Anerkannt und angepasst? Zur programmatischen Bestimmung der Gemeinwesenarbeit
Fabian Kessl
Fabian Kessl
„Daß wir in einer Zeit gesellschaftlicher Zerrüttung leben, ist inzwischen eine banale Wahrheit. (...) Und weil es unter den gegenwärtigen Umständen an erster Stelle darum geht, die Menschen dazu zu bewegen, daß sie sich an der notwendigen Gestaltung der Gesellschaft beteiligen (...) ist es insbesondere die Sozialpädagogik, die wiederum einen besonderen Akzent bekommt. Denn die Sozialpädagogik befaßt sich mit Gemeinschaftserziehung." (Mennicke [1937] 2001, 15ff.).
„In den Ländern, in denen Industrialisierung und Verstädterung ziemlich weit fortgeschritten sind, steht die Besorgnis vor einem Verlust an Gemeinschaftsleben als wichtiger sozialer und ethischer Faktor im Mittelpunkt des Interesses. (...) Der Nachdruck liegt (...) darauf, daß Menschen in einem Gemeinwesen selbst an der Lösung ihrer Probleme arbeiten. (...) Es ist weniger wichtig, ein spezielles Projekt (...) als vielmehr die Fähigkeiten der Menschen zu entwickeln, dieses Projekt auf die Beine zu bringen." (Ross [1955] 1968, 17ff.)
„Die aktuelle sozialpolitische Diskussion richtet sich verstärkt auf die sozialräumliche Diskussion. (...) Verstärktes Gewicht bekommen solche Überlegungen durch die Gefährdung des Netzes sozialer Sicherheit im Zuge der Sparmaßnahmen allüberall. (...) Damit werden auch scheinbar vergessene sozialarbeiterische Konzepte als 'neue Formen' wieder aktiviert: ' Zu verweisen ist auf (...) Formen (...) wie Gemeinwesenarbeit". (Oelschlägel 1983, 171)
„Die Macht der reinen Marktinteressen enteignet die Menschen weltweit ihrer materiellen und nichtmateriellen Lebensgrundlagen und gefährdet die Voraussetzungen des Lebens zukünftiger Generationen. Die Förderung und Erhaltung dieser Voraussetzungen ist eine vorrangige Aufgabe professioneller Gemeinwesenarbeit." (Elsen 2004, 119)
Etabliert und ohne (normativen) Gehalt?
„Gleich Wellen" sei das „Spezifische der Gemeinwesenarbeit zum Allgemeinen der Sozialen Arbeit" geworden, so eröffnet Stefan Gillich den von ihm herausgegebenen Sammelband mit den Beiträgen aus der 2003 durchgeführten 12. Werkstatt Gemeinwesenarbeit (Gillich 2004, 7). Von der „fünften Welle" innerhalb der GWA-Diskussionen spricht auch Wolfgang Krebs und ergänzt damit Dieter Oelschlägels Diagnose von Mitte der 1990er Jahre, es sei mit dem Auftreten der Community Organisation eine dritte konzeptionelle Welle in die bundesrepublikanischen Debatten um Gemeinwesenarbeit (GWA) geschwappt (vgl. Oelschlägel 1995). Die fünfte Welle konstatiert Krebs in seinem Beitrag zum 7. Jahrbuch GWA hinsichtlich der Implementierung neuer Stadtentwicklungsprogramme wie dem Bund-Länder-Programm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt" (vgl. Krebs 2004). Damit charakterisiert er nicht nur den aktuellen Anerkennungs- und Etablierungsprozess der GWA, sondern geht in seiner Darstellung wie auch Gillich über andere Diagnosen hinaus, die bereits seit längerem davon ausgehen, dass die Handlungsprinzipien der GWA zum Allgemeinen der Sozialen Arbeit geworden sind (GWA als Arbeitsprinzip) (vgl. Galuske 2001, 107). Krebs und Gillich sehen diese nun als konzeptionellen Kern zentraler bundesrepublikanischer Politikstrategien auftauchen, denn die Programmprinzipien des benannten Stadtentwicklungsprogramms würden sich „fast wie ein gelungener Definitionsversuch von GWA" lesen (vgl. Krebs 2004, 64).
Gemeinwesenarbeit oder besser: die Handlungsprinzipien der GWA, so könnte man im Anschluss an diese Diagnosen formulieren, erfahren demnach in den letzten Jahren eine bemerkenswerte gesellschaftliche Anerkennung und Etablierung (vgl. Bitzan/Hinte/Klöck/May/Stövesand 2005; Kessl 20051). Eine solche Einschätzung hat bereits an anderer Stelle Autor/innen dazu veranlasst, von der aufgehenden „Saat" der GWA-Ansätze zu sprechen (Oelschlägel/Hinte/Lüttringhaus/Preis 2001, 34), ja mancher sieht diese Saat sogar bereits „Früchte tragen" (Gillich 2004², 268). Die „Gesellschaft" habe, so schreibt auch Winfried Noack in seinem Lehr- und Arbeitsbuch Gemeinwesenarbeit, „wichtige Forderungen der Revolutionäre integriert" (Noack 1999, 11). Sollten sich die Beteiligten also mit dem süffisanten Lächeln der Erfolgreichen zurücklehnen, wenn doch die Ziele der GWA zu allgemeinen sozialpolitischen Zielen geworden sind? Oder wird mit der diagnostizierten Anerkennung und Etablierung nur deutlich, dass die Geschichte der GWA sehr viel realistischer zu schreiben ist als häufig idealistisch ausgerichtete konzeptionelle Entwürfe suggerieren wollen (vgl. Dierks/Doose-Grünefeld/Kreye/Müller/Siepe 1986, 129)? Konnte von einer ausgeprägten Parteilichkeit für marginalisierte Bevölkerungsgruppen - entgegen vielfacher programmatisch-konzeptioneller Forderungen - auch in den 1970er Jahren nur in wenigen Einzelfällen gesprochen werden, wie Dieter Kietzell in einer Broschüre der Landesarbeitgemeinschaft (LAG) Soziale Brennpunkte Norddeutschlands argumentiert. Sollte vor diesem Hintergrund „nicht mehr die prinzipielle Parteilichkeit zugunsten bestimmter benachteiligter Gruppen und eine grundsätzliche Konfliktstrategie kennzeichnend (sein), sondern ein Rundblick, der die Entwicklung eines Gebietes als Ganzes erfasst", wie Kietzell schreibt? Ist Parteilichkeit also zugunsten einer Orientierung am „problembelasteten Stadtteil insgesamt" aufzugeben (ebd.; vgl. Marchal 2004, 124)?
