Gelingensbedingungen vernetzter Elternbegleitung für Familien mit geringen Ressourcen am Beispiel des Bundesmodellprogramms „Starke Netzwerke Elternbegleitung für geflüchtete Familien“
Selina Chwoika, Lena Correll
1. Einleitung
„Der Bildungserfolg der Kinder steht in Deutschland in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der sozialen Situation der Familie, sodass grundsätzlich die Verbesserung und der Umgang mit schwierigen sozialen Lebenslagen eine der zentralen Herausforderungen für die Gesellschaft und damit auch für das Bildungssystem bleibt“ (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2020, 45). 20 Prozent aller Kinderwachsen in Deutschland unter Bedingungen der Armutsgefährdung auf, überproportional häufig betroffen sind dabei Kinder aus kinderreichen Familien, Kinder von Alleinerziehenden und Kinder mit Migrationshintergrund (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2020, 43; 45). Kinder aus Familien, die dauerhaft Armutserfahrungen machen oder von Armut bedroht sind, fühlen sich weniger wohl und weniger zugehörig zur Gesellschaft (vgl. Tophoven et al. 2018) und erfahren oftmals Benachteiligungen.
Die AWO-ISS Studie (vgl. ISS 2012), welche die Auswirkungen von Armut auf Kinder untersucht, verdeutlicht, dass eine differenzierte, multidimensionale Betrachtung der Situation betroffener Familien essenziell ist. Hier gilt es, neben 1.) der materiellen Lage, 2.) die kulturelle bzw. bildungsbezogene Lage, 3.) die soziale Lage sowie 4.) die gesundheitliche Lage in den Blick zu nehmen. Denn die Einkommensschwäche einer Familie wirkt sich auch auf andere Lebensbereiche aus. Aufgrund von geringen finanziellen Mitteln entsteht ein Mangel materieller Ressourcen und die Deckung der Grundbedürfnisse, wie ein angemessener kindgerechter Wohnraum und Konsumteilhabe ist teilweise nicht mehr gewährleistet. Die Teilhabe im öffentlichen Raum, z. B. die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen, wird ebenfalls beschränkt. Bildungschancen werden verringert, weil Kinder beispielsweise nicht an kostenpflichtigen Angeboten teilnehmen können, wie etwa am Musikunterricht. So sind nur 37 Prozent der Kinder aus der unteren sozialen Schicht Mitglied in einem Verein oder in einer außerschulischen Gruppe aktiv, gegenüber 96 Prozent der Kinder aus einer oberen sozialen Schicht (vgl. World Vision Deutschland 2018, 6). Unter sozialer Lage wird vor allem die innerfamiliale Situation und ihr Netzwerk sozialer Beziehungen gefasst. Das soziale Miteinander innerhalb der Familien kann durch materiellen Mangel negativ beeinflusst werden. Wenn Eltern beispielsweise von materiellen und anderen Sorgen multipel belastet sind, fällt es ihnen in der Regel schwerer, die elterliche Vorbild- und Unterstützungsfunktion für ihre Kinder wahrzunehmen. An die hohen physischen wie auch psychischen Belastungen durch geringe finanzielle Mittel der Familien sind wiederrum verstärkte gesundheitliche Risiken geknüpft. Deutlich wird, dass Einkommensarmut von Familien erhebliche Auswirkungen auf deren Lebensqualität und Teilhabe- sowie Bildungschancen hat. Unterstützungsangebote müssen daher die Mehrdimensionalität der Problemlagen von Familien mit geringen Ressourcen berücksichtigen.
Vor diesem Hintergrund gilt es, Familien mit geringen Ressourcen zu unterstützen, so dass ihre Kinder mehr Förderung und gesellschaftliche Teilhabe erfahren. Dabei haben sich insbesondere Bildungsinvestitionen in der frühen Kindheit als besonders wirkungsvoll und nachhaltig erwiesen. Es lassen sich drei frühe Bildungsorte für Kinder unterscheiden: erstens die Familie, zweitens die außerhäusliche Kinderbetreuung und drittens der Sozialraum. Die Familie ist in den ersten Lebensjahren der zentrale Ort für die Betreuung, Bildung und Erziehung von Kindern. Eltern initiieren Lernprozesse im Alltag und legen den Grundstein für den weiteren Lebens- und Bildungsweg ihrer Kinder. Zugleich sind Kinder mit zunehmendem Alter in verschiedene außerfamiliale Bildungszusammenhänge eingebunden, insbesondere in Einrichtungen institutioneller Kinderbetreuung. Aber auch Angebote der Familienbildung, die im Wohnumfeld der Familien stattfinden, sind bedeutsam für frühkindliche Bildungsprozesse. Nicht zuletzt ist eine systematische Sozialraumorientierung für deren Unterstützung zentral. Denn besonders für Familien mit geringen Ressourcen können Einrichtungen, wie z. B. Familienzentren, eine „strukturelle zweite Heimat“ (Lanfranchi 2006, 135) werden.
