Gemeinwesenarbeit und die Gestaltung von Sozialräumen – Anmerkungen zur Krise tradierter Einheiten der Sozialen Arbeit

Christian Reutlinger

Im Fokus des vorliegenden Beitrags steht die kritisch-reflexive Vergewisserung zu den Einheiten, auf welche sich Gemeinwesenarbeit bezieht, indem in einem historischen Rückblick deren Entstehungszusammenhang und Entwicklung nachgezeichnet wird. Dabei wird deutlich, dass sich „das Gemeinwesen“ als territorial gebundene Einheit angesichts aktueller wirtschaftlicher, technologischer aber auch sozialer Entwicklungen in der Krise befindet. Eine Arbeit an Sozialräumen, d.h. die Gestaltung (zukünftiger) sozialer Zusammenhänge (Bourdieu 1997, S. 160; Kessl/Reutlinger 2011, S. 14), wird dadurch immer weniger möglich. Gemeinwesenarbeit müsste, will sie weiterhin ihrem vergemeinschaftlichendem, wie auch vergesellschaftlichendem Anspruch genügen, sich erneut die Frage stellen, auf welche Einheiten sie sich beziehen kann und soll. In den folgenden Anmerkungen wird ein entsprechendes Orientierungs- bzw. Verortungs-Angebot unterbreitet.

Gemeinwesenarbeit als undurchsichtiger Verdeckungszusammenhang

Gemeinwesenarbeit (kurz GWA) lässt sich in Anbetracht der Vielschichtigkeit, mit welcher sich AutorInnen bisher aus ganz unterschiedlichen praktischen und theoretischen Kontexten diesem Begriffs- und Arbeitsfeld genähert haben, mit der Metapher eines Deckmantels fassen: An der Oberfläche vermag dieses Begriffs- und Arbeitsfeld eine Einheit zu vermitteln, wie in aktuellen Systematisierungen deutlich wird (vgl. Oelschlägel 2007). Das heterogene Durcheinander unterschiedlicher Strategien, Handlungsansätze, theoretischer oder methodischer Ansatzpunkte insbesondere aus der Sozialen Arbeit macht sich jedoch erst beim Blick in die Tiefe auf und bleibt auf der Begriffsebene verdeckt. Dies ist u.a. bedingt durch gegensätzliche Ideologien und Schulen. Nähert man sich dem Begriffs- und Arbeitsfeld erst mal an der scheinbar einheitlichen Oberfläche an, so lässt sich im deutschsprachigen Raum mittlerweile eine über sechzigjährige Geschichte nachzeichnen (vgl. Oelschlägel 2000). Diese spezifische Geschichtsschreibung der GWA in Deutschland (vgl. Müller 1971, Boulet/Kraus/Oelschlägel 1980, Wendt 1989) wird bis heute immer wieder von neuem reproduziert. Sie dient als identitätsstiftendes Element zur eigenen Verortung im bundesdeutschen Diskurs zur Sozialen Arbeit – ihre spezifische Ausprägung im Vergleich zu internationalen Entwicklungen wird jedoch ebenso wenig thematisiert wie die unterschiedlichen Traditionen einen Gesamtansatz verfolgen. Zu erwähnen wären hier vor allem die aktuellen Diskussionen um „community development“ (vgl. Ife 2006), „desarrollo comunitario“ im spanischsprachigen Raum (vgl. Marchioni 2004, 2007; Villasante 2002; Fals Borda 1991) oder „animation socioculturelle“ im Frankofonen (Gillet 1998).

Abbild der Geschichte von GWA

Zu Beginn – so erzählt diese Geschichte der GWA im deutschen Sprachraum – wurden gemeinwesenarbeitsbezogene Ansätze und Erfahrungen aus Ländern, vornehmlich aus den USA (community development, community organisaton vgl. Ross 1971) und den Niederlanden (opbouwwerk vgl. Boer/Utermann 1970) mit ganz anderen politischen und sozialen Traditionen unhinterfragt importiert und implementiert. Aus dem (zwangsmäßigen) Scheitern und der Ernüchterung setzten Bemühungen zur Konzeptionalisierung und Systematisierung einer deutschsprachigen GWA ein. Abgesehen von einigen Ausnahmen (vgl. Heimgartner 2005) hat in Österreich und der Schweiz die historische Aufarbeitung der eigenständigen GWA-Traditionen bislang kaum stattgefunden.

Ihm Rahmen Sozialer Bewegungen schien in den späten 1960er und 1970er Jahren die Zeit reif für Gemeinwesenarbeit – jedoch zielten die Bemühungen damals in ganz unterschiedliche Richtungen (siehe Karas/Hinte 1989):

Kurz: GWA wurde zu einem undifferenziert benutzten und schwammigen Begriff – gleichzeitig schien es so, wie wenn Kommunen Projekte der GWA ignorierten oder gar bekämpften. GWA Projekte wurden (zu) kurzzeitig angelegt, oder von freien Trägern wohlfahrtsstaatlich funktionalisiert. Das Resultat: die GWA fristete meist ein „Randgruppendasein“ (Hinte 2007, S. 24).

Dies führte Anfang der 1980er Jahre zum einen dazu, dass Gemeinwesenarbeit wegen „Aufständigkeit, Eigenbrötelei und Profilreurose, methodischen Schwächen und theoretischer Schwindsucht und finanzieller Auszehrung und politischer Disziplinierung“ totgesagt wurde (vgl. Müller 1988, S. 131). Zum anderen wurde versucht, GWA mittels diverser begrifflicher Umwege unter anderen Etiketten, wie bspw. als „Stadtteilbezogene Soziale Arbeit“ (vgl. Hinte/Metzger-Pregizer/Springer 1982; ISSAB 1989), weiterleben zu lassen. Insbesondere die Entwicklung weg von der Gemeinwesenarbeit als „dritte Methode“ (neben Einzelfallhilfe und sozialer Gruppenarbeit) hin zu einem Querschnittsthema Soziale Arbeit schien ein Ausweg aus der „Krise der GWA“ zu sein. Dieser Perspektivenwechsel wurde unter der „GWA als Arbeitsprinzip“ oder „Gemeinwesenorientierung“ propagiert (vgl. Oelschlägel 1978). Dieser pragmatisch-euphorischen Sichtweise eher kritisch eingestellte Autoren sahen dadurch „[den][die] gemeinwesenarbeiterisch inspirierten Ansätze[n]“ einerseits, mangels einer Lobby in Politik und Wissenschaft, durch einen frühzeitigen „Abstieg in die sozialarbeiterische ‚Kreisklasse’“ bedroht (Hinte 2002, S. 539). Andererseits sah man in der begrifflichen „Engführung der GWA“ auf eine ‚professionelle Tätigkeit sozialer Berufe’ und das große „Wort von der ‚GWA als Arbeitsprinzip sozialer Arbeit’“ eine Irreführung, die zur „Umklammerung [der GWA] durch die Sozialarbeit“ beitrug (Klöck 1994, S. 136).