Vor einem derartigen Deutungshintergrund könnte eine Forderung einleuchten, dass sich die Akteure im Feld der GWA angesichts ihrer Anerkennung und Etablierung eher in einer „Lobbyorganisation", wie der Bundesarbeitsgemeinschaft Soziale Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit (BAG) engagieren sollten, die „Soziale Stadt' als einen neuen, umfassenden Politikansatz für integrierte Handlungskonzepte ansieht" statt sich in Parteilichkeit zu ergehen (Gillich 2004, 13). Verweist die Rede von der GWA, einer „stadtteilbezogenen Sozialen Arbeit", einem „Stadtteil-" oder „Quartiermanagement" somit auf dieselben Ziele, solange nur die „Prinzipien der Gemeinwesenarbeit" als Standards gültig sind (Lüttringhaus 2004, 23)?
Einige der so argumentierenden Programmstrategen träumen konsequenterweise den Anerkennungs- und Etablierungsprozess der GWA in Gedanken bereits „zu Ende":
Lüttringhaus: „Ob in den integrierten Konzepten der Raumplaner, beim Empowerment der Gemeinde-Psychologen - jeder Sektor entdeckt diese Standards nun für sich (...)." (...)
Preis: „Der Virus ist irreversibel." (...)
Hinte: „(...) Wir vergessen den Begriff Gemeinwesenarbeit. Hiermit erklären (wir) ab heute, dass er bitte nicht mehr gebraucht werden soll, und wir freuen uns, dass alles, was wir gesagt haben, mittlerweile überdurchschnittlich gut gedeiht." (...)
Preis: „Der Titel wäre: Die Revolution ist vorbei, wir haben gesiegt."
(Oelschlägel/Hinte/Lüttringhaus/Preis 2001, 34f.)
Gegen derartige Erfolgsmeldungen meldet allerdings in jüngster Zeit eine wachsende Zahl von Autor/innen deutliche Einwände an (vgl. Bettinger 2005, 391f.; Rathgeb 2005, 325ff.; Kessl 2005²). Innerhalb der Gelnhausener Werkstattdokumentation und des als Festschrift für Dieter Oelschlägel veröffentlichten 7. Jahrbuchs formuliert beispielsweise Sabine Stövesand eine derartige Skepsis. Sie weist auf ein systematisches Problem hin, das sich der GWA in der aktuellen Situation beispielsweise unter dem Dach eines Quartiersmanagements aktuell stelle: „GWA ist nicht per se gut, fortschrittlich und nachahmenswert" (Stövesand 2004, 247; vgl. dies. 2002).
Stövesand fragt damit in ähnlicher Weise wie auch Kerstin Rathgeb oder Frank Bettinger nach den Konsequenzen, die mit der erreichten Anerkennung und Etablierung und deren semantischen und konzeptionellen Einbettung sowohl in das fachliche Selbstverständnis Sozialer Arbeit als auch in aktuelle Regierungsstrategien (Stadtentwicklung, Quartiersmanagement oder Regionalplanung) verbunden sind. Zwar stünden nun, so könnte man die Hinweise dieser Autor/innen übersetzen, vor allem Territorialisierung und Aktivierung, aber auch Institutionalisierung als Strukturierungsprinzipien [1] nicht mehr nur im Fokus der GWA, doch zugleich steht die GWA in der Gefahr ihres „emanzipatorischen Gehalt(s)" verlustig zu gehen (ebd.). „Ich frage mich, ob GWA angesichts dieser Verhältnisse (die Autorin spricht einige Zeilen vorher von 'aktuellen neoliberalen Umstrukturierungsprozesse(n)', F.K.) nicht wieder sehr viel parteilicher und politischer sein muss als es die Funktion als Quartiersentwickler und der Rahmen der entsprechenden staatlichen Programme vorsehen. Nur weil die Gemeinwesenarbeit in den 70er Jahren mit ihren zu hohen Erwartungen und überfrachteten Ansprüchen an eine linke Stadtteilarbeit zu Recht gescheitert ist, liegt die Perspektive nicht unbedingt in der Art staatstragendem Pragmatismus, wie er heute dominiert" (Stövesand 2002; vgl. Bettinger 2005, 392f; Rathgeb 2005, 330f.). Rathgeb fordert in ähnlicher Weise, es müsse um eine „Wiederbelebung oder Stärkung dialektischen Denkens" gehen (Rathgeb 2005, 331); Frank Bettinger formuliert für eine „kritisch-reflexive Sozialpädagogik" insgesamt, es könne nicht nur um eine „Orientierung am Sozialraum (gehen), sondern (darum ein) anspruchsvolleres, umfassenderes Programm zu formulieren und auszugestalten, dem neben einer Subjekt- eine Lebensweltorientierung eine Gemeinwesenarbeit als Arbeitsprinzip zugrunde liegt" (Bettinger 2005, 392; Hervorh. im Orig.). Wie auch immer die Zieldimensionen der GWA ausgefüllt werden, die programmatische Ausgestaltung gemeinwesenarbeiterischer, aber auch sozialpädagogischer Handlungsprinzipien insgesamt scheint durch den Anerkennungs- und Etablierungsprozess nicht erledigt, sondern eher erneut auf die Agenda gerückt zu sein (vgl. Kessl 2005³). Gerade die Etablierung einer bestimmten Form gemeinwesenarbeiterischer Weltsichten, wie sie primär im Kontext der neueren Stadtentwicklungsprogramme erreicht wird, rückt somit die Frage der normativen Positionierung der GWA erneut in den Mittelpunkt (vgl. Oelschlägel 2002; vgl. die historische Analogie zu den Beiträgen in Müller/Nimmermann 1973).