Hier setzten das ESF-Bundesprogramm „Elternchance II – Familien früh für Bildung gewinnen“ (2015–2021) und das vorangegangene Bundesprogramm „Elternchance ist Kinderchance – Elternbegleitung der Bildungsverläufe der Kinder“ (2011–2015) an, indem die Programme sozialraumorientierte Eltern- und Familienbildung stärken (vgl. Correll/Lepperhoff 2013; 2019). [1] Zum einen wurden deutschlandweit mehr als 12.750 frühpädagogische Fachkräfte (Juni 2020) zu Elternbegleiter*innen weiterqualifiziert, die Eltern als Vertrauenspersonen in Bildungsbelangen unterstützen. In der Elternbegleitungsqualifizierung erwerben die Fachkräfte Kenntnisse und Kompetenzen zur optimalen Bildungsförderung von Kindern, z. B. der Gestaltung eines lernförderlichen Klimas in der Familie. Inhalt der Qualifizierung ist zudem die Herstellung niedrigschwelliger Elternarbeit, wertschätzende Kommunikation „auf Augenhöhe“, interkulturelle Kompetenzen und die sozialräumliche Vernetzung mit anderen Einrichtungen. Die Evaluierungen der Qualifizierung belegen eindrücklich die Kompetenzerweiterung der Fachkräfte und die Praxisrelevanz der vermittelten Inhalte (vgl. Müller et al. 2015). Die Bandbreite der Tätigkeitsfelder in denen die ausgebildeten Elternbegleiter*innen arbeiten, reicht dabei von Familienbildungsstätten, Familienzentren oder Kindertagesstätten bis hin zu Mehrgenerationenhäusern, Beratungseinrichtungen und Jugendämtern.
Zum anderen wurden im Rahmen von Bundesmodellprogrammen („Elternbegleitung Plus“ 2011–2014, vgl. Correll/Kassner/Lepperhoff 2015 und „Starke Netzwerke für geflüchtete Familien“ 2017–2020, vgl. Correll/Holland/Lepperhoff 2018) sozialräumlich vernetzte Formen von Elternbegleitung gefördert um verstärkt Familien mit geringen Ressourcen zu erreichen. Im aktuellen Modellprogramm „Starke Netzwerke Elternbegleitung für geflüchtete Familien“ werden deutschlandweit 47 lokale Elternbegleitungsnetzwerke gefördert, die aus jeweils mindestens drei Netzwerkpartner*innen bestehen. Diese Netzwerke entwickeln niedrigschwellige Beratungs- und Begleitungsangebote für geflüchtete und neuzugewanderte Familien und setzen diese um. Eltern- und Bildungsbegleitung für Familien mit geringen Ressourcen soll in den kommunalen Netzwerkstrukturen gestärkt und langfristig nachhaltig im Sozialraum verankert werden.
Am Beispiel der „Starken Netzwerke Elternbegleitung für geflüchtete Familien“ (im Folgenden „Starke Netzwerke“) wollen wir im hier vorliegenden Beitrag die Gelingensbedingungen für vernetzte Elternbegleitung für Familien mit geringen Ressourcen herausarbeiten. Dabei stellen wir auf der Basis einer Auswertung qualitativer Interviews mit pädagogischen Fachkräften [2] einerseits die spezifischen Bedarfe und besonderen Lebensumstände der Zielgruppe der geflüchteten und neuzugewanderten Familien [3] dar, zeigen aber gleichzeitig auch, dass die Gelingensbedingungen für die Zusammenarbeit mit dieser Gruppe vielfach auch auf andere Gruppen mit geringen Ressourcen übertragbar sind. Darauf gehen wir im Fazit noch näher ein.
2. Gelingensbedingungen für vernetzte Elternbegleitung für Familien mit geringen Ressourcen am Beispiel der „Starken Netzwerke“
Zunächst möchten wir kurz auf einige allgemeine Gelingensbedingungen von sozialräumlicher Netzwerkarbeit eingehen. Vernetzte Zusammenarbeit von verschiedenen Einrichtungen ist zeitintensiv. Im Rahmen der „Starken Netzwerke“ konnte durch eine kontinuierliche und professionelle Koordinierungsstelle mit ausreichenden Personalressourcen ein erfolgreiches Netzwerkmanagement gewährleisten werden. Wichtig ist zudem eine Steuerungsgruppe als zentrale Entscheidungsinstanz u. a. für die strategische Planung und die Kontrolle der Netzwerkarbeit. So wurde in den „Starken Netzwerken“ als Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Netzwerk eine Bedarfsanalyse durchgeführt und darauf aufbauend gemeinsam Ziele und ein Fahrplan für deren Umsetzung erarbeitet. Aufgrund der knappen Zeitressourcen fast aller Akteur*innen ist es wichtig, die regelmäßigen Netzwerktreffen langfristig zu planen und verlässlich umzusetzen. Auch der Sicherstellung einer transparenten und zielgerichteten Kommunikations- und Informationskultur im Netzwerk zur kontinuierlichen Verständigung der Akteur*innen kommt eine zentrale Bedeutung zu. Neben der Koordination und der Steuerungsgruppe haben die Netzwerke Arbeitsgruppen eingerichtet, die themenbezogen arbeiten. So können möglichst viele verschiedene Fachkompetenzen in das Netzwerk integriert werden und die Handlungsfähigkeit trotz dessen durch die Schaffung eines regelmäßigen Austauschforums für das gesamte Netzwerk (z. B. durch Fachtage) erhalten bleiben. Im Rahmen der „Starken Netzwerke“ wurde zudem die Qualitätssicherung durch eine professionelleProzessbegleitung ermöglicht. Zur Qualitätssicherung der Netzwerkarbeit sind, neben der Prozessbegleitung, auch eine regelmäßige Evaluierung der Netzwerkarbeit sowie Fort- und Weiterbildungsangebote für die Fachkräfte hilfreich.