Diese „wilden Zeiten“ (Hinte 1986; Heiner 1994, S. 90) scheinen heute vermeintlich überwunden zu sein. Es ist gelungen, GWA aus der Ecke linker und klassenkämpferischer sozialer Bewegungen herauszuholen und vom „Reizwort, welches Unruhe, Konflikt impliziere“ (WIDERSPRÜCHE 1997, S. 6) zu befreien. Im Zuge der aktuellen „räumlichen Wende“ in der Sozialen Arbeit (vgl. Reutlinger 2008; Werlen/Reutlinger 2005) gelten gemeinwesenarbeiterische Arbeitsprinzipien und Methoden heute sogar als salonfähig und werden in politischen Programmen, wie beispielsweise dem deutschen Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ aufgenommen und zur (Re)Aktivierung von „Sozial benachteiligten Stadtteilen“ oder „Überforderten Nachbarschaften“ eingesetzt und landauf, landab etabliert (vgl. IfS 2004; Krummacher u.a. 2003). Meistens geschieht dies in Verbindung mit dem Konstrukt „Sozialer Raum“, indem die „sozialraumorientierte Soziale Arbeit“ als nächstes Kapitel in der Geschichte der GWA gesehen wird (vgl. Hinte 2007).

Aus einer Innenperspektive haben sich die Durststrecke im Zuge sozialpädagogischer Fokussierung auf das in der Regel erwachsene Individuum in den 1980er Jahren, aber auch die Marginalisierungs- und Ausgrenzungserfahrungen und die damit verbundene Beharrlichkeit für die Sache (systematische Beschäftigung mit der stadtteilbezogenen GWA) gelohnt (vgl. Hinte 2002, S. 538f.): Gemeinwesenarbeit scheint unter den heutigen gesellschaftlichen Bedingungen wieder zu erstarken, ja aktueller denn je zu sein oder bildlicher „die Saat geht auf“ (Gillich 2002, S. 7). Mit dieser Anleihe aus der Landwirtschaft wird eine bestimmte Innenperspektive, die von einer direkten und ungebrochenen Entwicklungslinie von der Gemeinwesenarbeit über die Stadtteilbezogene Soziale Arbeit zum Quartiermanagement zieht, treffend abgebildet. Andere ExponentInnen innerhalb des Begriffs- und Arbeitsfeldes GWA würden dieser Sichtweise vehement widersprechen (vgl. Bitzan u.a. 2005). In Anbetracht der bisherigen turbulenten Geschichte kommt die aktuelle Renaissance jedoch verdächtig harmonisch daher. Dabei wird von einem unterkomplexen Verständnis vom Sozialen Raum als benachteiligtes Quartier oder Stadtteil ausgegangen, was – wie später genauer ausgeführt – zur Gefahr der „Verdinglichung des Sozialraums“ (Reutlinger 2005) oder „Territorialisierung des Sozialen“ (Kessl/Otto 2007) führt. Soziale Arbeit droht die Rolle einer „Exklusionsmanagerin“ zugeteilt zu erhalten (Kessl/Otto/Ziegler 2005, S. 195). Sie ist heute nicht mehr automatisch Grenzarbeiterin und Vermittlerin zwischen „drinnen“ und „draußen“ bedingt durch das „doppelte Mandat“ zwischen Arbeitgeber und „Anwalt der Betroffenen“ und ihrer Interessen (beschrieben als Dilemma des Gemeinwesenarbeiters vgl. Müller 1973, 2; 217), sondern durch die „ahistorische[n] und kontextunsensible[n] Ausrichtung ihres Tuns an Konsens und Versöhnung“ (Kessl i.E.) könnte sie zur „sozialraumorientierten Aktivierungsinstanz und Exekutivorgan einer neo-sozialen Gouvernementalität“ werden (Otto/Ziegler 2004b, S. 284; Abeling/Ziegler 2004, S. 284).

Nüchtern betrachtet stellt sich die Frage, weshalb genau heute Inhalte und Prinzipien der Gemeinwesenarbeit wieder aufgenommen werden, und dies mittlerweile nicht mehr nur in der Sozialen Arbeit, sondern auch in anderen Disziplinen, insbesondere in integrierten Konzepten der Stadt(teil)entwicklung (vgl. kritisch Hinte 2002), der Sozialplanung, oder Kultur- und Bildungsarbeit. Weiter beginnen sich unterschiedlichste Handlungsfelder der Sozialen Arbeit, wie beispielsweise die integrierten und flexiblen Erziehungshilfen (Wolff 2000), die sozialraumorientierte Jugendarbeit (Deinet 2005) oder stadtteilbezogene sozialpädagogische Beratungsangebote (Langhangky et al. 2005) mit gemeinarbeiterischen Charakteristika zu durchziehen. Wieso wird heute Gemeinwesenarbeit im Sinne von „Reformen von Oben“ (Politik und Verwaltung) propagiert und nicht mehr im Sinne eines Widerstandes Sozialer Bewegungen von „unten“ (Alisky 1973, Müller/Nimmermann 1971)? Hat man die besseren Argumente eingesehen? Ist heute die Zeit für GWA endgültig reif? Die mit der Beantwortung solcher Fragen verbundene selbstkritische Vergewisserung im Sinne einer gesellschaftlichen, örtlichen und zeitlichen Kontextualisierung findet in der Regel nicht statt – am wenigsten von den Exponenten der 1970er Jahre Diskussion. Dieses „Fehlen jedes historischen Begreifens“ bzw. das „Fehlen eines gesellschaftstheoretischen Bezugsrahmens“ scheint eine Grundeigenschaft von Gemeinwesenarbeit zu sein, was Jaak Boulet, Jürgen Krauss und Dieter Oelschlägel, die drei Autoren des GWA-Klassikers schon Anfang der 1980er als Fazit ihrer Analyse der GWA-Entwicklung in Deutschland festhielten (Boulet/Krauss/Oelschlägel 1980, S. 6; S. 58). Sie folgern, dass „ein einheitlicher Überblick über die Entwicklung der Gemeinwesenarbeit in den 70er Jahren nicht möglich ist“ und dass es deshalb die Gemeinwesenarbeit nicht gäbe (ebd).