Eine Reihe von Autor/innen plädieren in diesem Zusammenhang nun dafür, sich gegen Tendenzen zu wenden, die sich „vom Prinzip der Parteilichkeit verabschieden (wollen)", wie beispielsweise Günter Rausch mit Bezug auf die Überlegungen von Wolfgang Hinte formuliert (Rausch 2004, 88). Ganz im Gegenteil sei es notwendig, sich der Blochschen Aufforderung erneut zu erinnern: „Das Denken muß parteilich sein" (Bloch, zit. nach Rausch 2004, 83; vgl. May 2001). Was damit gemeint ist, beschreibt Rausch folgendermaßen: „Parteiliche Gemeinwesenarbeit informiert, ermutigt, berät und, so weit es geht, unterstützt (...) die Betroffenen, ihre eigenen Interessen zur Geltung zu bringen" (Rausch 2004, 89). Könnte also eine Neuprogrammierung der GWA als Teil einer befreienden Sozialen Arbeit einen hilfreichen Ansatzpunkt darstellen, um den beklagten Verlust des emanzipatorischen Gehalts zu substituieren? Sollte wieder auf eindeutige Programmatiken, wie das Blochsche Prinzip Hoffnung zurückgegriffen werden - Formen einer „utopistischen Jenseitsorientierung", mit der die aktuelle Menschheitsgeschichte erst im vorgeschichtlichen Stadium gesehen wird? Sollten soziale Probleme die Gemeinwesenarbeiterin wieder darauf verweisen, dass das „Ziel menschlicher Entwicklung" noch nicht erreicht ist und das Moment der Welt noch nicht entstanden ist, „das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat" (Bloch, zit. nach Krahulec 2004, 103)? Kann die GWA also ein institutioneller Ausdruck dieser „Hoffnung auf Heimat" sein? Oder ist sie das im Fall erfolgreicher Kooperationen im Rahmen der „Soziale Stadt"-Initiative nicht längst? Lassen nicht gerade diese Programme der Stadtentwicklung und des Quartiersmanagements „das schon verloren geglaubte Ideal der Stadt als Ort sozialer und kultureller Integration, als Quelle des ökonomischen Wohlstands sowie als Basis der Demokratie auch in den belasteten, überforderten, benachteiligten Stadtteilen wieder auferstehen" (Hirth 2004, 65)? Ist die GWA damit eben vor die Herausforderung einer pragmatischen Positionierung innerhalb ihrer aktuellen Anerkennungs- und Etablierungsentwicklungen gestellt - als ein „Schrittmacher" ihres Arbeitsprinzips (Maier/Zychlinski 2004, 84)?
Oder sollte diesen aktuellen Entwicklungen eben dahingehend widersprochen werden, dass GWA sich der in diesen Zusammenhängen geforderten Pragmatik enthalten und sich diesen Programmen gegenüber eher eindeutig und durchaus widerständig positionieren sollte? Sollte sich GWA damit im Sinne einer „befreienden Sozialen Arbeit" wieder vergegenwärtigen, dass sie per se auf der „Seite des Volkes" und nicht auf der „Seite der Regierenden" zu stehen hat? Saul Alinsky schien sich dieses Standpunkts noch genauso sicher gewesen zu sein wie Paolo Freire, dem zentralen Bezugsautor der Ansätze einer „befreienden Praxis": Beide schreiben hinsichtlich der Rolle von Organisatoren in den zu aktivierenden lokalen Bürgerbewegungen, dieser sei die Quelle des Vertrauens und des Glaubens der Gruppenmitglieder, „weil sie wissen, daß er dies und jenes tut aufgrund seines Glaubens an sie, das Volk selbst" (Alinsky [1946] 1999, 105). Oder in den Worten Freires: „Revolutionäre Führer können nicht ohne das Volk, auch nicht für das Volk, sondern nur mit dem Volk denken" (Freire [1970] 1993, 110). Sind heutige Gemeinwesenarbeiter deren Nachfolger? Kann ein entsprechendes „eindeutiges Reden" angesichts der Ungewissheiten und Unsicherheiten bestehender sozialer Zusammenhänge noch gelingen (vgl. Beiträge in Helsper/Hörster/Kade 2003)?
Als „Arbeitsprinzip" hatten Jaak Boulet, Ernst-Günther Krauss und Dieter Oelschlägel 1980 die Überzeugung zusammengefasst, dass GWA nicht nur als dritte Methode der Sozialen Arbeit mit Fokus auf die lokalen Nahräume neben Einzelfallhilfen und der Gruppenarbeit verstanden werden sollte, sondern als „Grundorientierung, Haltung, Sichtweise professionellen Handelns, eine grundsätzliche Herangehensweise an soziale Probleme, wo auch immer im Bereich sozialer Berufsarbeit im weitesten Sinne" (Oelschlägel [1985] 2001, 65). GWA müsse „Beiträge zur tendenziellen Aufhebung und Überwindung von Entfremdung leisten, also die Selbstbestimmung handelnder Subjekte ermöglichen" (Boulet/Krauss/Oelschlägel 1980, 156). Die in dieser Weise eingenommene Haltung habe daher immer auch „politischen Charakter, der auf gesellschaftliche Veränderungen zielt" (Oelschlägel [1985] 2001, 64). In diesem Sinne wäre Parteilichkeit eine notwendige Konsequenz aus der Entwicklung der GWA als Arbeitsprinzip, das sich nicht nur auf einen bestimmten Bereich Sozialer Arbeit beschränkt, sondern „in die sozialen Berufe eingesickert (ist) und dort Perspektiven für neue Orientierungen (bietet)" (Oelschägel 1983: 179).
Bemerkenswert innerhalb der aktuellen Debatten um GWA ist nun, dass nicht nur manche gesellschaftskritische Stimme Zweifel anmeldet an dem Prozess gesellschaftlicher Anerkennung und Etablierung der GWA, sondern auch die Protagonisten der Anerkennungsstrategien selbst. So propagiert gerade Wolfgang Hinte - jener „Stern (...) am GWA-Himmel" (Krebs 2004, 60) - zwar seit Jahren konsequent im Sinne der beschriebenen Erfolgsmeldungen eine Ablösung der GWA durch seine selbst entwickelte Konzeption einer „stadtteilbezogenen sozialen Arbeit" und inzwischen deren Eingemeindung in die Konzeption eines „Stadtteilmanagements". Dabei sei die bisherige parteiliche Haltung („wie hilft (...) das Gerede von Parteilichkeit mit Betroffenen weiter?"), für die er selbst noch bis vor wenigen Jahren explizit argumentierte (vgl. Hinte 1985, 37), zugunsten des Selbstverständnisses einer „intermediären Instanz", die zwischen Lebenswelt und Bürokratie angesiedelt (ist) und sich in beiden Welten kompetent (bewegt)" zu überwinden (Hinte 2001, 156f.). Hinte publiziert solche Einschätzungen beispielsweise in einer der zentralen programmatischen Schriften im akademischen Umfeld des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt" (Alisch 2001). Dennoch widerspricht er an anderer Stelle der Einschätzung, GWA habe in den letzten Jahren ihre gesellschaftliche Anerkennung und Etablierung erfahren, heftig. Mit Verweis auf deren „Konzepte und Prinzipien" formuliert er beispielsweise in dem Diskussionsbeitrag GWA des Handbuchs Sozialraum: „Dass zur Zeit mal wieder die eine oder andere Publikation zur Gemeinwesenarbeit erscheint, ist doch noch kein Indiz für 'gesellschaftliche Anerkennung‘" (Hinte, in: Bitzan/Hinte/Klöck/May/Stövesand 2005).