Um langfristig eine funktionierende Netzwerkstruktur und damit eine starke Sozialraumorientierung zu gewährleisten, ist neben der Pflege bereits initiierter und etablierter Strukturen die Bekanntmachung und der Ausbau von Verbindungen wichtig. Dafür können Aktivitäten wie beispielsweise Informationsveranstaltungen mit Akteur*innen im Sozialraum genutzt werden. „Also wir machen auch so zweimal im Jahr Multiplikatoren-Veranstaltungen, um zu sensibilisieren für das Thema und auch einfach so Best Practice-Beispiele weiterzugeben und in Austausch zu kommen“, erzählt die Koordinatorin aus dem Netzwerk Köln. Das Netzwerk Lippe setzt auf eine kontinuierliche Teilnahme an Treffen im Sozialraum wie Konferenzen an Schulen oder Sitzungen anderer Träger. Neben dem wichtigen Austausch können so neue Kontakte entstehen. Zudem ist für dieses Netzwerk eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit maßgebend für den Erhalt von Kontakten und Multiplikator*innen insbesondere angesichts einer starken personellen Fluktuation: „Weil das, was ich heute im Arbeitskreis vorstelle, kann ich sechs Wochen später wieder dort vorstellen, weil da sitzen andere Leute“.
2.1 Durch vernetzte Zusammenarbeit von Einrichtungen im Sozialraum die besonderen Bedarfe der Zielgruppe erkennen und berücksichtigen
Die vernetze Zusammenarbeit verschiedener Akteur*innen im Sozialraum ist ein zentraler Aspekt, um Familien mit geringen sozialen und finanziellen Ressourcen verstärkt zu erreichen. Wichtig ist zunächst, dass sich im Netzwerk Akteur*innen zusammenschließen, die einerseits über Expertise zu Elternbegleitung und anderseits über Kenntnisse der besonderen und unterschiedlichen Lebenssituationen von Familien mit geringen sozialen und finanziellen Ressourcen verfügen. Nur so kann die Ausrichtung an den Lebenswelten der Familien vor Ort und deren realen Bedarfen gelingen.
„Für uns ist tatsächlich die Situation so, dass es in unserem Gebiet schon vorher Netzwerke gab und wir also nicht so sehr die Arbeit machen mussten, überhaupt erst irgendwas aufzubauen, sondern mehr so zu gucken, wo sind denn die Lücken und wo gehen Familien doch verloren“, berichtet die Netzwerkkoordinator aus Berlin Kreuzberg.
Grundlegend für den Aufbau einer bedarfsgerechten Angebotsstruktur ist es, sich einen Überblick über die bereits bestehende Struktur innerhalb des Sozialraums zu verschaffen. Dadurch können von Beginn an Angebote an die realen Bedarfe angepasst und Dopplungen in einem Sozialraum vermieden werden. Durch die vernetzte Zusammenarbeit können die Ressourcen und Wissensbestände der einzelnen Partner*innen effektiv und konstruktiv genutzt werden. „Durch die gemeinsame Netzwerkarbeit kann man eben die ganzen Bedarfe zusammentragen und eine gemeinsame Bedarfsermittlung aufstellen und da eben nach gemeinsamen Lösungen suchen oder daraufhin passgenaue Angebote entwickeln“ (Statement aus dem Netzwerk Augsburg). Durch das geteilte Wissen über die jeweiligen Kompetenzen, Aufgaben und Angebote der verschiedenen Einrichtungen im Sozialraum kann zudem eine schnelle Weitervermittlung der Familien in passende Angebote und Strukturen gewährleistet werden.
Vielfach knüpfen die Netzwerke an funktionierenden Kooperationen an, auch weil sie bereits erfolgreich zusammengearbeitet haben. Gleichzeitig werden neue Netzwerkpartner*innen eingebunden, die über besondere Kenntnisse oder Zugänge zu den Zielgruppen verfügen (die sonst „verloren“ gehen). Zum Beispiel wurden bei den „Starken Netzwerken“ Akteur*innen der Flüchtlingshilfe oder die Asyl- und Flüchtlingsberatung eingebunden. Diese Akteur*innen verfügen über Kenntnisse zur besonderen Lebenssituation der geflüchteten und neuzugewanderten Familien (z. B. Kriegs- und Fluchterfahrungen; Aufenthaltsrechtliche Fragen; das Leben in einer Gemeinschaftsunterkunft [4]). Während die in allen Netzwerken eingebundenen Elternbegleiter*innen ihre Expertise zu Elternarbeit „auf Augenhöhe“ und niedrigschwelligen Zugängen einbringen. So werden durch die kooperative Arbeitsform die Kompetenzen im Sozialraum gebündelt.
Neben der Einbindung von Akteur*innen mit Zugang und Kompetenzen zur Zielgruppe und der Einbindung von Elternbegleiter*innen ist die kommunale Einbindung der Netzwerke bedeutsam, insbesondere für eine nachhaltige Verankerung im Sozialraum.
„Mit dem Jugendamt gibt es schon immer eine sehr gute Zusammenarbeit. Und auch speziell dieses Projekt wurde sehr vom Jugendamt befürwortet. Ich werde da unterstützt. Und von der Gemeinde sowieso. Also, da erfahre ich auch eine sehr große Wertschätzung unserer Arbeit. Der Bürgermeister ist bei fast allen Veranstaltungen dabei, und wenn er nur kurz zur Begrüßung kommt, sobald es so einen internationalen Familiennachmittag oder interkulturelle Tanz- und Musikabende gibt“, berichtete die Koordinatorin des Netzwerkes Elternbegleitung Crottendorf.
