da sie zielgruppenaktivierend eingesetzt werden können.
Anfang 2017 wurden „Learnings“ des Jahres 2016 in die Abläufe integriert und im Jahresverlauf führen die Jugendzentren Großfeldsiedlung, Alt Erlaa sowie der Jugendtreff Donaustadt und das Flash Mädchencafé Sozialraum- und Zielgruppenerhebungen durch.
In den Folgejahren werden in etwa drei Einrichtungen jährlich ihren Sozialraum und die Zielgruppe mit diesem Methodenset in den Fokus nehmen um sozialräumliche Zusammenhänge besser sichtbar zu machen und einen aktuellen, strukturierten Überblick über die Zielgruppen zu erarbeiten.
6. Fazit und Verbindung zum Wirkungskonzept Offene Jugendarbeit im VJZ
Die Sozialraum- und Zielgruppenerhebungen liefern auch eine wichtige Basis zur Entwicklung und Steuerung einer wirkungsorientierten Jugendarbeit. Entsprechend finden die Ergebnisse der Erhebungen Eingang im Wirkungskonzept des VJZ. Dieses Vorgehen ist im Folgenden kurz beschreiben.
Übersicht Wirkungskonzept Offene Jugendarbeit im VJZ
(PDF, 449 kb)
Die Erkenntnisse der Sozialraum- und Zielgruppenerhebungen erweitern die sozialräumlichen Kompetenzen der Jugendarbeiter_innen und ermöglichen den Zugang zu zahlreichen Informationen, die es ermöglichen in den Handlungsfeldern, in denen Jugendarbeit unter dem Prinzip der Sozialraumorientierung Wirkung erzielt, strukturiert auf Ergebnisse hinzuarbeiten.
Basierend auf den Erkenntnissen der Sozialraum- und Zielgruppenerhebung sind abschließend folgende beobachtbaren Ergebnisse in Bezug auf Wirkungen beispielhaft zu nennen:
- Mitarbeiter_innen haben mehr Wissen über den Sozialraum erworben, entwickeln „sozialräumliche Kundigkeit“ (Böhnisch/Münchmeier 1990) und erkennen sozialräumliche Potentiale für die Zielgruppen bzw. unterstützen die Zielgruppe darin, diese selbst zu erkennen. Daraus resultieren erweiterte sozialräumliche Nutzungsmöglichkeiten.
- Die Angebote der Jugendarbeit setzen an den spezifischen Aneignungsformen der Zielgruppen an und erweitern deren Handlungsräume.
- Mögliche bzw. aktuelle Konfliktbereiche werden erkannt und werden proaktiv bearbeitet.
- Durch aktive Kommunikation der Erkenntnisse an Stakeholder werden die berechtigten Ansprüche der Zielgruppen an den öffentlichen Raum sichtbar.
- Kooperationspartner_innen/Vernetzungspartner_innen haben größeres Wissen/Interesse/Verständnis für Jugendliche – deren Bedürfnisse werden bei Umsetzungen stärker berücksichtigt.
- Jugendliche nutzen vorhandene Freizeitmöglichkeiten verstärkt.
- Durch die Erhebung werden neue Personen erreicht die beginnen, Angebote der Jugendarbeit zu nutzen.
Literatur
Bauer, T./Krisch R. (2014): Das Cliquenraster „Rudolf-Bednar-Park, Wien, 2013". In: sozialraum.de (6) 1/2014. URL: http://www.sozialraum.de/das-cliquenraster-rudolf-bednar-park-wien-2013.php (Zugriff: 12.09.2017)
Böhnisch, L./Münchmeier, R. (1990): Pädagogik des Jugendraums. Zur Begründung und Praxis einer sozialräumlichen Jugendpädagogik. Weinheim und München.
Deinet, U./Krisch, R. (2006): Der sozialräumliche Blick der Jugendarbeit. 2. Auflage. Wiesbaden.
Herschkowitz, S. (2016): Sozialräumliche Methoden in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit? In: Jugendarbeit: neu gestalten. Versuch einer interdisziplinären Auseinandersetzung. Steirischer Dachverband der offenen Jugendarbeit. Graz.
Krisch, R. (2009): Sozialräumliche Methodik der Jugendarbeit. Aktivierende Zugänge und praxisleitende Verfahren. Weinheim und München.
Krisch. R. (2016): Sozialräumlich orientierte Jugendarbeit als Akteurin kommunaler Jugendpolitik. In: Jugendarbeit: neu gestalten. Versuch einer interdisziplinären Auseinandersetzung. Steirischer Dachverband der offenen Jugendarbeit. Graz.
Krisch, R./Stoik, C. u.a. (2012): Mission Statement und Glossar Soziale Arbeit im öffentlichen Raum. Wien. URL: https://www.wien.gv.at/gesellschaft/soziale-arbeit/ (Zugriff 11.09.2017
Fussnote
[1] Vgl. hierzu auch die Anwendungs- und Methodenbeispiele aus dem VJZ die seit 2009 in sozialraum.de veröffentlicht wurden.
Zitiervorschlag
Holzhacker, Christian und Richard Krisch (2017): Das Verfahren „Sozialraum- und Zielgruppenerhebung“ als Grundlage für die wirkungsorientierte und sozialräumliche Weiterentwicklung der Jugendarbeit in Wien. In: sozialraum.de (9) Ausgabe 1/2017. URL: https://www.sozialraum.de/das-verfahren-sozialraum-und-zielgruppenerhebung-als-grundlage-fuer-die-wirkungsorientierte-und-sozialraeumliche-weiterentwicklung-der-jugendarbeit-in-wien.php, Datum des Zugriffs: 21.12.2024