Ähnlich widersprüchlich zeigt sich Stefan Gillich als Herausgeber der 12. Gelnhausener Werkstattgespräche. Einerseits überschreibt er den ganzen Band wie eine eindeutige Erfolgsmeldung: „Gemeinwesenarbeit: Die Saat geht auf" (Gillich 2004). Andererseits scheinen auch ihm - zumindest zu Beginn seiner Einleitung - kurzfristig Zweifel an dieser Diagnose zu kommen, wenn er einen Moment inne hält und bekundet, dass die Anerkennung der GWA ihn zwar „stolz und froh" mache, aber „doch gleichzeitig stutzig" (Gillich 2004, 7). Bei diesem kurzen zweifelnden Stutzen bleibt es aber, denn bereits im nächsten Satz stimmt Gillich angesichts der aktuellen Situation wieder eine Lobeshymne auf die GWA an: "Kaum ein Arbeitsansatz sozialer Arbeit ist in seinen Handlungsmöglichkeiten so vielfältig wie die Gemeinwesenarbeit" (ebd.).
Wie widersprüchlich auch immer diese Positionierungen geschehen, ein bestimmter Grad der Anerkennung und Etablierung gemeinwesenarbeiterischen Handlungsprinzipien scheint erreicht. Die damit aufgeworfene Frage ist nun, wie es dazu kam. Gillich beantwortet diese Frage mit Verweis auf das normative Postulat der GWA, das den gesellschaftskritischen Stimmen wiederum als Einwand gegen diese Anerkennungsprozesse dient.
Der Verweis auf die Haltung der Fachkräfte und entsprechende konzeptionelle Zieldimensionen im Feld der GWA dient somit manchen Autor/innen als Begründung für die erfolgreiche Etablierung der GWA im Rahmen aktueller Regierungsstrategien - solange die „Leitstandards" der GWA auch von Stadtentwicklung und anderen neuen Verbündeten eingehalten werden (vgl. Gillich 2004; Lüttringhaus 2004). Einer anderen Gruppe von Autor/innen scheint gerade diese Anerkennung und Etablierung für die GWA kontraproduktiv zu sein. Angesichts der aktuellen sozialen Verwerfungen müsse es ihres Erachtens vielmehr um eine Wiederbesinnung der gemeinwesenarbeiterisch Tätigen auf inhaltliche Positionen, wie die Parteilichkeit gehen.
Geht der GWA somit im Rahmen ihres aktuellen Anerkennungs- und Etablierungsprozesses ihre normative Ausrichtung verloren, wie Sabine Stövesand oder Günter Rausch beklagen, wie aber auch mit Bezug auf die Überlegungen von Michael May oder Maria Bitzan und Tilo Klöck argumentiert werden könnte (vgl. May 1997; Bitzan/Klöck 1994, 2)? Oder hat die GWA gerade mit dem aktuellen Prozess der Anerkennung und Etablierung ihre normative Ausrichtung auch in andere Felder - beispielsweise die Stadtentwicklung und das Quartiersmanagement - übertragen können, wie dies die Darstellungen von Wolfgang Hinte, Gerhard Litges, Maria Lüttringhaus oder Stefan Gillich nahe legen? Zur Bearbeitung dieser Frage soll im Folgenden geklärt werden, an welchen Zieldimensionen GWA ihr Handeln ausrichtet. Was verbirgt sich hinter den Formeln „emanzipatorischer Gehalt" oder „Leitstandards der GWA"? Eine erste genealogische Rekonstruktionsskizze hat drei Zieldimensionen freigelegt: Gemeinschaftlichkeit, Veränderung und Selbststeuerung.
Gemeinschaftlichkeit
Murray G. Ross bestimmt in der deutschen Übersetzung seines Gemeinwesenarbeit-Bestsellers in der überarbeiteten Auflage von Ende 1960 GWA als einen Prozess, bei dem es darum gehe, „eine zunehmend wirkungsvollere Anpassung zwischen sozialen Bedürfnissen und sozialen Diensten innerhalb eines geographischen oder funktionalen Bereichs zu bewirken und zu erhalten" (Ross [1955] 1971, 31).
Dieser Prozess mache eine Selbstvergewisserung des Gemeinwesens, dessen Aktivierung und ein daran anschließendes selbstbestimmtes Agieren in Kooperation mit anderen erforderlich (ebd., 58ff.). Angeregt und begleitet werden soll dieser Prozess von Gemeinwesenarbeiter-Figuren, die die Bewohner/innen aufgrund der „Bereitschaft, zuzupacken und mitzuhelfen" überzeugen, wie der neue Gemeinwesenarbeiter im sri-lankesischen Hanwella, von dem Murray in einer seiner Fallgeschichten zu erzählen weiß (ebd., 219). Die „Verankerung in den Wohnquartieren" auf „gleicher Augenhöhe" mit den Betroffenen ist bis heute so mancher pragmatischen Konzeption der GWA ein Credo (Hinte 2004, 55).
C.W. Müller hat Murrays Konzeption in seiner Rezeption der Gemeinwesenarbeit in der Bundesrepublik Deutschland als „gemäßigt reformpädagogisches Konzept" bezeichnet, das eine Mittenposition zwischen konservativen expertokratischen und dem von Müller oder Harry Specht Anfang der 1970er Jahre bevorzugten Modell einer aggressiven Gemeinwesenarbeit einnehme (Müller 1973, 232). Müller hatte Murrays Position vorgehalten, sie beschränke sich auf das Klein-Klein der stadtteilinternen Problemlösung, während die „wirklich relevanten politischen Kampagnen der letzten Jahre" außer Acht gelassen würden (ebd., 233). Mit Bezug auf die kommunistischen Straßenzellen der KPD in den Jahren der Weimarer Republik forderte Müller daher eine Erweiterung der gemeinwesenarbeiterischen Aufgaben: „der traditionellen Funktion des Sozialarbeiters als Sozialanwalt (seien) die zusätzlichen Funktionen als Agitator und Organisator hinzuzufügen" (ebd., 238). Gemeinwesenarbeiter sollten nicht auf das Ergebnis eines mehrheitlichen Meinungsprozesses warten müssen bevor sie soziale und politische Aktionen starten, „so daß Aktionen nicht beim Status quo der vorhandenen Kräfte-Verhältnisse und Macht-Strukturen stehenbleiben" (ebd.: 237).