Die Sichtbarkeit des Netzwerkes und die Wertschätzung der Arbeit durch kommunale Akteur*innen ist auch wichtig, wenn es um die Nachhaltigkeit geht, z. B. um die Verstetigungsmöglichkeiten gerade bei zeitlich befristeten Modellprojekten zu erhöhen. So ist es z. B. einem der „Starken Netzwerke“ gelungen, bereits jetzt schon eine mehrjährige Weiterfinanzierung ihrer Netzwerkarbeit durch die Kommune zu erreichen (vgl. Netzwerk Freising). Eine Grundvoraussetzung für die Bildung eines „Starken Netzwerkes“ ist deshalb die enge Zusammenarbeit mit der jeweiligen Kommune, z. B. dem Jugendamt.
Ein weiterer essentieller Gelingensfaktor stellt der partizipative Einbezug der Zielgruppe dar. Im Sinne der Lebensweltorientierung tragen sie als „Expert*innen in eigener Sache“ durch ihre Teilhabe maßgeblich zur Bedarfsorientierung der Angebote bei. Durch den Einbezug der Zielgruppe gelingt dies im Netzwerk Bochum: „Also es werden keine Angebote angeboten, wo wir sagen, okay, das setzen wir jetzt einfach mal drauf, und jetzt guckt mal, ob ihr damit was anfangen könnt oder nicht“. Partizipation wird dabei in den Netzwerken unterschiedlich ausgestaltet. Das Netzwerk Köln veranstaltet z. B. regelmäßige Elternkonferenzen, in welchen die Eltern ihre Wünsche und Vorschläge einbringen können. Ein ähnliches Angebot bietet das Netzwerk Kreuzberg durch mehrsprachige Dialogrunden in einer Gemeinschaftsunterkunft in denen die Eltern gehört werden. Damit werden zwei Ziele erreicht: „Es kommen wirklich für uns auch wichtige Informationen zu den Bedarfen einfach dabei herum, aber es ist für die Eltern auch eine ganz tolle und entlastende Situation, auch dafür eine Stunde zusammen zu sitzen und sich in der Art und Weise auszutauschen“.
Die Bedarfe werden auch während der Angebotsdurchführung immer wieder ergänzt und aktualisiert. Dadurch kann, wie am folgenden Beispiel aus dem Netzwerkes Dessau-Roßlau deutlich wird, in der weiteren Planungdirekt auf die Wünsche der Zielgruppe eingegangen werden:
„Also was wirklich sehr gut angekommen ist, war die Seminarreihe für neu zugewanderte Frauen. Also das hätten wir zum Anfang nicht gedacht, dass nach diesen ersten acht Mal sich rauskristallisiert hat, dass es da noch mal eine zweite Runde geben wird, die sich dann noch mal intensiver sich mit den einzelnen Themen, die von den Frauen benannt worden sind, beschäftigt.“
Ein Netzwerk bezieht dabei nicht nur Eltern, sondern auch Kindern und Jugendliche ein. Im Netzwerk Teltow wurde partizipativ ein Stadtplan entwickelt und alle Altersgruppen in den Schaffungsprozess mit aufgenommen:
„Also wir haben verschiedene Workshops durchgeführt, sowohl mit Kindern und Jugendlichen, als auch mit Senioren und im Besonderen auch mit den Familien aus der Gemeinschaftsunterkunft und da noch mal gefragt, was ist euch wichtig, was sollte da unbedingt drin sein? Wo sind eure Lieblingsplätze? Und das alles dann in diesen Stadtplan mit einfließen lassen.“
Weitere Möglichkeiten der Partizipation der Zielgruppe sind neben der Beteiligung an der inhaltlichen Ausrichtung und Ausgestaltung der Angebote, der Einbezug in die konkrete Netzwerkarbeit. Beispielweise werden Eltern, die sich schon sicher im Netzwerk und den Angebotsstrukturen bewegen, angeleitet, langfristig Gruppenangebote in Tandemfunktion oder in eigenständiger Leitung zu übernehmen. Dies bietet für die betreffenden Personen zudem das Potenzial, wertvolle Selbstwirksamkeitserfahrungen zu machen. Wichtig sind hierbei Fort- und Weiterbildungen für die Ehrenamtlichen und Semiprofessionellen. So haben einzelne „Starke Netzwerke“ engagierten Eltern der Zielgruppe eine Weiterbildung ermöglicht, welche Sie dazu befähigt, anderen Eltern und Familien zu unterstützen beziehungsweise sich an Mitwirkungsorganen von Kita und Schule zu beteiligen (vgl. Netzwerk Kölln). In einem Netzwerk werden Stadtteilmüttern Lese-Fortbildungen ermöglicht, um zweisprachige Leseangebote im Sozialraum anbieten zu können (vgl. Netzwerk Augsburg) und in einem anderen Netzwerk werden Frauen in mehrtägigen Weiterbildungskursen zu Spielgruppenleiterinnen ausgebildet (vgl. Netzwerk Coswig). Die Einbindung ehrenamtlicher Multiplikator*innen aus der Zielgruppe stärkt die Partizipation und verbessert gleichzeitig den Zugang zu schwer erreichbaren Familien.
Die Verselbständigung der Angebote durch Ehrenamtliche und Semi-Professionelle auch im Rahmen der Projektarbeit eröffnet Möglichkeitsräume, insbesondere wenn finanzielle und personelle begrenzten Ressourcen über die Förderzeit hinaus aufgefangen werden müssen. Vor dem Hintergrund zeitlich befristeter Unterstützungsstrukturen ist es wichtig, Verstetigungsmöglichkeiten über das Ende der Projektlaufzeit hinaus zu initiieren.