Gemeinwesenarbeit als Arbeit am Sozialen Raum

Soll Gemeinwesenarbeit dennoch als zentraler Zugang der Sozialen Arbeit beschrieben werden, wie dies das Anliegen des vorliegenden Beitrags ist, soll – um das Bild wieder aufzunehmen – der Blick unter den Deckmantel gerichtet werden, d.h. das Begriffs- und Arbeitsfeld GWA in seiner Tiefe ausgelotet werden. Damit stellt sich für den Aufriss des hier gewählten Zugangs zum Thema die zentrale Frage, ob Hauptlinien durch dieses Feld gelegt werden können, um sowohl zentrale Eigenschaften, als auch immanente Dilemmata gleichermaßen beleuchten zu können.

Durch die spezifische Geschichte der GWA in Deutschland als Import von Konzepten, die institutionelle Einbettung der Sozialen Arbeit in den Wohlfahrtsstaatlichen Kontext (GWA als „dritte Methode“) sowie die sozialpolitische Entwicklung wurden ganz bestimmte Einheiten relevant: Gemeinwesenarbeit bezieht sich – seit ihren Anfängen – auf ein festumrissenes Arbeitsgebiet „etwa auf einen Ortsbereich, auf eine Personengruppe oder Altersschicht, oder auf einen ausgewählten Notstand“ (Kraus 1951, S. 186). Oder allgemeiner, das Gemeinwesen wird als territoriale, kategoriale und/oder funktionale Einheit gefasst. Über diese Einheiten werden für die Soziale Arbeit Handlungssicherheiten vermittelt. Entsprechend zentral und über die Ansätze von Gemeinwesenarbeit hinweg ist die Gewichtung der über-individuellen Ebene. Dabei wird der Blick nicht auf eine therapeutisierende oder pädagogisierende Sichtweise und die Frage der Arbeit am (oder mit dem) Individuum gerichtet. Vielmehr steht die Perspektive im Zentrum, wie meist erwachsene Individuen (selten andere Altersgruppen) in der Gruppe oder Gemeinschaft (selten Gesellschaft) handeln, wie sie ihre Bedürfnisse und Interessen artikulieren können, sich beteiligen (lassen) und darüber die Selbstorganisation gefördert wird und wie sie dadurch ihre (meist benachteiligenden) Lebensbedingungen verbessern können. In diesem Zusammenhang gilt es auch zu Fragen, wie die damit verbundenen Prozesse professionell begleitet, mobilisiert und aktiviert werden können ohne dabei die Eigenständigkeit zu unterbinden oder diese gar negativ zu beeinflussen. Eng verbunden mit diesem Zugang sind die (Un-)Möglichkeiten der „sozialen Positionierungen und damit verbundener ungleicher Macht- und Herrschaftspositionen, die häufig zu Ungunsten der direkten Nutzerinnen sozialpädagogischer Angebote verteilt sind“ (Kessl i.E.). In den Fokus rücken die spezifischen historischen und kontextuellen Bedingungen von (professionell begleiteten) Vergemeinschaftungs- und Vergesellschaftunsprozessen von in der Regel benachteiligten Adressatengruppen. Damit stehen die in einem spezifischen historischen Moment wirkenden gesellschaftlichen Verhältnisse und die damit verbundenen sozialen Phänomene und Prozesse im Vordergrund. Es gilt diese im Sinne Pierre Bourdieus (1997) als Soziale Räume oder Soziale Felder zu fassen, welche „durch die wechselseitige Ausschließung (oder Unterscheidung) der [sie] bildenden Positionen[en], d. h. als Aneinanderreihung von sozialen Positionen“ definiert werden (ebd.: S. 160). Damit kann Gemeinwesenarbeit als eine spezifische Perspektive der Arbeit am Sozialen Raum bzw. der Arbeit an Sozialen Räumen definiert werden.

Unter den gesellschaftlichen Verhältnissen der industriekapitalistischen Arbeitsgesellschaft und der damit zusammenhängenden „Ordnung des Räumlichen“ (Kessl/Reutlinger 2011) hatten die tradierten Einheiten (territorial, funktional und/oder kategorial) ihre Gültigkeit. Darüber wurden Soziale Räume – mehr oder weniger gut – bearbeitbar, indem „in den Wohnquartieren die politischen Widersprüche“ aufgedeckt und „Räume für die Menschen und ihre Konflikte“ geschaffen wurden, um „sie so zu stärken, dass sie selbst ihre Rechte und soziale Sicherungen einklagen“ konnten (Böhnisch/Schröer 2002, S. 50). Die heutigen gesellschaftlichen Prozesse im Rahmen des radikalen Strukturwandels der kapitalistischen Arbeitsgesellschaft führen jedoch dazu – so die hinterlegte These – dass die aktuellen sozialen Bruchlinien quer zu diesen tradierten Einheiten verlaufen. Heute vermögen diese klassischen Einheiten der Gemeinwesenarbeit nicht länger politische Handlungszusammenhänge herzustellen, „in denen sich die Menschen ihre Umwelt und ihre Geschichte aneignen können und somit an bewusster, kollektiver Bestimmung und Veränderungen ihrer Lebensbedingungen teilnehmen“ können (Boulet/Krauss/Oelschlägel 1980, S. 202f.). Vielmehr besteht die Gefahr, dass die aktuellen Bewältigungsleistungen benachteiligter Gruppen in der Unsichtbarkeit zu versinken drohen bzw. dass die aktuellen gesellschaftlichen Randbereiche (die eben nicht mit den tradierten Grenzziehungen korrespondieren) weiter ausgegrenzt werden (vgl. Reutlinger 2003).

Die Vorläufer der Gemeinwesenarbeit und ihre Einheiten: die Verquickung von Sozialen Prozessen und Territorium in der Schweren Moderne