Trotz dieser konzeptionellen Unterschiede weisen allerdings sowohl die Konzeption von Ross als auch die Konzeptionen von Specht und Müller eine analoge Fokussierung auf: Gemeinwesenarbeiterische Interventionen zielen auf die Wiederherstellung von Gemeinschaftlichkeit. Müller sieht seine Forderungen legitimiert aufgrund einer ihm damit möglich erscheinenden „Organisation des Proletariats" (ebd., 238), Ross aufgrund der Fähigkeit der einzelnen „Gemeinwesen (...), sich künftig als eine lebendige Einheit (...) auseinanderzusetzen" (Ross [1955] 1971, 65).
Doch die Zieldimension der Gemeinschaftlichkeit prägte die GWA-Debatten nicht nur in ihren bundesrepublikanischen Anfängen. Auch in aktuellen Texten wird sowohl in konservativer Denktradition angestrebt, dass sich GWA „auf Normalität einrichtet und die Arbeit mit benachteiligten Gruppen auf normalisierende Weise in die Förderung sozialen Zusammenhalts und den Aufbau sozialen Kapitals einbezieht" (Wendt 2004, 191), als auch in liberaleren Konzeptionen, dass „die Bürger ihren Stadtteil (gestalten)" (Manderscheid 1997, 260), und in linken Programmatiken anhand der Kritik an „Integration und Zusammenwirken" als „bloß harmonistische(n) Ideologeme(n)" aufzuzeigen versucht, dass durch GWA „eine an konkreten Erfahrungszusammenhängen der Betroffenen anknüpfende, aber auf kollektiven, gesellschaftlichen Ausdruck ihrer individuellen Interessen und Bedürfnisse gerichtete Form von Öffentlichkeit herzustellen (sei)" (May, in: Bitzan/Hinte/Klöck/May/Stövesand 2005; vgl. Redaktion Widersprüche 1997).
Trotz grundlegender Differenzen um den Weg und die konkrete Gestalt der Gemeinschaftlichkeit, das Ziel scheint für alle ein strukturanaloges: die Wiederherstellung gemeinschaftlicher Zusammenhänge.
Veränderung
David Morris schließt seinen Bericht über die Ansätze einer alternativen Ökonomie in dem Washingtoner Stadtviertel Adam Morgan mit dem Satz: „All das waren Versuche und Initiativen, die auf eine Art begrenzter Autarkie der Community zielten: der Stadtteil sollte für Spekulanten, die Regierung, das Business überhaupt weniger angreifbar werden" (Morris 1978, 245). Morris illustriert damit die zweite Zieldimension der GWA treffend. Vielleicht gerade deshalb, weil die Auseinandersetzungen und Initiativen in Adam Morgan eines der Beispiele von Stadtteilbewegungen darstellt, die aus den von Bewohner/innen entstanden ist und erst im Laufe ihrer Etablierung gemeinwesenarbeiterisch Tätige beschäftigte. GWA geht es um Veränderung. Kritisch-reflexive Ansätze sprechen in diesem Zusammenhang von der Organisation von „Gegenmacht zu(r) Verbesserung von Lebensverhältnissen", wie sie zumindest einige Jahre und punktuell in Adam Morgan realisiert werden konnte (Bitzan/Klöck 1994, 5). Diese Mobilisierung von Gegenmacht mache eine entschlossenere Einmischung „in etablierte Politik- und Planungsbereiche" erforderlich als dies zumeist realisiert werde (ebd.). Konservative und moderierende Ansätze sprechen in diesem Zusammenhang von der „Besserung" oder „Verbesserung" der einzelnen Gemeinwesen (Wendt 1989, 1; Noack 1999, 21; Hinte 2001, 168).
Mit der zweiten Zieldimension der Veränderung wird somit die Frage nach der „Politischen Produktivität von Gemeinwesenarbeit" thematisiert, wie es die Redaktion der Widersprüche formuliert (Redaktion der Widersprüche 1997) oder in den Worten Oelschlägels: die „Kontroverse um politische Wirksamkeit und politische Möglichkeiten der Gemeinwesenarbeit" (Oelschlägel 1983, 183).
Nun könnte mindestens in zweifacher Weise Zweifel an einer Bestimmung von Veränderung im Sinne einer politischen Produktivität oder Wirksamkeit als weiterer Zieldimension der GWA angemeldet werden: Erstens mit Verweis auf die konservativen und reformpädagogischen Konzeptionen im Gegensatz zu den aggressiven Ansätzen (vgl. Müller 1973). Denn Müller hält diesen Perspektiven vor, einem „unausrottbare(n) Kinderglaube(n)" nachzuhängen, „daß ökonomisch verwurzelte Interessensgegensätze dadurch gelöst werden (könnten), daß sich die Konfliktpartner an einen Tisch setzen und unter Vorsitz eines Gemeinwesenarbeiter vernünftig darüber reden" (ebd., 234). Ist die Zieldimension der Veränderung somit nur für aggressive Konzepte zu konstatieren, während anderer Konzepte, wie vor allem im Fall der konservativen Programme ihr Namen auch bereits nahe legt (Bewahrung), als Normalisierungsstrategien zu kategorisieren sind?