„Und das war eigentlich quasi das, was wir so auch schon angestoßen haben, halt auch im Hinblick darauf, dass das Projekt ja auch Ende des Jahres endet, einfach immer mehr so in Richtung Verselbstständigung zu machen und auch zu gucken, wie können die das eigentlich eigenständig hinterher weiterführen“, berichtet die Koordinatorin aus dem Netzwerk Köln.
Die Partizipation der Zielgruppe ist zentral, um Verstetigungsprozesse einzelner Angebote voranzutreiben.
2.2 Durch ein niedrigschwelliges Angebotsspektrum zielgruppenspezifische Zugangshürden abbauen und langfristige Unterstützungsprozesse initiieren
Die Zielgruppenorientierung ist eine zentrale Gelingensbedingung sozialraumorientierter Netzwerkarbeit. Dabei sollen durch Angebote für geflüchtete und neuzugewanderte Familien zunächst erste Beziehungen hergestellt, Vertrauen aufgebaut und die betreffenden Familien in ihrer aktuellen Lebenssituation sowie bei der Alltagsbewältigung unterstützt werden. Erst dann ist es möglich, Familien für weitere inhaltliche Angebote der Eltern- und Familienbildung und eine längerfristige Zusammenarbeit zu gewinnen.
Als Gelingensbedingung für den ersten Kontakt und ein Kennenlernen haben sich niedrigschwellige Angebote, insbesondere offene Treffs wie Eltern-Cafés, bewährt. „Also wir arbeiten mit diesen offenen Angeboten, um mit den Familien in Kontakt zu kommen und um auch die Familien ans Haus zu binden“, so die Koordinatorin aus dem Netzwerk Stuttgart. Durch ihre offene Struktur bieten diese Angebote den Familien die Möglichkeit, in ihrem eigenen Tempo Kontakte aufzubauen, Vertrauen zu fassen und im Netzwerk anzukommen. Erst dadurch entsteht die Chance auf eine Anbindung in weitere inhaltliche Angebote und eine längerfristige Zusammenarbeit. Dies bestätigt auch die Koordinatorin des Netzwerkes Wiesbaden in ihrer Vorgehensweise:
„Insgesamt so niedrigschwellig wie möglich, also gerade so Eltern-Cafés, Tandem-Spielkreis, also ja, recht offen. Und dann aber, wenn Fragen kamen, immer wieder versucht, die in die und das ist auch bei den Netzwerkpartnern so, immer wieder in die individuelle Einzelberatung zu bekommen, um dann ja enger und individueller mit den Familien zu arbeiten.“
Im Netzwerk Stuttgart wurde die angebotene Hausaufgabenbetreuung für Schüler*innen der Klasse 1 bis 8 als „ein Angebot, wo wir sehr gut mit den Eltern in Kontakt kommen“ identifiziert. Durch niedrigschwellige Angebote entsteht zudem unter den Familien ein Austausch, der wiederum gegenseitige Solidarisierung stärkt und zur Nutzung verschiedener Ressourcen zwischen den Familien führt, welche zu deren Alltagsbewältigung beitragen können. Ist es gelungen, die Hemmschwelle herabzusetzen, Vertrauen aufzubauen und Kontakte herzustellen, können die Familien bei der weiteren Integration unterstützt werden.
Damit die Angebote von der Zielgruppe mit besonderen Bedarfen auch genutzt werden, ist es essenziell, in deren Ausgestaltung spezifische Herausforderungen und damit auch potentielle Zugangshürden zu berücksichtigen. Für Familien mit Migrationshintergrund, insbesondere für die neuzugewanderten und geflüchteten Familien, ist es zur Zielgruppenerreichung vielfach wichtig, Sprachbarrieren zu überwinden. Die Netzwerke setzen hierbei auf zwei niedrigschwellige Angebotsformen.
Erstens werden Angebote bereitgestellt, die weitgehend ohne eine gemeinsame Sprache auskommen, die aber gleichwohl die soziale Teilhabe von geflüchteten Familien befördern. Dies sind Angebote in folgenden Bereichen (vgl. Kassner/Correll/Lepperhoff 2017): 1.) Sport, Spiel und Bewegung, 2.) Kochen und Essen, 3.) Kreative Angebote wie z. B. Musikangebote, 4.) Gemeinsame Erkundungen des wohnortnahen Umfelds und 5.) (Begegnungs-)Feste. Entsprechende Angebote ermöglichen ein gegenseitiges Kennenlernen (u. a. auch von Wertesystemen) und einen Vertrauensaufbau zu den Fachkräften: „Also Festivitäten, Ferienprogramme, also diese Freizeitaktivitäten halte ich als sehr wichtig. Hätte ich vorher nicht gedacht, aber da sind die engen Kontakte entstanden und das Vertrauen zur Elternbegleiterin“, so die Koordinatorin des Netzwerkes Wiesbaden. Auch im Netzwerk Augsburg wird auf solche Angebote gesetzt:
„Wir dachten, wir wollen ja die Eltern-Kind-Interaktion ein bissel fördern. Und haben dann so drei, vier Bastelangebote vorbereitet, wo ein tolles Ergebnis auch meistens rauskam, dass sie dann mit nach Hause nehmen konnten, mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden, wo halt die Mama mehr oder weniger helfen konnte. Und genau, und danach gab es dann immer Kaba … oder gibt es immer Kaba und Kekse. Genau, also das ist ein sehr niederschwelliges Angebot auch, wo man echt toll an die Eltern auch rankommt.“
Je nach Zugang können unterschiedliche Personen innerhalb der Zielgruppe erreicht werden. Im Netzwerk Wiesbaden wurde beispielsweise festgestellt, dass sich über Freizeitaktivitäten vor allem Väter auf das Netzwerk und dessen Unterstützungsangeboten einlassen konnten.