Im Rahmen der erwähnten GWA-Geschichtsschreibung werden die Traditionslinien der Gemeinwesenarbeit auf die Settlementarbeit in England und den USA (Barnetts; Addams) Ende 19. Jhdts., die Soziale Arbeitsgemeinschaft Berlin-Ost (Siegmund-Schultze) sowie die Konzeptionen zu einer sozialistischen Lebensgestaltung (Mennicke) zurückgeführt (vgl. bspw. Boulet/Krauss/Oelschlägel 1980; Mohrlock 1993). In welchem Verhältnis standen unter den damaligen gesellschaftlichen Bedingungen sozialräumliche Prozesse und sozialarbeiterische Reaktionen zueinander und welche handlungsleitenden Einheiten gingen daraus hervor? „Die soziale Frage dieser Zeit war die Arbeiterfrage“ (Oelschlägel 2005, S. 655) pointiert Dieter Oelschlägel für die Vorläufer der GWA. Dies bedeutet, dass sich die von der massiven Industrialisierung ausgelöste soziale Situation in den Arbeiterquartieren bzw. der sich da vorfindbaren Lebensbedingungen manifestierte bzw. dadurch die Massierung sozialer Problemlagen (Massenverelendung) sichtbar wurde. Deshalb gingen (zogen) junge AkademikerInnen und StudentInnen dorthin, wo die ArbeiterInnen wohnten. „Den Weg zur Lösung der sozialen Probleme sahen die Settlement-BewohnerInnen vor allem in der Weckung der Selbsthilfekräfte der Menschen, die viele Talente und Fähigkeiten besaßen, denen aber der Rahmen zu ihrer Entwicklung fehlte“ (Mohrlock u.a. 1993, S. 24). Indem die Settlement-BewohnerInnen in große Häuser in den Slums zogen, dort lebten und mit den StadtteilbewohnerInnen arbeiteten, wurde ein entsprechender Rahmen, eine handlungsleitende Einheit, geschaffen. Aus diesem gemeinschaftlichen Raum heraus war es möglich sich für Kinder- und Jugendschutz, die Rechte von Frauen am Arbeitsplatz sowie für die Verbesserung in der Sozialgesetzgebung auf lokaler, bundesstaatlicher und nationaler Ebene einzusetzen (vgl. Cox/Garvin 1974), da sich soziale Prozesse und die territoriale Welt entsprachen: Die räumliche und soziale Welt war durch die industriekapitalistische Arbeitsgesellschaft geprägt. „Mit der sich entfaltenden industriellen Produktion wird die räumliche Organisation des gesellschaftlichen Lebens von den Gesetzmäßigkeiten des kapitalistischen Akkumulationsregimes erfasst“ (Läpple 1978, S. 29). Es war eine Welt der Expansion, der territorial fixierten und sichtbaren Grenzen, der Besetzung des Territoriums, kurz der Eroberung des (territorialen) Raumes und seine Durchdringung mit der industriekapitalistischen Logik. Mit den Worten von Zygmunt Bauman (2000) lässt sich die dahinter liegende historische Epoche als „schwere Moderne“ charakterisieren. „Das war die Ära der Werkzeuge, der Hardware, die Epoche der immer größeren und unhandlicheren Maschinen, der immer größer werdenden Fabriken, mit immer größeren Mengen an Arbeitskräften, der wuchtigen Eisenbahnen und gigantischen Ozeandampfer. Das Hauptziel war die Eroberung des Raumes – so viel man kriegen und halten konnte, eingezäunt und mit Schildern versehen: „Durchgang verboten“. Raum, Grund und Boden waren zentrale Obsessionen der Moderne, das Streben nach ihrem Erwerb geradezu zwanghaft – und die Bewachung der Grenzen entwickelte sich zur allgegenwärtigen, sich immer weiter verbreitenden Sucht“ (Bauman 2000, S. 138).

In der Schweren Moderne waren die sozialen Prozesse (die „soziale Frage“ bzw. „Arbeiterfrage“), so die Logik, an einen bestimmten Ort (siehe beispielsweise „street corner society“ von Whyte 1949), an ein bestimmtes Territorium (siehe beispielsweise „gangland“ von Thrasher 1963 [1927]) und an einem bestimmten Stadtteil (beispielsweise „Little Italy“) gebunden. In der industriekapitalistischen Stadt mit den klaren Strukturen waren die einzelnen Orte und die über Handlungen konstituierten Räume klar voneinander getrennt. Als eindrückliches Beispiel sind die Überlegungen zu den vier Grundbedürfnissen (‚foncions d’Être’) „Wohnen“, Erholung“, „Arbeit“ und „Verkehr“ von Le Corbusier zu erwähnen (vgl. 1988 [1942]). Die Reduktion des Sozialen Raums auf die territoriale Welt ist nachvollziehbar. Dieses Zusammenspiel wurde insbesondere in Chicago mit den großen Migrationsströmen und den damit zusammenhängenden sozialen Problemen studiert (vgl. Burgess 1967). Hier entstanden auch wichtige Ansätze der Settlement-Bewegung.

Durch die Analyse des Territoriums konnten die sozialen Prozesse, die die soziale und räumliche Welt ordneten abgelesen werden. Die Territorien und gesellschaftlichen „Räume“ machen an und für sich, sowie in ihrem gegenseitigen Verhältnis, im industriellen Produktionsprozess Sinn (vgl. Reutlinger 2001). Durch die Systemintegration über Erwerbsarbeit in den Erwerbsarbeitsprozess war ein integrativer Rahmen für tendenziell alle Mitglieder gegeben. So wird es als möglich erachtet, „all die Dinge, die wir normalerweise als sozial bezeichnen, schließlich in den Begriffen von Raum und Positionsveränderung […] zu fassen und zu beschreiben“ (Park 1974, S. 96). Ein solches Raumverständnis, welches sich auf Gegenständliches und/oder eine Ausgedehntheit von Objekten beruft, wird chorisch bezeichnet (chora = Raum der Erdoberfläche, vgl. Günzel 2005). „Zugrundegelegt wird ein dreidimensionales Raumverständnis, wonach der Raum über Länge, Breite und Höhe sowie einem Koordinatennullpunkt, in dem sich die drei Achsen überschneiden, zu erfassen ist. Mit dieser gebräuchlichen Definition von Raum – Länge mal Breite mal Höhe – können wir Entfernungen, Körpergrößen und Abstände messen“ (Ahrens 2001, S. 8f.).

Diese Vorstellung von Raum als dreidimensionalem Gebilde (Behälter) verbunden mit der spezifischen Verquickung von Territorium (physisch-materielle Welt) als Abbild des Sozialen Raums (soziale Welt) wurde von deutschsprachigen Ansätzen der Gemeinwesenarbeit übernommen (vgl. kritisch Peters 1983, S. 13) und daran orientieren sie sich heute noch, was in den nächsten Abschnitten aufgezeigt wird.