Im Anschluss an die vergleichende Studie von Marion Mohrlock, Michaela Neubauer, Rainer Neubauer und Walter Schönfelder ist dieser Einwand mit Bezug auf die konkreten gemeinwesenarbeiterischen Handlungsvollzüge noch um den zweiten Zweifel zu ergänzen (vgl. Mohrlok/Neubauer/Neubauer/Schönfelder 1993). Denn diese Autor/innen weisen darauf hin, dass in ihrem Vergleich von bundesrepublikanischer GWA und US-amerikanischen Varianten des Community Organization deutlich werde, dass „der eindeutige Wille zu 'Social Change‘" in den Konzeptionen des Community Organization sehr viel eher ausgeprägt sei als dies für die GWA feststellbar wäre (ebd., 91). Vor allem im gemeinwesenarbeiterischen Handlungsvollzug „vor Ort" gehe es zumeist eher um „kleine, konkrete Verbesserungen im Alltag von in Obdachlosen- und Neubaugebieten lebenden Menschen" (ebd., 48; vgl. Hinte 2001, 163). Dies erklären die Autor/innen mit der bundesrepublikanischen Tradition, GWA als sozialarbeiterische Methode zu begreifen und mit der „ausgeprägten Verwaltung" und der „klaren Kompetenz- und Aufgabenverteilung" (ebd., 92). Mit Mohrlock et al. könnte man also fragen, ob die Zieldimension der Veränderung - ganz unabhängig von ihrer programmatischen Positionierung, wie sie mit Müller angefragt werden könnte - in den bundesrepublikanischen Zusammenhängen außerhalb theorie-konzeptioneller Debatten jemals eine bemerkenswerte Rolle gespielt habe?
Die katalysatorische Funktionalität gemeinwesenarbeiterischer Konzeptionen und entsprechender Vorgehensweisen, wie sie vor allem den GWA-Entwurf von Murray Ross und daran anschließende Ansätze bis heute prägen, beansprucht keine alternativen Gesellschaftsentwürfe als Orientierungspunkt gemeinwesenarbeiterischen Handelns (vgl. Wendt 1989). Dennoch ist bemerkenswert, dass beispielsweise Franz Flamm in seinem Nachwort zur deutschsprachigen Ausgabe der Gemeinwesenarbeit von Ross auf systematische Grenzen eines solchen Ansatzes aufmerksam macht, indem er bemerkt, dass die Orientierung am ganzen Gemeinwesen einen Perspektivwechsel bedeuten müsse, den dieser Ansatz vernachlässige (Flamm in Ross 1971 [1955]). „Gegenstand der Gemeinwesenarbeit ist jedoch das Gemeinwesen selbst, das jetzt in seiner ganzen Entfaltungskraft auch gegenüber autoritären Ordnungssystemen und Initiativen um des Menschen willen ins Spiel gebracht werden soll" (ebd., 255). Auch Mohrlock et al. wenden gegenüber der in ihrer Studie beobachteten schwachen Veränderungsmotivation gemeinwesenarbeiterischer Vorgehensweisen ein, es müsse gerade um die Notwendigkeit einer „Formulierung des Willens zur Veränderung" gehen (ebd.). Und auch Lesarten, die sich explizit von der in den 1970er Jahren als aggressiv beschriebenen Vorgehensweise absetzen, formulieren einen konzeptionellen „Anspruch auf Veränderung" (Noack 1999, 16).
Insofern kann die zweite Zieldimension der GWA sinnvollerweise als Dimension der Veränderung bestimmt werden. Auch für diese Zieldimension gilt, dass sie zwar von den Beteiligten geteilt wird, zugleich aber höchst umstritten ist, in welcher Weise GWA die angestrebte Veränderung realisieren soll: als „‘Aufhebung' der Isolierung des Menschen" (May 2003), „Verbesserung der Lebensverhältnisse" (Bitzan/Klöck 1994, 5), Öffnung von „Zugänge(n) zu einer gesellschaftlichen Teilhabe" (Rathgeb 2005, 331) oder einer „Ermöglichung von Befreiungsprozessen aus Abhängigkeiten, der Abbau der Blockierung legitimer Ansprüche und die Umwandlung behindernder in begrenzende Machtstrukturen" (Elsen 1998, 274)? Damit liefert auch die Bestimmung der zweiten Zieldimension der GWA keine Antwort auf die Frage, ob aktuell eher ein Verlust oder eine Anerkennung des normativen Gehalts der GWA festzustellen ist. Tautologien, wie sie Krauß formuliert, helfen in diesem Zusammenhang jedenfalls nicht weiter: „(GWA) muss sich zu einem einmischungsfähigen Subjekt im Spiel der kommunalen Interessen entwickeln, damit sie sich in die kommunale Sozialpolitik einmischen kann" (Krauß 2004, 74).
Selbststeuerung
Die GWA arbeite „zielgruppenübergreifend mit der Absicht, die Selbsthilfekräfte und Eigeninitiativen der Bürgerschaft zu aktivieren", schreibt Winfried Noack in seiner Gemeinwesenarbeit (Noack 1999, 14; vgl. Hinte 1998). Das Strukturierungsprinzip Aktivierung der GWA weist somit direkt auf eine dritte Zieldimension hin: die Selbststeuerung der Nutzer/innen. In diesem Sinne formuliert Dieter Oelschlägel: das Arbeitsprinzip GWA schließe „als zentralen Aspekt die Aktivierung der Menschen, mit denen GWA arbeitet, ein; es will sie zu Subjekten politisch aktiven Lernens und Handelns machen" (Oelschlägel 2001, 66). Gemeinwesenarbeit zielt auf die Selbststeuerung von Bevölkerungseinheiten, denn die „Menschen lernen dabei", so Wolfgang Hinte und Fritz Karas, „persönliche Defizite aufzuarbeiten und individuelle Stabilität zu entwickeln" (Hinte/Karas 1978, 30f.).
Zwar bleibt auch diese dritte Zieldimension keineswegs unbeanstandet. So weist Michael May aus einer materialistischen Perspektive darauf hin, dass spontane Selbststeuerung (Selbstregulierung) von planvoller Selbststeuerung (Selbstorganisation) unterschieden werden müsse, um zu verhindern, dass nicht die Über-Engagementbereitschaft einzelner „die der anderen blockiert und doch Erfüllung findet" (ebd.: 26f.). Und Friedhelm Peters machte bereits Anfang der 1980er Jahre darauf aufmerksam, dass Selbststeuerungsforderungen ein zweischneidiges Schwert darstellten, da sie von politisch Verantwortlichen seit diesen Jahren gerne im Zusammenhang von Einsparmaßnahmen auf die Agenda gesetzt würden (vgl. Peters 1983, 27; vgl. Oelschlägel 2001, 69f.). Dennoch postulieren auch May und Peters die Selbststeuerung als notwendigen Zielpunkt erfolgreicher gemeinwesenarbeiterischer Vorgehensweisen: „Die Selbstbestimmung der AdressatInnen - so das Leitprinzip - ist unabdingbar und hat nur dort ihre Grenze, wo andere in ihrer Selbstbestimmung eingeschränkt werden" (May 1997, 26; vgl. Peters 1983, 27).