Zweitens wird versucht, die Sprachbarrieren auf verschiedene Arten abzubauen. So werden zum einen Angebote in verschiedenen Sprachen durchgeführt oder Dolmetscher*innen organisiert. Über das Netzwerk Dessau-Roßlau wurden beispielsweise Sprachmittler*innen ausgebildet, „die den geflüchteten Familien sowohl in den Kitas als auch in den Horten zur Seite stehen, wegen der Sprachbarrieren – weil oftmals die Fachbegriffe von den Eltern nicht verstanden werden“. Hierbei war dem Netzwerk wichtig, dass den Eltern sowie den Fachkräften feste Ansprechpartner*innen zur Verfügung stehen: „Ein fester Partner, nicht, dass heute mal der kommt und morgen der, sondern wirklich ein richtiges Team und immer ein Mann und eine Frau.“ Eine wichtige Rolle können hier zudem Fachkräfte mit eigenem Migrationshintergrund spielen: „Wir haben auch Mitarbeiter, die aus den Ländern kommen, die sowohl die Sprache sprechen, als auch Deutsch gut sprechen, und die natürlich von den Familien ganz anders angenommen werden“, berichtet eine Vertreter*in aus dem Netzwerk Dessau-Roßlau. Zum anderen ist zur Überwindung von Sprachbarrieren das Konzept der Leichten Sprache maßgebend für einen niedrigschwelligen Zugang. So werden im Netzwerk Wilhelmshaven Stadtführungen für Familien in leichter Sprache geplant. Andere Netzwerke organisieren Weiterbildungen zu diesem Thema und integrieren das Konzept konsequent in ihre Tätigkeit, wie beispielsweise in der Entwicklung von Informations-Flyern für die Zielgruppe.
Weitere Herausforderungen können Mobilitätsbarrieren sein. Hier können Abholdienste oder aufsuchende Angebote im ländlichen Umfeld der Familien helfen, Mobilitätsbarrieren zu überwinden und Zugänge ermöglichen. Ein weiterer Aspekt, der bei der Planung von Angeboten beachtet werden sollte, stellen auf die jeweilige Zielgruppen angepasste Zeitstrukturen dar. „Wir haben das bewusst nicht zu spät am Abend gehalten, dass auch zum Beispiel Alleinerziehende kommen können. Wir haben dazu parallel eine Kinderbetreuung angeboten.“ Damit werden in Netzwerk Freising die Vereinbarkeitsmöglichkeiten berücksichtigt.
Ein wichtiger Aspekt in der Zusammenarbeit mit geflüchteten und zugewanderten Familien ist die Berücksichtigung von Flucht- und Kriegserfahrungen. Beispielhaft dazu die Koordinatorin aus dem Netzwerk Schweinfurt:
„Und dass man halt erst mal schaut, wie geht es denen, was brauchen die? Manche sind auch in ihrer Heimat mit ihrem Herzen, mit ihrem Kopf, weil jeden Tag irgendwelche fürchterlichen Nachrichten kommen. Die können sich ja auch nicht auf die Anlaute im Sprachkurs konzentrieren oder was brauche ich da jetzt ein gelbes Untersuchungsheft? Die U5 oder was als Nächstes ist. Alles gar kein Thema, sondern wie geht es meiner Mutter, wie geht es meiner Tante? Was ist mit meiner Heimat? Und da braucht man einfach Zeit.“
Neben Unterstützungsangeboten zur Traumabewältigung ist es wichtig zu wissen, dass inhaltlich weitergehende, bildungsbezogene Angebote ihre volle Wirkung erst entfalten können, wenn die Sicherung des familiären Alltags gewährleistet ist, z. B. wenn der Aufenthaltsstatus geklärt ist und eine angemessene Wohnung gefunden wurde. Erst nach der Lösung akuter Problemlagen in den Familien, können viele Eltern ausreichende Kapazitäten für die Förderung der alltäglichen Bildungsprozesse ihrer Kinder oder die Bewältigung der Übergänge in Kita und Schule aufbringen.
Ein wichtiger Bestandteil in den Unterstützungsangeboten für Familien in (neuen) Sozialräumen stellt vielfach die Begleitung zu Behörden und Bildungsinstitutionen sowie eine entsprechende Beratung dar. So berichtet die Koordinatorin aus dem Netzwerk Oschersleben:
„Es baut halt Hemmungen ab, wenn man mit den Familien zum Beispiel in die Schule geht und bei einem Elterngespräch mit dabei ist. Denn die Familien verstehen das meistens noch nicht so gut, weil es halt auch oft so ist, dass natürlich die Pädagogen halt relativ wenig Zeit haben und so weiter, und das erleichtert es den Familien halt, wenn man einfach dabei ist, sich das genau aufschreibt und hinterher noch mal mit den Familien beispielsweise bespricht. Genau das Gleiche bei Behörden, bei Anträgen sozusagen erklären und auch möglichst transparent sein finde ich, also den Leuten wirklich auf einer Augenhöhe begegnen, das hat sich für mich gerade in Bezug auf das Vertrauensverhältnis halt als positiv ausgewirkt und als sehr hilfreich für die Familien.“
Die Eltern werden darin unterstützt, die Bildungsprozesse ihrer Kinder zu begleiten und aktiv an (Entscheidungs-)Prozessen in den Schulen und Kitas aktiv teilzuhaben. Außerdem erlangen sie Kenntnis über die ihnen zustehenden Leistungen und Rechte in den Behörden und wie diese eingefordert werden können.