Die Einheiten im Boom der Gemeinwesenarbeit Ende 1960er bis Mitte 1970er Jahre: Festhalten an der territorialen, funktionalen und kategorialen Logik industriekapitalistischer Arbeitsgesellschaft

Ausgangspunkt des eigentlichen Booms der Gemeinwesenarbeit Ende der 1960er bis Mitte der 1970er Jahre waren soziale Probleme wie Obdachlosigkeit, Neubau- und Sanierungsgebiete ohne gewachsene nachbarschaftliche Struktur bzw. genügende infrastrukturelle Ausstattung, Zurückschrauben von sozialpolitischen Maßnahmen sowie die Entfremdung und zunehmende Entfernung der Menschen von den Schaltstellen der Macht. Das heißt soziale Probleme im Zusammenhang mit der massiven wirtschaftlichen Entwicklung in der Nachkriegszeit (Wirtschaftswunder), von welchen Erwachsene aus dieser Perspektive am stärksten betroffen waren. Diese wollte die GWA bekämpfen (vgl. Boulet/Krauss/Oelschlägel 1980, S. 1). Indem die GWA ihren Aktionsraum in problematisch identifizierten Stadtteilen (symbolischen und/oder geographischen Randlagen) sah, wo sich vorfindbare und sichtbare Folgen gesellschaftlicher Modernisierung als gesellschaftliche Ungleichheit, Unterprivilegierung, Ausgrenzung und ökonomische bzw. soziale und psychische Not manifestierten und wo sich lohnabhängige und sozial belastete Bevölkerungsgruppen konzentrierten (vgl. Müller 1973), übernahm sie die aufgezeigte territoriale Logik der Industriekapitalistischen Moderne: „Im allgemeinen Rezeptions- und Sprachgebrauch wird Gemeinwesen zunächst [...] als territoriale Einheit, als Stadtviertel [Nachbarschaft, Gemeinde, Wohnblock, Straßenzug oder auch ein ganzes Stadtgebiet] verstanden“ (Boulet/Krauss/Oelschlägel 1980, S. 153), welche bestimmte Lebensbedingungen für seine BewohnerInnen vorgibt. „Denn im Stadtteil kreuzen sich politische, ökonomische und ökologische Stränge, die in ihrer Verflochtenheit nur schwer durchschaubar, deren Folgen jedoch immer sehr konkret und anschaulich sind. Dort zeigt sich die Not arbeitsloser Jugendlicher, die sich weiter verschlechternde Lage einer kinderfeindlichen Gestaltung der Wohnumwelt oder die Auswüchse nationalistischer Tendenzen im Umgang mit Ausländern. All dies muss auch hier bearbeitet werden, wenn auch die Grenzen des Ansatzes dabei auf der Hand liegen: über-lokale Entstehungszusammenhänge entziehen sich – entgegen hehrer Illusionen einiger GWA-Traditionalististen – auch weiterhin der organisierten Macht kleiner Bewohnergruppierungen“ (Hinte/Karas 1989, S. 34). Im territorialen Gemeinwesen ist Soziale Arbeit darum bemüht eine soziale wie politische Öffentlichkeit herzustellen, Kommunikationsstrukturen zu bilden und so die Entscheidungsbefugnisse der Menschen über dieses Gebiet auszudehnen. Boulet u.a. sind der Meinung, „daß praktisch sämtliche institutionellen und interventionsmäßigen Ausprägungen sozialer und sozialpädagogischer Arbeit sich an der territorialen Dimension orientieren sollen bzw. sich ihrer bedienen sollten“ (Boulet u.a. 1980, S. 294).

Weiterhin verweisen die Autoren auf die Problematik und die unzureichende Bestimmung von Gemeinwesen als Territorium und streichen die Bedeutung der Gleichzeitigkeit von „materiell-gesellschaftlichen Bedingungen“ und „politischem Gemeinwesen“ heraus (ebd. S. 153ff.). Bei ihrer begrifflichen und inhaltlichen Erweiterung nehmen sie die klassische Unterscheidung unterschiedlicher Gemeinwesenperspektiven (vgl. Boer/Utermann 1970) auf und rahmen sie neu, indem sie der territorialen Einheit, die funktionale und/oder kategoriale Einheit hinzufügen. Gemeinwesen kann damit auch als funktionale Einheit hinsichtlich der Lebensbedingungen und Einrichtungen für den „Reproduktionsbereich“, d.h. Wohnen, Verkehr, Konsum, Erziehung und Bildung, Freizeit usw. gesehen werden. Diese werden ins Verhältnis zu den Bedürfnislagen und Vorstellungen der Bevölkerung gesetzt. Soziale Arbeit aktiviert und organisiert diese Bedürfnisse der Betroffenen zur Verbesserung ihrer Situation. Praktisch bedeutete dies die Schaffung neuer oder den Ausbau vorhandener Einrichtungen, Mitbestimmungsmöglichkeiten wie bspw. Mieterausschüsse, Planungsinitiativen etc. Und Gemeinwesen lässt sich als kategoriale Einheit betrachten, indem verschiedene in einem Gebiet lebende Bevölkerungsgruppen differenziert werden. Kriterien sind hierbei beispielsweise Alter, Geschlecht, Nationalität, ethnische Zugehörigkeit etc. „Neben der, auf der Hand liegenden Aufteilung in Kinder-, Jugend-, Erwachsenen- und Altenarbeit sind eigenständige Arbeitsansätze z.B. mit Frauen, Zigeunern, ausländischen Arbeitern usw. denkbar“ (Boulet u.a. 1980, S. 298). Jede Gruppe hat ihre eigenen Bedürfnisse, Fähigkeiten, Lebensbedingungen und Probleme. Soziale Arbeit wird hier als gemeinwesenorientierte Zielgruppenarbeit verstanden, die an den spezifischen Charakteristika jeder Gruppe ansetzt und zum Ziel hat, diese Gruppen in Interaktion miteinander zu bringen. In der Regel wurde jedoch meist mit benachteiligten Erwachsenen gearbeitet, während die anderen Altersgruppen nur in Ausnahmen im Vordergrund standen.

Mit der Systematisierung von Gemeinwesen als funktionale und/oder kategoriale Einheiten gelingt es zwar, die rein territoriale Sichtweise von Gemeinwesen als Stadtteil zu erweitern – jedoch beziehen sich diese Einheiten weiterhin auf eine industriekapitalistische Ordnung des Sozialen und damit auch des Räumlichen: Die funktionale Sichtweise der Welt fand ihre Entsprechung unter den begrenzten Bedingungen der schweren Moderne wiederum im Territorium. Dies wird beispielsweise anhand der Anordnung der industriellen Städte deutlich: Arbeiterquartiere, Fabrikareale, Industriellenvillen und geometrisch angelegte Verkehrswege ordnen sich um den Produktionsprozess herum und entlang spezifischer gesellschaftlicher Funktionen an. Auch das gesellschaftliche „Innen“ und das „Aussen“ bezieht sich auf die gesellschaftliche Integration über Erwerbsarbeit (bzw. auf den davon getrennten Lebensbereich des „Lebens“, d.h. der Reproduktion), indem alles was nicht dem Idealbild eines Normalerwerbsarbeitslebenslauf entsprach, außerhalb positioniert war. Hier setzt auch die kategoriale Einteilung der sozialen Welt an, indem beispielsweise der Lebenslauf entlang allgemeingültigen gesellschaftlichen Räumen bzw. Lebensalter geordnet wird: Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter und Alter mit der jeweils entsprechenden Funktion in Bezug auf den Normalerwerbsarbeitslebenslauf. Damit wird mit der funktionalen, kategorialen und schließlich territorialen Ordnung der sozialen Welt die Logik des industriekapitalistischen Arbeitsprozess fordistischer Prägung und der damit zusammenhängenden Konstitution gesellschaftlicher Räume übernommen.