Somit ist auch hinsichtlich der dritten Zieldimension der Selbststeuerung eine generelle Übereinkunft festzustellen, die allerdings immer noch offen lässt, in welcher Weise die konkrete programmatische Ausrichtung gemeinwesenarbeiterische Handlungsvollzüge realisiert werden sollte.
Ansatzpunkt für eine Reflexive Gemeinwesenarbeit
Die jeweilige programmatische Ausrichtung der GWA ist eine politische Entscheidung. Das heißt, in welcher Weise die rekonstruierten Zieldimensionen im gemeinwesenarbeiterischen Handlungsvollzug gefüllt werden, ist abhängig von den spezifischen Ermöglichungsbedingungen. Und diese sind weder außerhalb der GWA endgültig festgelegt, noch von dieser frei zu gestalten. Allerdings sind sie das Ergebnis permanenter Prozesse der „Definition und Artikulation sozialer Beziehungen" (Dyrberg 1998: 28). Allen Beteiligten stellt sich also die Frage, in welcher Weise sie sich in diese Praktiken der Erzeugung, der Reproduktion und der Transformation sozialer Verhältnisse einmischen, oder noch einmal zugespitzt: in welcher Weise sie politisch agieren. GWA ist eben, um noch einmal Sabine Stövesands treffende Formulierung aufzunehmen, nicht „per se gut, fortschrittlich und nachahmenswert". Sie muss im jeweiligen konkreten Fall verdeutlichen, in welcher Weise sie ihre Zieldimensionen materialisieren will. Gemeinschaftlichkeit versprechen reaktionäre kommunitaristische Ideologien ebenso wie kommunistische Heilsprogramme, Veränderung ist das Credo neoliberaler Strategien wie anarchistischer Staatskritik und Selbststeuerung das Ziel neo-sozialer Umstrukturierungen wie idealistischer Anti-Pädagogiken.
Die aktuell feststellbare Anerkennung und Etablierung der GWA ist nicht als Verlust oder Realisierung „ihres" normativen Gehalts zu fassen, sondern als eine bestimmte programmatische Aufladung der GWA. Die Annahme, zentrale Standards der GWA seien im Rahmen aktueller Stadtentwicklungsprogramme Realität geworden, erweist sich somit ebenso als eine bestimmte politische Haltung, wie die Einschätzung, mit diesem Etablierungsprozess der GWA gehe ihr das emanzipatorische Potenzial verloren. Die Frage ist also, welche Argumente für die Wahl der einen, der anderen oder einer dritten Form der Erzeugung, Reproduktion und Transformation sozialer Verhältnisse rekonstruiert werden können.
In dem dominierenden Stadtentwicklungsprogramm „Soziale Stadt" finden sich die Zieldimensionen der GWA wieder, wenn beispielsweise die Autor/innen der Zwischenevaluierung als Zielsetzung formulieren, es gehe um ein „Netzwerk von Beziehungen, die von wechselseitigem Vertrauen und Anerkennung getragen sind" (Gemeinschaftlichkeit) (40) und „neuer Formen der Selbstorganisation" (Selbststeuerung) (29). Auch die Zieldimension Veränderung ist wieder zu finden, wenn man sich das Vorwort des zuständigen Fachministers Manfred Stolpe vor Augen führt. Dort heißt es, das „Entstehen eine(r) neuen 'Philosophie' gebietsbezogenen und ganzheitlichen Verwaltungshandeln" sei nachzuweisen (5). Doch gleichzeitig sind spezifische politische Implikationen mit diesen Programmen verbunden, wenn der zitierte Fachminister in seinem Vorwort des Programmbegleitungsberichts schreibt: Die „bisherigen Erfahrungen (führen) zu dem Ergebnis, dass eine Fortführung der aktiven Unterstützung schwieriger Stadtteile notwendig ist". Oder einige Zeilen weiter der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder mit den Worten zitiert wird, die identifizierten Stadtteile seien „Laboratorien für neue Formen der sozialen Integration' (...) und müssten deshalb bei dieser 'schwierigen und für unsere Gesellschaft so wichtigen Integrationsarbeit" unterstützt werden (Deutsches Institut für Urbanistik 2004: 5ff.). Stadtteile werden hier zugleich als „Orte der Desintegration" und als „Stätten der Heilung" beschrieben (Duyvendak 2004: 158ff.). Sozialkartographisch werden bestimmte Quartiere zuerst als „desintegriert" identifiziert (vgl. Kessl 2005²), um dann durch die Mobilisierung brachliegender Ressourcen der Bewohnerinnen und Bewohner in „heilende Stätten" verwandelt zu werden (vgl. Kessl/Otto 2003). Manifestations- und Lösungsebene von sozialen Problemen fallen damit in eins. Damit wird allerdings nicht nur eine wenig überzeugende Argumentationsweise angesichts der „neuen Klassengesellschaft" gewählt, innerhalb derer sich die Relationen zwischen den verschiedenen Milieus hinsichtlich sozialer Teilhabemöglichkeiten erneut zuspitzen und damit Strategien der Verortung sozialer Benachteiligung eher dazu führen, die Betroffenen auf ihren sozialen Status festzulegen (Einschließung) anstatt die Hierarchisierung des sozialen Raums aufzuweichen (Aufschließung) (vgl. Herkommer 2005; Vester/Oertzen/Geiling/Herman/Müller 2001). Derartige Argumentationen bergen noch andere politische Konsequenzen, denn mit ihnen kann der „Rest der Gesellschaft" aus der Verantwortung für eine Lösung dieser sozialen Probleme entlassen werden. Dementsprechend wird der Mitinitiator von „Soziale Stadt", Rolf-Peter Löhr, in einem Nachrichtenmagazin Ende 2002 mit den Worten zitiert: „In den Problemgebieten spürt man, welche Kultur der Abhängigkeit der Sozialstaat geschaffen hat. Dort leben manche Leute schon in der dritten Generation von Sozialhilfe - dort herrscht Sozialhilfeadel - die wissen gar nicht mehr, wie das ist, morgens aufstehen, sich rasieren, vernünftig anziehen und zur Arbeit fahren" (Stern vom 07.11.2002). Diesen Menschen müsse daher mit einem „gewissen Zwang" beigebracht werden, Lebensgestaltungverantwortung zu übernehmen, indem ihnen die Kosten ihres Tuns vor Augen geführt werden. Oder in den Worten von Karl-Josef Laumann, die er in einem Thesenpapier für die Bundestagsfraktion von Christlich Demokratischer Union und Christlich Sozialer Union zur Reform der Arbeitslosen- und Sozialhilfe 2001 formulierte: Nur noch der habe einen „ungeschmälerten Anspruch auf Hilfe (...), der nachweist, dass er entweder arbeitet, eine gemeinnützige Tätigkeit verrichtet, sich qualifiziert oder aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeitsfähig ist".