3. Fazit
Die Netzwerke zur Elternbegleitung arbeiten, wie wir gezeigt haben, stark sozialräumlich orientiert (vgl. Heintze 2019; Hinte 2009; Hinte/Treeß 2014). Dies bedeutet erstens, dass sie sich eng an der konkreten Lebenswelten der Familien vor Ort ausrichten, um an den realen Bedarfen der Familien orientiert zu agieren. Dafür fällt auch dem partizipativen Einbezug der Interessen der Familien im sozialen Umfeld eine starke Bedeutung zu. Zweitens setzen die Netzwerke insbesondere auf niedrigschwellig ausgerichtete Angebote, die leicht zugänglich sind und die klassischen Komm-Strukturen (z. B. in festen Kursgruppen) erweitern. Mit Hilfe dieser Angebote gelingt ihnen, was insbesondere bei der Zielgruppe von Familien mit geringen Ressourcen bedeutsam ist, Vertrauen aufzubauen, ressourcenorientiert zu arbeiten und somit Zugänge zu bildungsbezogenen Hilfsangeboten zu eröffnen. Drittens bauen die Netzwerke eine veränderte Infrastruktur im Sozialraum auf, indem sie die Vernetzung und Kooperation der Akteur*innen im Sozialraum verbessern. Damit bündeln sie Ressourcen und bauen neue Unterstützungsangebote auf.
Am Beispiel des Bundesmodellprogramms und der Erfahrungen aus den verschiedenen Netzwerken zur Begleitung und sozialräumlichen Vernetzung geflüchteter und neu zugewanderter Familien wird die Bedeutsamkeit einer Sozialraumorientierung deutlich. So können Unterstützungsangebote innerhalb des Sozialraums effektiv und bereichernd koordiniert und bestehende Ressourcen gebündelt und gegenseitig nutzbar gemacht werden. Die herausgearbeiteten Gelingensbedingungen der starken Netzwerke gelten jedoch nicht nur geflüchteten und neu zugewanderten Familien. Mit Hinblick auf den von Familien mit geringen finanziellen Mitteln geteilten gemeinsamen Aspekt der Unterversorgung in den vier genannten Lebensbereichen (vgl. ISS 20212) sind sie zu großen Teilen auch auf andere Familien mit geringen Ressourcen übertragbar. Familien mit geringen Ressourcen finden schwieriger Zugang zu Bildungsangeboten, weshalb niedrigschwellige Angebote und zudem kostengünstige bzw. kostenlose Angebote eine zentrale Bedeutung zukommt. Auch der Fokus auf den Beziehungsaufbau ist für den Zugang zu allen Familien mit geringen Ressourcen wichtig, insbesondere wenn eine isolierte soziale Lage der Familien vorliegt. Gelingt es einem Netzwerkpartner bzw. einer Netzwerkpartnerin den Zugang zu einer Familie herzustellen und Vertrauen aufzubauen, kann diese*r nicht nur die Teilnahme an eigene passende Angebote ermöglichen, sondern auch an weitere Netzwerkpartner*innen weitervermitteln. Sprachbarrieren liegen zudem nicht nur bei Nicht-Muttersprachler*innen vor, sondern können sich auch als Folgen von Bildungsbenachteiligung auch bei Muttersprachler*innen zeigen. Das Konzept der Leichten Sprache ist somit ein weiteres beispielhaftes Hilfsinstrument. Auch Mobilitätsbarrieren hängen im Allgemeinen mit einer finanziellen Unterversorgung zusammen. Betroffene Familien können sich meist keine zentral gelegene Wohnung, beziehungsweise eine regelmäßige Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel leisten. Noch einmal zu betonen ist der große Stellenwert, den ein partizipativer Einbezug der Zielgruppe hat: 1.) Abgesichert wird damit, dass die Angebote den spezifischen Bedarfen der Zielgruppe tatsächlich entsprechen; 2.) eine aktive Teilhabe im Netzwerk ermöglicht Selbstwirksamkeitserfahrungen für die Familien; 3.) ehrenamtlich tätige Eltern können den Zugang für weitere Familien in die Unterstützungsangebote ebnen.
Sozialraumorientierte, vernetzte Elternbegleitung ist vor allem für Familien mit geringen Ressourcen besonders wertvoll, da eine übergreifende familienbezogene Infrastruktur kompensatorisch für jene Kinder sein kann, die in sozial benachteiligten Familien aufwachsen. Kinder brauchen vielfältige Unterstützungs- und Bildungsangebote auch jenseits ihrer Herkunftsfamilie. Es gilt deshalb nicht nur, „das jeweilige Kind, sondern vor allem auch […] sein Umfeld fit“ zu machen (Lanfranchi 2006, 128). Gerade in der Phase frühkindlicher Förderung bedarf es deshalb einer kontinuierlichen sozialräumlichen Einbindung von Familien. Vernetzte Elternbegleitung hat insbesondere für Kinder aus Familien mit geringen Ressourcen einen präventiven Charakter und stellt – neben den unmittelbar materiellen Leistungen für Familien – eine wichtige Ressource beim Abbau ungleicher Bildungschancen dar.
Literatur
Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2020): Bildung in Deutschland 2020. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung in einer digitalisierten Welt. Bielefeld. URL: https://www.bildungsbericht.de/static_pdfs/bildungsbericht-2020.pdf, Datum des Zugriffs: 17.07.2020.