Unter den gesellschaftlichen Bedingungen Ende der 1960er Jahre konnte der über diese Einheiten konstituierte Raum eine gesellschaftliche Spannung auslösen und auf die damaligen sozialen Probleme aufmerksam machen: Im Zuge weltweiter Sozialer Bewegungen (wie Frauenbewegung, StudentInnen- und Bürgerrechtsbewegung Jugendbewegung,) gelang es, mit Ansätzen der Gemeinwesenarbeit auf die (vermeintliche) Gefahr des etablierten Gesellschaftssystems aufmerksam zu machen: Randgruppen (symbolisch wie bspw. „die Jugend“, „die Frauen“, aber auch sozial benachteiligte Personen) drohten aus dem Kernbereich der Erwerbsarbeit dauerhaft ausgegrenzt zu bleiben. Theoretisch knüpften viele ExponentInnen der Sozialen Bewegungen an der These der Entfremdung (und damit an der marxistischen Kapitalismuskritik) an. Diese ist an den industriekapitalistischen Arbeitsbegriff gebunden: Im industriellen Produktionsprozess entfremdet sich der Mensch von dem durch seine Arbeit geschaffenen Produkt, weil er mit zunehmender Arbeitsteilung nur noch Teilarbeiten ausführt, bei denen es auf den Arbeiter in seiner Individualität immer weniger ankommt und er sich deshalb immer weniger über bzw. in seinem Produkt ausdrücken (verwirklichen resp. erkennen) kann (vgl. Marx 1972). „Diese Entfremdung erleben die werktätigen Menschen als materielle Ausbeutung und politische Unterdrückung; sie zeigt sich in erstarrten Verkehrsformen, Kommunikationsstörungen, neurotischen oder psychotischen Symptomen“ (Boulet u.a. 1980, S. 195). Der Vergesellschaftungsprozess als Akkumulationsprozess des Kapitals „trennt den Arbeiter vom Produkt, das er herstellt; er zerstört Kommunikationszusammenhänge (z.B. Fliessbandproduktion), er produziert damit auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens isolierte Bedingungen unter den Menschen“ (Boulet u.a. 1980, S. 193). Die mit der Entfremdung zusammenhängenden Probleme (Abbruch sozialer Beziehungen, häufiger Arbeitsplatz- und Wohnsitzwechsel) ließen sich – so die Argumentation – nicht mehr individuell bewältigen. „GWA hat die Herstellung politischer Handlungszusammenhänge zu besorgen und damit Formen „autonomer Vergesellschaftung“ auf aktuellem historischen Niveau zu ermöglichen: Sie muss den Menschen im Stadtteil die Möglichkeit erleichtern, gemeinsam etwas zu tun, gemeinsam zu feiern, gemeinsam Veränderungen zu bewirken“ (Boulet u.a. 1980, S. 191f.).

Aus diesem Grund ging es Gemeinwesenarbeit darum, gegenkulturelle Räume zu schaffen. Über diese konnten die unterprivilegierten und benachteiligten Menschen aus den entfremdeten gesellschaftlichen Verhältnissen emanzipiert werden. „Die unterprivilegierte Minderheit soll durch GWA befähigt werden, ihre Rechte einzuklagen. (...) Es geht um Nachbarschaft als politische Handlungsgemeinschaft (...). Handlungsgemeinschaft von Menschen in der gleichen Unterdrückungssituation“ (Gronemeyer 1977, S. 66). Ein Ziel der GWA lag dabei in der „Herstellung von Handlungszusammenhängen (...), innerhalb derer die Menschen politisch handeln lernen und die Entfremdung zu den anderen Menschen tendenziell aufheben können“ sowie eine „Anleitung zur Aneignung zu sein, indem die Menschen lernen, die Entfremdung zu sich selbst, zur eigenen Geschichte aufzuarbeiten und zu neuem Selbstbewusstsein zu kommen“ (Boulet u.a. 1980, S. 196).

GWA wurde in der Theorie als politisches, emanzipatorisches, die ungerechten Strukturen bekämpfendes Mittel institutionalisierter Sozialarbeit zu etablieren versucht. Die Ursachen sozialer Probleme wurden in erster Linie gesellschaftspolitisch und überindividuell gesehen. Für die daraus resultierenden notwendigen Veränderungen der gesellschaftlichen Strukturen wurden parteiliche, konfliktorientierte Strategien entwickelt und favorisiert als die geeignetsten Mittel zur tatsächlichen und langfristigen Verbesserung der Lebensbedingungen gesellschaftlich benachteiligter Bevölkerungsgruppen und zu deren Einbindung in politische Entscheidungsprozesse (Mohrlok u.a. 1993, S. 47).

Zur Krise der tradierten Einheiten in der flüchtigen Moderne

Zygmunt Bauman bezeichnet die modernisierte Moderne als „flüchtige Moderne“. In dieser ist von einer „Irrelevanz des Raumes“ auszugehen, da sich „im Softwareuniversum auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigter Daten“ der Distanz-Raum der schweren Moderne überwinden lässt, der territoriale Raum verliert seine strategische Bedeutung (Bauman 2000, S. 140). „Es ist jetzt extraterritorial, flüchtig und wandelbar. Mit der körperlosen Arbeit bricht das Zeitalter des schwerelosen Kapitals an. […] Dauerhaftigkeit wird zur Belastung, wie alles Voluminöse, Stabile und Schwere – alles, was die Bewegungsfähigkeit einschränkt. Riesige Fabriken und korpulente Körper sind out: Früher waren sie Zeichen von Macht und Einfluß ihrer Besitzer. Heute deuten sie auf eine Niederlage in der nächsten Runde der Beschleunigung hin, sie sind ein Zeichen von Unfähigkeit“ (Bauman 2000, S. 145ff.).