Sollte gegenüber derartigen politischen Strategien, in deren Arme sich die GWA zu begeben scheint, wenn sie sich in der aktuellen Anerkennung und Etablierung weidet, somit eine andere, alternative, programmatische Eindeutigkeit formuliert werden? Denn deuten diese neo-sozialen Territorialisierungs- und Aktivierungsstrategien nicht genau darauf hin, dass „der Mensch als Ganzes (...) ausgetrieben, zerlegt, modularisiert und segmentiert, auf sein Eigeninteresse und Funktionalität reduziert" werde, wie Ronald Lutz als Ausgangspunkt einer befreienden Sozialen Arbeit diagnostiziert (Lutz 2005)? Braucht es also nicht gerade der „kooperativen und selbstorganisierten Formen", in denen sich die Menschen, so Susanne Elsen, „sozialproduktiv zusammentun (müssen), um ihre Existenz zu sichern", weil sie für die „entgrenzte Ökonomie entbehrlich geworden sind" (Elsen 1998, 54)?
Diese Hoffnung auf Eindeutigkeit kann ebensowenig überzeugen, wie die neo-sozialen Eindeutigkeitsversprechen. Die Akteure im Feld der GWA müssen sich vielmehr den „faktischen Ungewissheiten" des Sozialen stellen. Weder die scheinbaren Eindeutigkeiten neo-sozialer Programme, wie sie die aktuelle Stadtentwicklung versprechen, noch das Programm einer befreienden GWA wird sie aus diesem Dilemma herausführen können - so lange sie den Anspruch verfolgt als professionelle Instanz des wohlfahrtsstaatlichen Arrangements zu agieren. Hegemonietheoretische wie diskursanalytische Analysen haben in den letzten Jahren allzu deutlich gemacht, das weder eine Substantialisierung der Akteure - sei es in Form individueller („echtes Individuum") oder kollektiver Subjekte („revolutionäre Klasse", „Volk") - noch eine Substantialisierung sozialer Prozesse - seien sie als „Globalisierung", „Entgrenzung" oder „Entfremdung" charakterisiert - überzeugen können. Notwendig ist vielmehr deren streng relationale Rekonstruktion und eine entsprechend achtsame Praxis Sozialer Arbeit - nicht nur im Feld der GWA (vgl. Kessl 2005).
Beschreibbar sind solche Konzeptionen am besten in Form von Modellen einer Reflexiven Sozialen Arbeit bzw. im hier gewählten Fall einer Reflexiven Gemeinwesenarbeit. Reflexiv wäre eine solche Gemeinwesenarbeit, weil „das Gemeinwesenarbeiterische" immer wieder und nur als das entstehen kann, was wir erst noch kennenlernen müssen, um eine Formulierung von Judith Butler sozialpädagogisch zu übersetzen (vgl. Butler 2005, 68): die historisch-spezifische Bestimmung des Sozialen. Damit wird auch semantisch deutlich, dass eine Reflexive Gemeinwesenarbeit auf den einzigen Bestimmungskern Sozialer Arbeit selbst verweisen müsste: das Soziale. Das Soziale ist allerdings keine eindeutige normative Konzeption, sondern das jeweilige historisch-spezifische Ergebnis kollektiver Vereinbarungen, wie es sich in Mitteleuropa seit dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts im Deutschen Bund und anschließend im Deutschen Reich als „sozialpolitische Programmierung" ausgebildet hat (Kessl/Krasmann 2005). Institutionelle Ausprägung erfuhr diese spezifische Regierung des Sozialen in den (teil)kollektiven sozialen Sicherungssystemen (Sozialversicherung) und den pädagogischen Normalisierungsinstanzen (Schule, Soziale Arbeit). Dieses wohlfahrtsstaatliche Arrangement fixierte bestimmte Freiheitsrechte und damit verbunden ein bestimmtes Maß sozialer Sicherung. Dieses Arrangement ermöglichte auch die Etablierung der GWA. Seit Mitte der 1970er Jahre und in verstärktem Maße seit den 1990er Jahren wird das wohlfahrtsstaatliche Arrangement in Frage gestellt. Den Unbestimmtheiten der damit verbundenen politischen Kämpfe sollte sich eine Reflexive Gemeinwesenarbeit stellen anstatt ihrer gesellschaftlichen Etablierung im Rahmen hegemonialer Strategien oder einer neuen normativen Eindeutigkeit nachzujagen.
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Fussnote
[1] An anderer Stelle wurden diese zentralen Strukturierungsprinzipien der Gemeinwesenarbeit rekonstruiert (vgl. Kessl 20052). Allerdings wurden damals Territorialisierung, Institutionalisierung und Selbststeuerung als die drei bestimmenden Strukturierungsprinzipien benannt. Letzteres hat sich angesichts der nun vorgenommenen Differenzierung von Strukturierungsprinzipien und Zieldimensionen inzwischen als ungenaue Bestimmung herausgestellt. Denn Selbststeuerung stellt eine Zieldimension dar, das entsprechende Strukturierungsprinzip lautet: Aktivierung (vgl. ausführlich Kessl 20051).
Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Genehmigung des Paulo Freire Verlages, Oldenburg. Der Text wurde dort unter folgender Quellenangabe veröffentlicht:
Kessl, Fabian (2005): Anerkannt und angepasst? Zur programmatischen Bestimmung der Gemeinwesenarbeit. In: Lutz, Ronald (Hg.): Befreiende Sozialarbeit. Skizzen einer Vision. Paulo Freire Verlag, Oldenburg. Reihe: Dialog und Diskurs - Zur Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit, Bd. 9, ISBN 978-3-86585-409-4, 29,90 €.
Zitiervorschlag
Fabian Kessl (2011): Anerkannt und angepasst? Zur programmatischen Bestimmung der Gemeinwesenarbeit. In: sozialraum.de (3) Ausgabe 1/2011. URL: https://www.sozialraum.de/anerkannt-und-angepasst.php, Datum des Zugriffs: 21.12.2024