Chwoika, Selina/Correll, Lena/Lepperhoff, Julia (2020) (i.E.): Abschlussbericht: „Starke Netzwerke Elternbegleitung für geflüchtete Familien“. Herausgegeben vom BMFSFJ. Berlin.
Correll, Lena/Holland, Stephanie/Lepperhoff, Julia (2018): „Hinhören, da sein, ins Gespräch kommen“. Erste Erfahrungen aus dem Bundesmodellprogramm „Starke Netzwerke Elternbegleitung für geflüchtete Familien“. Berlin. Herausgegeben vom BMFSFJ. Berlin. URL: https://www.elternchance.de/service/links-downloads/, Datum des Zugriffs: 17.07.2020.
Correll, Lena/Kassner, Karsten/ Lepperhoff, Julia (2015): Wie Familien für frühe Bildung gewonnen werden können. Erfahrungen aus 100 Modelstandorten „Elternbegleitung Plus“. Herausgegeben vom BMFSFSJ. Berlin. URL: http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationsliste,did=216788.html, Datum des Zugriffs: 17.07.2020.
Correll, Lena/Lepperhoff, Julia (Hrsg.) (2013): Frühe Bildung in der Familie. Perspektiven der Familienbildung. Weinheim, Basel.
Correll, Lena/Lepperhoff, Julia (Hrsg.) (2019): Teilhabe durch frühe Bildung. Weinheim, Basel.
Heintze, Isolde (2019): Sozialraumorientierung. In: Gottschalk, Ingo (Hrsg.): VSOP Kursbuch. Sozialplanung. Wiesbaden, 39–52.
Hinte, Wolfgang (2009): Eigensinn und Lebensraum. Zum Stand der Diskussion um das Fachkonzept „Sozialraumorientierung“. In: Vierteljahreszeitschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete (VHN), Heft 1, 223–237.
Hinte, Wolfgang/Treeß, Helga (2014): Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe. 3. Auflage. Weinheim.
Kassner, Karsten/Correll, Lena/Lepperhoff, Julia (2017): Integration von geflüchteten Familien. Handlungsleitfaden für Elternbegleiterinnen und Elternbegleiter. Kompetenzteam „Frühe Bildung in der Familie" der Evangelischen Hochschule Berlin. 2. Auflage. Herausgegeben vom BMFSFJ. Berlin. URL: https://www.elternchance.de/service/links-downloads/, Datum des Zugriffs: 17.07.2020.
Lanfranchi, Andrea (2006): Resilienzförderung von Kindern bei Migration und Flucht. In: Welter-Enderlin, Rosemarie/Hildenbrand, Bruno (Hrsg.): Resilienz – Gedeihen trotz widriger Umstände. Heidelberg, 119–138.
Müller, Dagmar/Beck, Mira/Gerleigner, Susanne/Guglhör-Rudan, Angelika/Hein, Kerstin/Schwaß, Mariann/Stemmler, Mark/Walper, Sabine (2015): Evaluation des Bundesprogramms „Elternchance ist Kinderchance – Elternbegleitung der Bildungsverläufe der Kinder“. Abschlussbericht. München. URL: http://www.dji.de/fileadmin/user_upload/elternchance/Abschlussbericht_Evaluation_Elternchance_ist_Kinderchance.pdf, Datum des Zugriffs: 17.07.2020.
Tophoven, Silke/Lietzmann, Torsten/Reiter, Sabrina/Wenzig, Claudia (2018): Aufwachsen in Armutslagen. Zentrale Einflussfaktoren und Folgen für die soziale Teilhabe. Gütersloh.
World Vision Deutschland (2018): Kinder in Deutschland 2018. Zusammenfassung der 4. World Vision Kinderstudie. URL: www.worldvision.de/sites/worldvision.de/files/pdf/World-Vision-Zusammenfassung-vierte-Kinderstudie.pdf, Datum des Zugriffs: 17.07.2020.
Fußnoten
[1] Weitere Informationen zum Bundesprogramm sowie zu den Schwerpunktsetzungen der Qualifizierung als Elternbegleitung finden sich unter www.elternchance.de.
[2] Für diesen Beitrag wurden vom „Kompetenzteam frühe Bildung in der Familie“ insgesamt 27 leitfadengestützte Interviews mit Koordinator*innen der „Starken Netzwerke Elternbegleitung für geflüchtete Familien“ ausgewertet, die zu zwei Zeitpunkten 2018 und 2020 geführt wurden. Die Zitate wurden zur besseren Lesbarkeit teilweise gekürzt und sprachlich geglättet.
[3] Dazu gehören vielfach Fluchterfahrungen, die Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften oder ein unsicherer Aufenthaltsstatus.
[4] Dazu finden sich umfangreiche Informationen in der folgenden Publikation „Integration von geflüchteten Familien. Handlungsleitfaden für Elternbegleiterinnen und Elternbegleite“ (Kassner/ Correll/ Lepperhoff 2017).
Zitiervorschlag
Chwoika, Selina und Lena Correll (2020): Gelingensbedingungen vernetzter Elternbegleitung für Familien mit geringen Ressourcen am Beispiel des Bundesmodellprogramms „Starke Netzwerke Elternbegleitung für geflüchtete Familien“. In: sozialraum.de (12) Ausgabe 1/2020. URL: https://www.sozialraum.de/gelingensbedingungen-vernetzter-elternbegleitung-fuer-familien-mit-geringen-ressourcen.php, Datum des Zugriffs: 21.11.2024