Im Zuge dieser „Irrelevanz des Raumes“ löst sich die alte Dichotomie zentrumsnahe Räume vs. periphere Räume als territorial ablesbares und verortbares Phänomen im Zuge der Raumlogik der schweren Moderne auf. An die Stelle von Zentrum und Peripherie, als territorial verortbare Gegensätze (Innen-Aussen, Stadt-Land, Regionale Disparitäten, Nord-Süd-Konflikte u.v.a.m) treten unter den Bedingungen der flüchtigen Moderne neue Abhängigkeiten und damit weitere Spaltungen, die es zuerst sozialräumlich aufzuschließen gilt, bevor geprüft werden kann, ob sie sich überhaupt territorial verorten lassen. Wird heute die „ungleiche Entwicklung“ unter den globaler werdenden Prozessen analysiert, werden weniger die national und regional konstituierten Modelle des Kapitalismus charakterisiert, sondern im Zentrum des Interesses steht „die zugleich integrierende und fragmentierende Dynamik des Kapitalismus, die sich immer wieder in neuen räumlichen Konfigurationen durchsetzt“ (Zeller 2004, S. 324ff.). „Die räumlich ungleiche Entwicklung ist eine der Grundlagen, um Surplus-Profite zu erzielen. In diesem Sinne ist es ein konstituierender Charakterzug des Kapitalismus, räumliche Ungleichheit und ungleiche Beziehungen immer wieder neu herzustellen“ (ebd., S. 336).

Heute durchziehen die dominanten Theorien, wie die neoliberale Wirtschaftstheorie auch die Randbereiche, das heißt beispielsweise auch die Lebensverhältnisse der von der Marktwirtschaft ausgegrenzten und damit für den wirtschaftlichen Produktionsprozess „überflüssigen“ Menschen bzw. Lebensbereiche. Die Folge davon ist die erneute und radikale Separierung von Menschen, indem immer mehr Menschen laufend an Zugangsmöglichkeiten verlieren (vgl. Rifkin 2000). Gleichzeitig werden die Menschen durch das vorhandene Marktprinzip bzw. die systemrationale Logik in sich selbst gespalten. Diese neue Dichotomie ist viel subtiler und auf den ersten Blick nicht eindeutig sichtbar bzw. als Außen bzw. als Peripherie verortbar. Das heißt, dass die klassischen territorialen Verortungen von Ungleichheiten, die gemeinhin als sozialräumliche Segregation aufgeschlossen werden, zu kurz greifen. „Kapitalistische Produktion und Entwicklung haben eine Räumlichkeit, die von dieser Theorie nicht adäquat konzipiert worden ist; vielmehr geht es hier um die Aufzählung von Dingen und Relationen in Räumen, also um die Vorstellung eines Behälter-Raumes (siehe oben), während der Raum selber keinen Einfluß auf diese Prozesse nimmt“ (Hamedinger 1998, S. 251).

Eine zeitgemäße GWA-Perspektive muss deshalb den Zugang zu den heutigen sozialen Räumen über die derzeitigen sozialen Prozesse bzw. die aktuellen sozialen Qualitäten suchen und nicht über die Analyse der physisch-materiellen Strukturen (wie beispielsweise die komplexen städtischen Strukturen). Das heißt, dass im Gegensatz zu den raumzentrierten Arbeiten der Chicago School die territorialen Grenzen nicht mit den sozialen Grenzen gleichzusetzen sind: Der territoriale Raum fällt heute nicht mehr automatisch mit dem sozialen Raum zusammen (vgl. Albrow 1998; Ahrens 2001). Das aktuelle gesellschaftliche „Innen“ und „Außen“ muss dazu erst mal durch neue Modelle erfasst werden, bevor man „mit den Ressourcen eines Stadtteils und seinen BewohnerInnen, um seine Defizite aufzuheben“ arbeitet und dazu weiterhin das Gemeinwesen als „Ort (und das ist zumeist eine sozialräumliche Einheit: Quartier, Institution....), wo die Menschen samt ihren Problemen aufzufinden sind“ fasst (Oelschlägel 2005, S. 653).

Als eine Möglichkeit, die neuen Verwerfungen und Bruchlinien der flüchtigen Moderne zu fassen bietet sich beispielsweise die Idee der gesellschaftlichen Spaltung der Menschen in Segmente (segmentierte Arbeitsgesellschaft) bzw. „Zonen sozialer Kohäsion“ (vgl. Castel 2000) mit entsprechenden (Bewältigungs-)Kulturen an (vgl. Böhnisch/Schröer 2001, S. 105): „Das Paar ‚stabiles Arbeitsverhältnis-solides Eingegliedertsein in soziale Beziehungen’ bildet die Zone der Integration. Umgekehrt addieren sich die negativen Auswirkungen des Fehlens jeglicher produktiven Tätigkeit und der Mangel an gesellschaftlichen Beziehungen zu sozialer Ausgrenzung oder […] eher zu ‚Entkoppelung’. Die soziale Verwundbarkeit stellt eine instabile Zwischenzone dar, welche ein prekäres Verhältnis zur Arbeit mit einer fragilen Unterstützung durch die nächste Umgebung kombiniert“ (ebd., S. 13). Die Menschen, die der heutige radikalisierte Kapitalismus in den „entkoppelten Zonen“ freisetzt, haben einen neuen Status: sie sind überflüssig.

Castels Modell ist kein statisches Modell. Es geht ihm nicht darum, die Individuen in Zonen zu verorten, „als vielmehr Prozesse aufzuklären, die ihren Übergang von der einen in die andere bewirken, etwa das Hinüberwechseln von der Zone der Integration in die der Verwundbarkeit oder den Absturz aus dieser Zone in die gesellschaftliche Nicht-Existenz: Woraus speisen sich die sozialen Räume, wie erhalten sich und vor allem wie lösen sich diese Stellungen auf?“ (ebd., S. 14). In seinem „Zonenmodell“ der segmentierten Arbeitsgesellschaft kommt ein wichtiger Aspekt des neuen Raum-Gesellschafts-Verhältnis angesichts der flüchtigen Moderne zum Tragen: Die beschriebenen sozialen Prozesse verändern die Handlungslogik der Menschen – egal auf welcher sozialen Ebene bzw. gesellschaftlicher Einbettung – grundlegend. Ins Zentrum geraten dabei vermehrt die aus der Gefahr der Freisetzung und des drohenden Abgehängtseins resultierenden Bewältigungshandlungen. Diese sind durch das Festhalten an tradierten Handlungseinheiten der GWA (territorial, funktional und/oder kategorial) unsichtbar gewordenen. An diesen muss Soziale Arbeit heute ansetzen, will sie weiterhin am Sozialen Raum arbeiten und dadurch für alle Menschen erweiterte Zugänge und ermöglichende Perspektiven schaffen.

Fazit – Unsichtbare Bewältigungskarten, Sozialraumarbeit und ermöglichende Perspektive

Nach der gängigen GWA-Logik der 1970er Jahre konnte die Lösung von „struktureller Abhängigkeit“ und „Entfremdung“ durch die Schaffung von gemeinschaftlichen Räumen gefunden werden (real in der physisch-materiellen Welt als Gemeinwesenzentrum oder Bürgerhaus), da das Territorium mit dem Sozialen Raum auf eine spezifische Art verquickt schien. Unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedingungen (flüchtige Moderne) können über territoriale, kategoriale und funktionale Einheiten jedoch kaum noch Gegenwelten zum globalisierten Kapitalismus mehr geschaffen werden. Ein Herauslösen von Räumen (egal ob territorialer oder symbolischer Art) aus der aktuellen neoliberalen Logik und der darauf basierenden Entwicklungsweise erscheinen ebenso illusorisch, wie der Kampf um Freiräume außerhalb des Globalisierungssogs. Gemeinwesenarbeit als Quartierarbeit (Quartiermanagement) in „sozialen Brennpunkten“ der Stadt greift damit zu kurz.

Deshalb ist ein Paradigmenwechsel notwendig, will man weiterhin am Sozialen Raum arbeiten. Es gilt erneut an den unsichtbar gewordenen Bewältigungsleistungen aller Menschen (nicht nur der Erwachsenen) anzusetzen, da die dahinter stehenden Leistungen, Potentiale und Bedürfnisse durch die gängigen Einheiten (territorial, funktional und/oder kategorial) verdeckt sind und nicht wahrgenommen werden (können). So beziehen sich beispielsweise die Engagementstrukturen der Menschen immer weniger auf formalisierte Beteiligungsstrukturen im Stadtteil (wie beispielsweise solche, die über ein Stadtteilfest aktiviert werden können). Das lässt sich an folgendem Beispiel einer Person verdeutlichen, die im herkömmlichen Sinn zu keiner Anspruchsgruppe zugeordnet werden kann und dadurch in dem, in einem Stadtteil stattfindenden Aktivierungsprozess gar nicht sichtbar wird. Nehmen wir das Beispiel einer verheirateten Migrantin, welche weder eine Anlaufstelle (Stadtteilzentrum, Soziale Dienste etc.) in Anspruch nimmt, noch über einen Verein im Gemeinwesen aktiv ist und auch nicht im Erwerbsarbeitsprozess eingebunden ist. Diese Frau kann dennoch einer sinnstiftenden Tätigkeit außerhalb ihrer Familie nachgehen, indem sie auf dem Spielplatz neben ihren drei Kindern, die beiden Kinder der Nachbarin beaufsichtigt, damit diese „ungestört“ einkaufen gehen kann. Sie engagiert sich, ohne dass dieses Engagement institutionell sichtbar wird. Dadurch erhält sie Anerkennung von der Nachbarin und ist in das nicht formalisierte Netz der Mütter in der Nachbarschaft eingebunden. Gleichzeitig fliegt sie regelmäßig in ihr Heimatland, um ihre Geschwister bei der Betreuung der kranken Mutter zu unterstützen. Weiter engagiert sie sich dort in einer karitativen Vereinigung, indem sie neben der aktiven Mitarbeit diese finanziell unterstützt.

Dieses Beispiel verdeutlicht in welcher Hinsicht der Blick auf Gemeinwesenarbeit als Arbeit am Sozialen Raum geöffnet werden muss. Im Zentrum soll die Bevölkerung als Ganzes stehen und nicht mehr eine benachteiligte Zielgruppe mit spezifischen Problemen und Anliegen, wie dies Ansätze aus der internationalen social development Diskussion verdeutlichen (vgl. Midgley 2007). Bevölkerung ist dabei weder territorial, noch funktional noch kategorial zu fassen. Somit gelingt es eine soziale Entwicklungsperspektive aufzuschließen, in der auch benachteiligte Menschen nicht (nur) als Opfer benachteiligender (und unterdrückender) Strukturen gesehen werden, sondern als aktive Gestalter ihres Bewältigungshandeln (vgl. Homfeldt/Schröer/Schweppe 2006).

Über diesen Wechsel hin zur ermöglichenden Perspektive gelingt es, verschiedene Logiken und Kulturen zusammen zu bringen (Erfolgskultur, Anomiekultur und Bewältigungskultur Böhnisch/Schröer 2001). Will man die hinter der heutigen Arbeitsgesellschaft liegenden Probleme verstehen (Freisetzung und Entkoppelung), muss man die Bewältigungswelten erneut lesen lernen, da nur so die aktuellen zu den tradierten Einheiten verlaufenden sozialen Bruchlinien sichtbar werden. Dabei ist davon auszugehen, dass unter den aktuellen arbeitsgesellschaftlichen Verhältnissen alle Menschen ihre unsichtbaren Bewältigungskarten schreiben – und nicht nur die von den wirtschaftlichen Prozessen entkoppelten. Beim Schreiben von Bewältigungskarten werden die Menschen nur sporadisch sichtbar. Für sie haben die institutionalisierten Strukturen nicht unmittelbar handlungsrelevante Bedeutungen. Orientierung, Anerkennung und Selbstwert erhalten sie vermehrt in nicht-formalisierten Engagementstrukturen (vgl. Reutlinger 2005).

Das heißt für Soziale Arbeit insgesamt, dass gleichzeitig eine kritische Reflexion der aktuellen Möglichkeiten und Grenzen der Bearbeitung des Sozialen Raums durch die Soziale Arbeit im Sinne der Gestaltung sozialer Prozesse notwendig ist (Kessl/Reutlinger 2011). Damit bedarf es nicht nur neuer Vergemeinschaftungen über Stadtteilarbeit, sondern (zivil)gesellschaftliche Perspektiven sind nötig, bei der Beantwortung der Fragen: Was ist im Stadtteil möglich? An welchen Ebenen kann Soziale Arbeit im Gemeinwesen ansetzten?

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Der vorliegende, leicht erweiterte Text ist 2008 im Sammelband Schröer, Wolfgang/Steve Stieler (Hrsg.): „Lebensalter und Soziale Arbeit: Erwachsene“, Bd. 4 der Buchreihe Basiswissen Soziale Arbeit (Reihen-Hrsg: H. G. Homfeldt/J. Schulze-Krüdener) unter dem Titel „Gemeinwesenarbeit“ beim Schneider Verlag Hohengehren (Seiten 231-249) erschienen.


Zitiervorschlag

Reutlinger, Christian (2011): Gemeinwesenarbeit und die Gestaltung von Sozialräumen – Anmerkungen zur Krise tradierter Einheiten der Sozialen Arbeit. In: sozialraum.de (3) Ausgabe 1/2011. URL: https://www.sozialraum.de/gemeinwesenarbeit-und-die-gestaltung-von-sozialraeumen.php, Datum des Zugriffs: 21.11.2024